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Plakatmotiv: Der Prinz aus Zamunda (1988)

Charmante Romantic Comedy
mit überraschenden Einfällen

Titel Der Prinz aus Zamunda
(Coming to America)
Drehbuch David Sheffield & Barry W. Blaustein
Regie John Landis, USA 1988
Darsteller

Eddie Murphy, Arsenio Hall, James Earl Jones, John Amos, Madge Sinclair, Shari Headley, Paul Bates, Eriq La Salle, Frankie Faison, Vanessa Bell Calloway, Louis Anderson, Allison Dean, Sheila Johnson, Jake Steinfeld, Calvin Lockhart, Samuel L. Jackson, Cuba Gooding junior, Victoria Dillard, Ralph Bellamy, Don Ameche u.a.

Genre Komödie, Romantik
Filmlänge 117 Minuten
Deutschlandstart
1. September 1988
Inhalt

Es ist sein 21. Geburtstag und da beginnt für Prinz Akeem aus dem Königreich Zamunda der Ernst des Lebens. Er soll verheiratet werden, hat aber beim besten Willen keine Lust auf seine Braut, die ihm viel zu unterwürfig ist.

Der Prinz macht sich auf nach New York, um im Stadtteil Queens eine Frau zu finden, die mit selbstständiger Persönlichkeit auf sich aufmerksam macht. Begleitet von seinem Diener Semmi gibt sich Akeem als armer Student aus, um zu verhindern, dass alleine sein Status Frauen anlockt. Und tatsächlich findet der Prinz in Lisa McDowell, der Tochter eines Fast-Food-Restaurant-Besitzers, eine Frau, die ihn interessiert.

Akeem geht sogar so weit, dass er im Restaurant von Lisas Vater anheuert, um ihr nahe sein zu können. Der Verlust an Luxus macht dem an Reichtum gewöhnten Prinzen dabei überhaupt nichts aus. Semmi hingegen, der sich ebenfalls zurückhalten muss, um die Tarnung nicht zu gefährden, tut sich schwer mit dem spartanischen Leben …

Was zu sagen wäre

Der künftige König möchte keine unterwürfige Frau. Er sucht eine, die ihm Contra gibt. Er hat nichts dagegen, dass er jeden Morgen von drei nackten Schönen im Bad eingeseift wird – „Der königliche Penis ist nun sauber, Eure Hoheit!“ – aber er muss deswegen ja nicht gleich Sex haben mit den schönen Untertaninnen. Der sanfte Prinz wird gespielt von Eddie Murphy, berühmt geworden als Zoten reißende Kodderschnauze vom Dienst (Beverly Hills Cop II – 1987; "Auf der Suche nach dem goldenen Kind" – 1986; Beverly Hills Cop – Ich lös' den Fall auf jeden Fall – 1984; "Angriff ist die beste Verteidigung" – 1984; Die Glücksritter – 1983; Nur 48 Stunden – 1982). Das erfrischende an dieser charmanten Romantic Comedy ist, dass sie mit den Klischees spielt und sie auf den Kopf stellt. Leute aus Afrika sind immer arm und Schafhirten? Findet Darryl völlig plausibel. Darryl ist Lisas Freund, durch eine Haarwasser-Erfindung seines Vaters sehr reich. Darryl ist ein arrogantes Scheusal.

Dass es in Afrika nicht nur Schafhirten gibt, macht gleich der Titelvorspann deutlich. Da schwebt die Kamera langsam an ein großes, schlossähnliches Gelände heran, in dem sich die Einwohner Zamundas gerade auf die prunkvolle Hochzeit ihres Prinzen vorbereiten. Und Amerika? Amerika ist im Film der New Yorker Stadtteil Queens (wo sonst kann ein Prinz seine Königin finden?). Queens ist runtergerockt, brennende Mülltonnen, an denen sich Obdachlose wärmen, Ratten beleben das Straßenbild. Der reiche, wohl erzogene Afrikaner kommt ins bedürftige Amerika, ein schönes Bild. Plakatmotiv (DDR): Der Prinz aus Zamunda (1988) John Landis führt Regie, der kann mit anspielungsreichen Bildern umgehen. Seine knapp zwei Stunden Film sind voller lustiger Bildideen, ob das die wilden Tiere sind, die in einem in Zamundaununterbrochen über den Weg laufen oder die Hamburger-Braterei, die Lisas Vater betreibt und die sehr so aussieht, wie die Filialen der großen Mc-Hamburger-Kette; aber wo er doch auch nun mal McDowell heißt, was soll er machen?

