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Plakatmotiv: Legende des Zorro (2005)

Diese Legende
zündet nicht

Titel Die Legende des Zorro
(The Legend of Zorro)
Drehbuch Roberto Orci & Alex Kurtzman & Ted Elliott
Regie Martin Campbell, USA 2005
Darsteller

Antonio Banderas, Catherine Zeta-Jones, Rufus Sewell, Alberto Reyes, Julio Oscar Mechoso, Gustavo Sánchez Parra, Adrian Alonso, Nick Chinlund, Giovanna Zacarías, Carlos Cobos, Michael Emerson, Shuler Hensley, Pedro Armendáriz Jr., Mary Crosby, Mauricio Bonet, Fernando Becerril, Xavier Marc, Pepe Olivares u.a.

Genre Abenteuer, Action
Filmlänge 129 Minuten
Deutschlandstart
27. Oktober 2005
Inhalt

Das vorher von Mexiko kontrollierte Kalifornien wird seit dem Vertrag von Guadalupe Hidalgo vom US-Militär verwaltet. 1850 ruft der Gouverneur von Kalifornien das Volk dazu auf, darüber abzustimmen, ob das Land den Vereinigten Staaten als 31. Bundesstaat beitreten soll.

Jetzt muss Zorro sich an das Versprechen halten, das er einst seiner Frau Elena gegeben hat: seine geheimnisvolle Identität aufgeben und fortan ein normales Leben als Don Alejandro de la Vega führen.

Doch so leicht fügt sich der verwegene Abenteurer nicht in die erzwungene Ruhe als Ehemann und Familienvater und sucht schon bald nach neuen Herausforderungen – sehr zum Missfallen seiner Frau …

Was zu sagen wäre

Wir hatten ihn schon fast wieder vergessen, den Wiedergänger unter den maskierten Helden. Zorro hatte 1998 ein fröhliches Comeback gefeiert, das zu der Anything Goes-Stimmung der damaligen Zeit passte. 250,3 Millionen US-Dollar hatte der Film eingespielt, ungefähr das zweieinhalbfache seiner Produktionskosten, da hatten wir eigentlich mit einer raschen Entwicklung des kassentauglichen Charakters gerechnet.

Passierte aber nicht.

Sieben Jahre später ist Kalifornien auf dem Weg in die Unabhängigkeit. Aber was heißt schon Unabhängigkeit. Die Mächtigen verkaufen es dem Volk als solche, um sich dann im Hintergrund auf dessen Rücken zu bereichern – das kennen wir ja aus der Zorro-Historie. Heute will sich niemand so recht bereichern. Aber jemand hat vor, den Staatenbund der Vereinigten Staaten im Sinne des Wortes zu sprengen, um den Südstaaten zum Durchmarsch zu verhelfen. Hinter dem Plan steckt eine Bruderschaft der Ritter von Aragon, die einer Weissagung folgen, wonach eine große Macht im Westen erwächst. Oder so ähnlich.

Das sieht nach einem Fall für Zorro aus, der an der Westküste der Vereinigten Staaten exklusiv gegen böse Buben kämpft, zurzeit aber Probleme häuslicher Art hat. Zorro bekommt von seiner Frau Elena die Leviten gelesen, die für Freiheitskämpfe aller Art grundsätzlich Verständnis hat, den ihres Mannes aber seit Jahren als abgeschlossen betrachtet, weshalb nun sie endlich mal ihre Pläne fürs Leben umsetzen möchte – Reisen nach New York und dann, vor allem, nach Spanien, ihre zumindest adoptierte Heimat. „Das Volk braucht Zorro noch!“, raunt der Held. „NeinNeinNein, Du brauchst Zorro noch!“ Der Mann ohne Aufgabe ist in jener Zeit kein Mann. Aber heute: „Zehn Jahre lang hast Du für die Freiheit Kaliforniens alles gegeben. Warum kämpfst Du nicht für unsere?“ „Das ist mein Leben, Elena. Mein Leben!“ „Was ist aus dem Mann geworden, den ich geheiratet habe?“ „Und was aus der Frau, die an meiner Seite gekämpft hat?“ „Sie hat jetzt einen Sohn!

