Axel Foley hat es nicht weit gebracht in seinem Berufsleben. Er ist nach rund 40 Dienstjahren immer noch einfacher Detective; sein Kollege und Freund Jeffrey Friedman seit einigen Jahren sein Vorgesetzter. Axels Polizeimethoden haben sich seit den frühen Tagen nicht geändert. Gerade hat er im Eishockeystadion von Detroit einen dreisten Raub vereitelt, indem er den Räubern mit einem Schneeräumer durch die Stadt gefolgt ist und unter Hinterlassung allerlei Schrotts alle drei dingfest gemacht hat.
Es gibt den üblichen Ärger und dann klingelt Axels Telefon. Billy Rosewood ist dran, sein alter Freund vom Beverly Hills Police Departement (BHPD). Billy hat sich aus dem Polizeidienst zurückgezogen und arbeitet als Privatdetektiv an einem Fall, in dem das Drogenkartell und eine korrupte Polizeielite Hauptrollen spielen. Mittendrin steckt Jane Saunders, eine 32-jährige Strafverteidigerin – und Tochter von Axel, der mit ihr schon seit ihrer Kindheit keinen richtigen Kontakt mehr hatte. Jane hat pro bono den Fall eines vermeintlichen Polizistenmörders in Beverly Hills übernommen. Kurz darauf wird ein Einschüchterungsversuch gegen sie unternommen, mit dem Hinweis, den Fall nicht weiterzuverfolgen.
Axel macht sich sofort auf den Weg nach Beverly Hills. Dort angekommen stellt er fest, dass Billy verschwunden ist. In dessen Büro, einem Motelzimmer, stört er einige Gangster bei der Suche nach etwas. Nach einer wilden Verfolgungsjagd quer durch Beverly Hills wird Axel verhaftet und landet auf dem BHPD, wo er Grundlage einer stattlichen Polizeiakte ist. Auf dem Chefsessel sitzt mittlerweile John Taggart, der andere Cop, mit dem Axel damals aufregende Zeiten im Nobelstadtteil erlebt hat. Taggart allerdings kann mit der Geschichte des unschuldigen Polizistenmörders wenig anfangen. Der tote Polizist galt als integrer Mann, sein Chef, Captain Grant, war in seinen frühen Jahren Taggarts Schützling.
Rosewood verschwunden, vielleicht tot. Taggart ein Sesselpupser. Foley muss in Beverly Hills – „Alle lieben mich hier!“ – die wenigen Kontakte nutzen, die er noch hat, um Klarheit in die Sache zu bringen: Wer, wenn nicht Janes Mandant, hat den Polizisten ermordet und warum? Wo ist Rosewood? Und: Warum kann sich Captain Grant so 2000-Dollar-Schuhe und eine Rolex leisten?
Axel knüpft zarte Kontakte zu seiner Tochter, die nicht mehr mit ihm spricht, und zu Serge, dem eitlen Kunstmakler …
Ein furchtbarer Film, völlig aus der Zeit gefallen, die Beverly Hills Cop-Macher wollen es – ähnlich faltig gewordenen Altrockern – allen zeigen und nochmal ordentlich abkassieren. Das hat Eddie Murphy vor drei Jahren schon mit der Fortsetzung des charmanten 1988er-Hits Der Prinz aus Zamunda versucht und war damit opulent gescheitert. Jetzt greift er sich seine ikonische Figur, Axel Foley? Schwierig! Das geht schon mit der Figur dieses korrupten Drogen-Captains Cade Grant los. Den spielt Kevin Bacon ("Boston" – 2016; R.I.P.D. – 2013; Crazy, Stupid, Love. – 2011; X-Men: Erste Entscheidung – 2011; Super - Shut Up, Crime! – 2010; Mystic River – 2003; Hollow Man – 2000; Wild Things – 1998; Sleepers – 1996; Apollo 13 – 1995; Am wilden Fluss – 1994; Eine Frage der Ehre – 1992; JFK – Tatort Dallas – 1991; Flatliners – 1990; Im Land der Raketen-Würmer – 1990; She's Having a Baby – 1988; Ein Ticket für zwei – 1987; Footloose – 1984; American Diner – 1982; Freitag, der 13. – 1980; Ich glaub', mich tritt ein Pferd – 1978) mit einer derart beim Grinsen polierten weißen Kauleiste, dass er als Hintermann der Killer überführt ist, bevor er zur Begrüßung „John hat mir viel über sie erzählt“ zu Ende gesagt hat.