Landis entwirft ein Gesellschaftsporträt lauter kaputter Figuren. Die Einwohner Amerikas kämpfen ums Überleben, für ein Dach über dem Kopf. Lisa wird von ihrem Vater in die Arme eines reichen Schnösels getrieben. Ihre jüngere Schwester ist neidisch, weil Lisa immer die tollen Jungs abkriegt und sie nur den Rest. Lisas Vater, der mit allen Tricks darum kämpft, vom weißen Amerika anerkannt zu werden und seiner Familie ein gutes Heim bieten zu können. Selbst Darryl ist ein beschädigter. Niemand hat ihn gelehrt, dass man nicht als Statussymbol leben kann. Der König von Zamunda wird beinah Opfer seiner selbst erlassenen Edikte und muss erst von seiner Frau, der Königin, daran erinnert werden, dass auf dem Thron sitzen nicht alles ist, was ein König zu erledigen hat. Nur der Prinz ist gesund. Niedere Triebe sind ihm, der auf Rosen gebettet aufwuchs, fremd. Er ist freundlich zu jedermann und begierig, dazu zu lernen.

Dass ausgerechnet Eddie Murphy diesen sanften Charakter so überraschend unaufgeregt spielt, liegt womöglich daran, dass John Landis ihm und seinem Kompagnon Arsenio Hall, der des Prinzen Diener Semmi spielt, jede Menge Platz zum sich austoben gegeben hat. Beide schlüpfen in noch vier weitere Rollen; es sind Figuren am Rand der Geschichte. Zwei Friseure etwa, die sich sehr lebhaft darüber streiten, welcher Boxer der Größte der Geschichte ist. Ein Reverend, der die Existenz Gottes in den runden Hintern einiger Bikinimädels bewiesen sieht. Murphy und Hall liefern herrliche Miniaturen. Deswegen können sie sich in ihren Haupt-Rollen zusammenreißen. Ganz am Rande, auf einem Müllberg, treffen wir übrigens Randolph und Mortimer Duke wieder, die von Eddie Murphy in die Gosse getriebenen Ex-Wall-Street-Bosse aus Landis' Die Glücksritter. Sie leben als Obdachlose, bis der Prinz ihnen ein Bündel Dollarnoten zusteckt, mit denen die beiden sich zurück kämpfen wollen. Solche Film-im-Film-Gimmicks baut Landis häufig in seine Filme ("Drei Amigos!" – 1986; Kopfüber in die Nacht – 1985; Unheimliche Schattenlichter – 1983; Die Glücksritter – 1983; "American Werewolf" – 1981; Blues Brothers – 1980; Ich glaub', mich tritt ein Pferd – 1978; Kentucky Fried Movie – 1977; Schlock – Das Bananenmonster – 1973). Sie machen einen Teil des Spaßes aus.

Mit großen Schauspielleistungen indes wartet der Film nicht auf. Dafür geben die Figuren zu wenig her, die allesamt Funktionscharaktere sind, Figuren, die kein Eigenleben entwickeln. Ihre jeweiligen Story-Funktionen transportieren die Akteure passabel, aber etwa Shari Headley (Lisa) und Eriq La Salle (Darryl) sind mit ihrer mimischen Qualität in Nachmittag-Sitcoms besser aufgehoben. Andererseits, nicht abgelenkt durch schauspielerische Extravaganza, können wir uns im Kinosessel ganz auf die charmante Geschichte und die vielen schönen Bild- und Drehbucheinfälle einlassen.

Und auf das Märchen natürlich, in dem das bezaubernde Mädchen den sanften Mann mit dem Putzfeudel dem lauten mit dem Geldbeutel vorzieht.

Wertung: 8 von 10 D-Mark
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