Der Kampf in diesem Aufguss des Zorro-Films von 1998 ist vordergründig wie immer der gegen unbotmäßige Lügenbarone, die Freiheit und Arbeit für alle versprechen, um dann über Leichen zu gehen; im Herzen ist es der eines Machers gegen seine emanzipierte Gattin. Plakatmotiv: Legende des Zorro (2005) Der Freiheitskämpfer im 21. Jahrhundert (auch, wenn wir im Film immer noch 1850 schreiben) kann nicht mehr einfach seine Leute befreien. Er muss gleichzeitig auch noch ein guter, treu sorgender Familienvater sein, der jederzeit die Namen der Lehrer seines Sohnes parat hat.

Für eine Heldenfigur, die einem Abenteuercomic des sehr frühen 20. Jahrhunderts entspringt, ist das eine unlösbare Aufgabe. Helden zu jener Zeit waren zweidimensionale Figuren in einem Gut/Böse-Schwarz/Weiß-Kosmos. Irritierenderweise sind aber solche Figuren heute nicht mehr zeitgemäß. Ihren Namen aber kennt jeder. Das spart immense Kosten bei der Werbung für einen Film um einen Helden. Also bastelt sich das Kino den Rächer um aufs 21. Jahrhundert. Und bald kämpft die ganze Familie. Alejandro als Zorro. Elena als Elena, ansonsten genauso kampfstark und clever wie der Maskierte. Joaquin, der zehnjährige Sohn, will da auch nicht zurückstehen und trägt seinen Teil zum Gelingen des Abenteuers bei und selbst Zorros getreues Pferd tut Entscheidendes. Das ist im Verlauf des Films alles so durchsichtig, wie es hier klingt. Der Schurke ist ein böser Franzose mit stechendem Blick und arrogantem Akzent, der Zorro/Alejandro zeitweise seine Elena für Turtel-Dinners entwendet und den erwartungsgemäß fuchsteufelswild macht. Rufus Sewell (Ritter aus Leidenschaft – 2001) spielt diesen Armand so ölig, dass immer klar ist: Diese Liebelei mit Elena wird nichts ernstes. Und ein paar Prügeleien und Fechterin später stehen beide, Alejandro und Elena wieder vor dem Traualtar, von dem aus sich Alejandro gleich aufmacht zu neuen Zorro-Abenteuern. Soweit geht die Emanzipation im US-Kino dann nicht, dass der Held am Ende für Frau  und Familie zuhause bliebe; statt dessen winkt sie ihm in den Sonnenuntergang hinterher und Sohn Joaquin guckt stolz.

Für Catherine Zeta-Jones, für die Die Maske des Zorro 1998 ihr Sprungbrett in den Hollywood-Olymp bedeutete (Ocean's Twelve – 2004; Terminal – 2004; Ein (un)möglicher Härtefall – 2003; Chicago – 2002; America's Sweethearts – 2001; Traffic – Macht des Kartells – 2000; High Fidelity – 2000; Das Geisterschloss – 1999; Verlockende Falle – 1999), ist die Rolle der Elena ausgebaut worden. Das führt aber dazu, dass die Ordnung der stabilen Freund/Feind-Action-Agenda durcheinander kommt. Die Motive der "Ritter von Aragon" klingen kaum durch im Film, weil so viel Filmzeit vergeudet wird mit unergiebigem Eifersuchtsblabla. Dann gibt es immer schnell wieder ein Fechtduell, inszeniert mit weniger Leidenschaft als im ersten Film. Die Unergiebigkeit der Eifersuchtsszenen liegt vielleicht auch an Antonio Banderas, dem mancher Qualitäten eines feurigen Latin Lovers nachsagt (Irgendwann in Mexico – 2003; Femme Fatale – 2002; Original Sin – 2001; Spy Kids – 2001; "Der 13. Krieger" – 1999; Die Maske des Zorro – 1998; Eine Blondine zuviel – Two Much – 1995; Assassins – Die Killer – 1995; Desperado – 1995; Philadelphia – 1993; Das Geisterhaus – 1993). Als ziviler Zorro ist er nur ein Fünkchen, das mit seinen blitzenden Augen rollt und sich albern aufführt, sobald seine Elena die Szene betritt. Und wenn er die Maske überstreift, ist es meist ein Stuntman, der die Arbeit erledigt.

Wir hatten ihn schon fast wieder vergessen, den Wiedergänger unter den maskierten Helden, nachdem er sich nach 1998 wieder zurückgezogen hatte. Dort wäre er besser geblieben. Dann sähe er im 21. Jahrhundert jetzt nicht so alt aus.

Wertung: 2 von 7 €uro
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