An dieser Stelle halten wir kurz inne, um festzustellen, dass dieser Beverly Hills Cop-Aufguss mächtig Laune macht und auf der breiten Palette der Gefühle die Melancholie ebenso bedient, wie die Eitelkeit, den Neid, die pure Freude und die Trauer.
Wo fangen wir an? Als der erste Film mit dem schnoddrigen Cop in die Kinos kam, waren Eddie Murphy und ich 23 Jahre alt. Heute bin ich 63, Eddie Murphy 43 Jahre alt. Da stolpert meine Eitelkeit: Der Mann hat bemerkenswerte Gene, die ihn kaum altern lassen; er muss heutzutage nicht mehr so tollkühn über Hecken hechten, wie damals, cruist dafür mehr im Cabrio umher, und auch seine Kodderschnauze wird im Zeitalter der Wokness heruntergedimmt – aber Murphy hat sich kaum verändert; als hätte die CGI ihn künstlich verjüngt (Der Prinz aus Zamunda 2 – 2021; Aushilfsgangster – 2011; Pluto Nash – Im Kampf gegen die Mondmafia – 2002; Dr. Dolittle 2 – 2001; Bowfingers große Nummer – 1999; Der Guru – 1998; Dr. Dolittle – 1998; Metro – 1997). Die Welt um ihn herum indes hat sich gewaltig verändert. Der korrupte Chef-Cop beschäftigt Schläger einer Mexico-Gang, weil man heutzutage als Polizist so verdammt aufpassen müsse: „Früher konnte man durch ein wenig Kreativität einen Durchsuchungsbeschluss vermeiden. Doch in der heutigen Zeit muss man vorsichtig sein bei allem, was man sagt, bei allem, was man tut. Da hilft es, jemanden zu haben, der außerhalb der Befehlskette arbeitet.“ In den guten alten 1980ern gingen solche kreativen Durchsuchungsbeschlüsse im Kinosessel noch ohne lange Erklärungen durch; da nahmen wir einfach hin, dass korrupte Cops – und, by the way, auch die Good Guys – ungesetzliche Dinge taten. „Die wollen keine Draufgänger mehr da draußen. Heute wollen die Sozialarbeiter auf der Straße“, klagt Axels ehemaliger Kumpel und heutiger Vorgesetzter Jeffrey.
Von solchen Sätzen gibt es im Drehbuch noch einige und im Grunde ist der ganze vorliegende Film ein melancholischer Abgesang auf die Zeiten des guten alten Haudraufundschluss-Actionfilms. Wo Foley in seinem Cabrio damals über den Rodeo Drive an den Flagshipstores von exklusiven Edelmarken wie Gucci, Chanel oder Armani, die sich maximal fünf Prozent der Kinozuschauer leisten konnten, vorbeirollte, leuchten heute die Neons der FastFashion von Massenmarken wie ZARA, Macy's und H&M. Foley rennt mit seiner einst erfolgreichen schnoddrigen Art dauernd gegen Wände: Die Schlüssel besorgen dann seine jüngeren, smarteren Partners in Crime. Schwer vermittelbar, dass Foley heute einen piekfeinen Luxusclub aufmischen könnte, indem er die Parodie des schwulen Loverboys gibt. 1984 war das problemlos möglich. Selbst Serge, die Kunst makelnde Oberschwuchtel – ich entschuldige mich an dieser Stelle für diesen leider nicht zu vermeidenden Begriff aus dem Handbuch der 80er-Jahre-Machos – wirkt 2024, wie ein zu bunt angezogener Best Ager mit gelegentlichen Manierismen; heißt: die Figur verliert alles, was sie einst ausgemacht hat.
