IMDB

Plakatmotiv: Der verrückte Professor (1996)

Dröhnende Slapstick-Komödie
ganz ohne charmante Figuren

Titel Der verrückte Professor
(The Nutty Professor)
Drehbuch David Sheffield & Barry W. Blaustein & Steve Oedekerk & Tom Shadyac
nach dem Drehbuch des gleichnamigen Films von und mit Jerry Lewis
Regie Tom Shadyac, USA 1996
Darsteller

Eddie Murphy, Jada Pinkett, James Coburn, Larry Miller, Dave Chappelle, John Ales, Patricia Wilson, Jamal Mixon, Nichole McAuley, Hamilton von Watts, Chao Li Chi, Tony Carlin, Quinn Duffy, Montell Jordan, Doug Williams, David Ramsey, Chaz Lamar Shepherd, Lisa Halpern u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 95 Minuten
Deutschlandstart
17. Oktober 1996
Inhalt

Sherman Klump ist ein sehr dicker, aber auch sehr gutmütiger Mann. Er arbeitet als Professor an einem College, wo er kurz vor einem Durchbruch bei seiner Genforschung steht.

Er ist verliebt in die Lehrerin Carla, aber auch frustriert über seine nicht gerade attraktiven Körpermaße. Also beschließt er, seine neue Formel an sich selbst zu testen. Wenige Minuten später verlässt der schlanke, gut gebaute und schlagfertige Buddy Love das Labor des Professors …

Was zu sagen wäre

Tom Shadyac und Eddie Murphy haben sich aus der Filmvergangenheit bedient und Jerry Lewis' Komödie "Der verrückte Professor" von 1963 auf heutige Zeiten umgeschrieben. Der damalige Professor war exzentrisch, chaotisch und unansehnlich. Der heutige Professor ist fett. Über seine Arbeit im Labor ist er auf ein Mittel gestoßen, dass ihn körperlich verändert. Jetzt ist Professor Klump flott, charmant. Und durch einen übermäßigen Zuschuss von Testosteron ein männlich-arrogantes Ekel, Dr. Jekyll und Mr. Hyde winken aus der Ferne.

Nun verliebt sich die attraktive Dozentin Carla in das Herz des dicken und das Aussehen des schlanken Mannes, dessen arrogantes Auftreten sie gleichzeitig abstößt. An dieser Beziehung ist alles falsch, was man in einem Drehbuch falsch machen kann. 1963 mag das lustig gewesen sein, wenn Jerry Lewis in zwei Inkarnationen um das Herz der Studentin Stella Purdy ringt. Aber wieso findet die 1996er Dozentin den schlanken Buddy Love abstoßend arrogant und ist gleichzeitig in ihn verliebt? Im Kinosessel nicht zu glauben. Diese Beziehung entwickelt sich nicht, weil der Film dafür gar keine Zeit hat.

"The Nutty Professor" ist eine One-Man-Show für Eddie Murphy (Beverly Hills Cop III – 1994; Und wieder 48 Stunden – 1990; "Harlem Nights" – 1989; Der Prinz aus Zamunda – 1988; Beverly Hills Cop II – 1987; "Auf der Suche nach dem goldenen Kind" – 1986; Beverly Hills Cop – 1984; Die Glücksritter – 1983; Nur 48 Stunden – 1982). Darin ähnelt der Film einem, in dem Murphys ehemaliger Partner Dan Aykroyd aus Die Glücksritter (1983) die Doppelrolle eines biederen Literaturprofessors und die eines durchgeknallten Zuhälters spielte; in Dr. Detroit (1983) schaffte Aykroyd diesen schwer möglichen Spagat, weil das Drehbuch sich die notwendigen zehn Minuten Zeit nahm, um eine halbwegs mitzuverfolgende Geschichte zu erzählen. Im vorliegenden Film aber spielt Murphy lieber gleich sieben Charaktere und die brauchen alle Zeit zur Entfaltung und für Comedy beim Abendbrot. Neben dem dicken Professor spielt er seine Großmutter, seinen Großvater, seine Mutter, seinen Bruder, den flotten Buddy Love und einen Aerobictrainer im Fernsehen. Die Folge sind nicht enden wollende PippiKackaPups-Witze in dröhnender Lautstärke, die den Film unentwegt ausbremsen und in der deutschen Synchronfassung auch noch den letzten Rest Charme kosten. Für auch nur kleinste Überraschungen im Drehbuch bleibt kein Platz.

Im Rest der Filmzeit wackelt Jada Pickett als Carla Party im kurzen Rock durchs Bild und soll dabei begehrenswert erscheinen. Oder der intrigante Dekan der Universität, der auf der Suche nach potenten Sponsoren ist und den dicken Professor lieber heute als morgen los werden will, kommt ins Labor und droht dem Professor mit Rausschmiss. Filmlegende James Coburn (Eraser – 1996; Maverick – Den Colt am Gürtel, ein As im ärmel – 1994; Hudson Hawk – Der Meisterdieb – 1991; Steiner – Das Eiserne Kreuz – 1977; Schlacht um Midway – 1976; Pat Garrett jagt Billy the Kid – 1973; Charade – 1963; Gesprengte Ketten – 1963; Die glorreichen Sieben – 1960) spielt diesen potenziellen Sponsor, guckt als solcher aber nur verwirrt in die Kulisse – mehr bietet ihm das Drehbuch nicht an.

Eine Dramaturgie ergibt das alles nicht. Es bleiben Eckpunkte für Auftritte von Eddie Murphy als Stand-Up-Komiker, die in der US-Fassung des Films einigermaßen lustig sind, im Deutschen aber jeden Bezug zu allem verlieren und nur schal wirken. Murphy in mehrere Rollen zu besetzen, hat im Prinz aus Zamunda damals wunderbar funktioniert, weil der Komiker seine offenbar nicht auszubremsenden explosiven Ausbrüche in diesen Statistenrollen kanalisieren und sich dann ganz auf den Ausbau des Charakters seiner Hauptfigur konzentrieren konnte.

Sein Professor Sherman Klump hat aber keinen Charakter zum ausbauen. Er ist lieb, nett, er weiß, dass er zu dick ist und einmal macht er ein betroffenes Gesicht, weil ein Date sehr schief läuft, heißt: Er bleibt, was er schon ist; er lernt nichts dazu. Beeindruckend an diesem Professor ist einzig die Maske. Unter dem Fatsuit als Professor – aber auch in seinen anderen Auftritten im Film – ist Murphy kaum zu erkennen. Das langt aber gerade für den groben Slapstick, den der Film bietet. Nicht für mehr.

Wertung: 3 von 11 D-Mark
IMDB