Das kann man dem "Beverly Hills Cop 2024" vorwerfen, denn das souveräne Spiel mit den sozialen Schranken, ethnischen Grenzen und respektlosen Geschlechter-Witzen machte aus der Komödie erst jenen Blockbuster, der Teil der Filmgeschichte wurde. Aber Damals ist Damals und heute ist Heute, und es gab zwei Fortsetzungen, die vor allem auf Eddie Murphy und seine Kodderschnauze setzten. Daran gemessen ist "Axel F." eine Family Reunion.
Axel Foley ist eine Figur aus meinen frühen 20er Jahren, die sich in den 1980er Jahren abspielten. Diese 80er waren nach Kindheitserlebnissen in den 60er Jahren mit dem Gummigodzilla und den Teenagererlebnissen in den 70er Jahren mit Katastrophenfilmen das Jahrzehnt, in dem ich schließlich selber entscheiden konnte, für welche Kinokarte ich Geld ausgebe, und für welche nicht. Da waren die Jerry-Bruckheimer-Produktionen und damit auch Beverly Hills Cop ganz vorne mit dabei. Wenn also heute Harold Faltermeyers Axel-F-Theme und der Neutron Dance der Pointer Sisters den Soundtrack des neuen Films durchwandern, dann spüre ich, welches Glück ich mit meinem Geburtsjahr hatte – als Teil der GenZ oder als Millennial hätte ich vom Zauber des analogen Anything Goes, den die Filme damals versprühten, nichts mehr mitbekommen, wäre mit jederzeit verfügbarem visuellen Overkill aus dem Computer in die TikTok-Ecke abgedriftet. Das ist die Melancholie, die der neue Beverly Hills Cop in mir weckt; und die Trauer, dass diese Momente, die mir das Kino damals gegeben hat, unwiederbringlich vorüber sind (ob die aktuellen Kinomomente für die aktuell junge Generation noch Wunder vorhält, das zu entscheiden ist nicht meine Aufgabe).
Damit sind wir bei der Freude! Der Film macht Spaß. Selbst mit dem – oder trotz des – sexistisch, rassistisch sehr runtergedimmten Axel Foley. "Axel F." ist eine fröhliche Erinnerung an jenes Anything Goes der 1980er Jahre, in denen die Studios, durchaus im Geiste der stetigen Profitmaximierung, Dinge ausprobierten, die bis dahin zu teuer oder zu absurd erschienen – zum Gefühl der Melancholie in diesem Zusammenhang gehört auch, dass diese Filme dann den Anfang vom langen Ende jenes analogen Kinos markierten, das ich so geliebt habe. Der schnoddrige Cop aus Detroit rasselt mit schweren Schneeräumern, Lkw und Hubschraubern durch die Straßen der Städte; die Schurken erlauben sich in guter Erinnerung an Heat, einen Klassiker des diesbezüglichen Eskapismus' eine großflächige Schießerei in der Rush Hour, ohne dass man auch nur in der Ferne ein LaLüLaLa hören würde und nebenbei löst Axel Foley noch das Problem mit seiner ihm entfremdeten Tochter. Auch dieser schon in den 80ern so immens wichtige Subplot läuft nach dem damaligen Baukasten-Schema ab. Habe ich den Soundtrack schon erwähnt, der Harold Faltermeyers ikonische Axel-F-Synthesizer ins 21. Jahrhundert transferiert? Cool.
"Beverly Hills Cop: Axel F." ist ein wunderbarer, weil so unerwarteter Schlusspunkt für die Axel-Foley-Filme, ein gelungenes Gute-Laune-Movie. In verschiedenen Interviews rund um die Premiere zum vierten Teil zeigten sich die Hauptdarsteller durchaus nicht abgeneigt, einen "Beverly Hills Cop 5" zu drehen. Auch Produzent Jerry Bruckheimer sagte, dass man durchaus noch Ideen für ein paar Geschichten um Axel Foley im Sinn habe.
Axel F. Immortal: Das klingt jetzt eher, wie eine Drohung.
Die Beverly-Hills-Cop-Serie im Kino
- Beverly Hills Cop – Ich lös' den Fall auf jeden Fall (1984)
- Beverly Hills Cop II (1987)
- Beverly Hills Cop III (1994)
- Beverly Hills Cop: Axel F. (2024)