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Plakatmotiv: Der Prinz aus Zamunda 2 (2021)

Eine bunte Fortsetzung,
die ihren Sinn verbirgt

Titel Der Prinz aus Zamunda 2
(Coming 2 America)
Drehbuch Kenya Barris & Barry W. Blaustein & David Sheffield
mit Charakteren von Eddie Murphy
Regie Craig Brewer, USA 2021
Darsteller

Eddie Murphy, Arsenio Hall, Shari Headley, Jermaine Fowler, Leslie Jones, John Amos, James Earl Jones, Wesley Snipes, Vanessa Bell Calloway, KiKi Layne, Paul Bates, Nomzamo Mbatha, Bella Murphy u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 110 Minuten
Deutschlandstart
5. März 2021
Inhalt

Nach all den Jahren steht Prinz Akeem nun endlich kurz davor, zum König von Zamunda gekrönt zu werden. Denn sein Vater liegt im Sterben – und will sich mit einem prunkvollen Begräbnis aus dem Reich der Lebenden verabschieden. Seine Nachfolge ist soweit geregelt: Akeem hat drei bildschöne Töchter. Die älteste soll bald den Sohn des Warlords Izzy heiraten, um die Zamundaische Thronfolge zu sichern – sowie einen Waffenstillstand mit dem machtgierigen Izzy. Denn: Der Thronfolger muss männlichen Geschlechts sein. Akeems Älteste darf ohne Ehemann also nicht Königin werden.

Kurz vor den Feierlichkeiten erfährt Akeem, dass er offenbar einen Sohn in New York hat. Ohne zu wissen, wie es zu LaVelle kam, ist der neue Herrscher über Zamunda fest entschlossen, seinem Nachkömmling einen Besuch abzustatten. Gemeinsam mit seinem treuen Gefährten Semmi macht er sich also einmal mehr auf den Weg in die Vereinigten Staaten, um seinen Spross zum neuen Kronprinzen von Zamunda zu erziehen.

In Zamunda stellt General Izzi dem jungen Mann seine Tochter als zukünftige Ehepartnerin vor. Während LaVelle sich auf die Prüfung zum Prinzen vorbereitet, verliebt er sich in seine Friseurin Mirembe und reist mit ihr zurück nach New York um sie zu heiraten.

Und so treibt das königliche Drama dort auf seinen Höhepunkt zu, wo alles begann: in Queens …

Was zu sagen wäre

Und wieder fliegt die Kamera mit dem Titelvorspann am Paramount-Berg vorbei und landet im prunkvollen Königreich von Zamunda. Alle sind 30 Jahre älter geworden. Aber sonst ist eigentlich alles wie damals: fröhlich, prunkvoll und ein ganz klein bisschen macho.

Außerdem ist alles ein bisschen verlogen. Diese Fortsetzung nach 33 Jahren macht den Zauber des Originals zunichte. Der Prinz aus Zamunda war cineastisch betrachtet kein Meisterwerk. Er hat sich über die Jahrzehnte aber als erstaunlich guter Freund des Kinogängers gehalten. War er damals ein überraschend warmherziger Film in hektischen, actionreichen Kinozeiten, der Eddie Murphy in unerwartet familiärer Rolle zeigte, ist er eben das über die Jahre einfach geblieben. Heute würde man ihn etwas kompakter inszenieren, aber der Film von 1988 behauptet sich als Wegmarke im Filmstrom der Jahrzehnte.

Wie der Film heute aussehen könnte, zeigt diese unerwartete Fortsetzung – Murphy und Craig Brewer hatten vor zwei Jahren das Blaxploitation-Biopic "Dolemite Is My Name" gedreht, verstanden sich gut und kamen auf die Idee, "Zamunda" fortzusetzen. Plakatmotiv (US): Coming 2 America (2021) Dafür haben sie den Zauber des Originals gefährdet, der sehr von der unschuldigen Freundlichkeit der Murphy-Figur lebte. Der steinreiche Prinz war im runtergerockten Queens-Umfeld – neben seiner Lisa – der einzig wahrhaftige Charakter. Er suchte seine Königin, ließ sich nicht ablenken, fand seine Königin. And they lived happily ever after.

Aber offenbar hat er sich nun doch ablenken lassen. Denn er hat in Queens einen unehelichen Sohn. Das neue Drehbuch verwickelt den damaligen Prinz Akeem in den Albtraum eines drogenumnebelten One-Night-Stands mit einer monströsen Barfly, bei dem LaVelle gezeugt wird. Die Szene wirkt so hilflos inszeniert, wie sie zur Zamunda-Gesamtschau passt: Die sahnige Kunst, mit der Hollywood 1988 eine Welt geschaffen hatte, in der Schwarz und Weiß (oder People of Color und People of No Color) ohne Rassismus, ohne Unterdrückung zusammenlebten und die Gelegenheit hatten, nur ihrem Herzen folgen zu können, wird jetzt kurz flockig. Murphy und Brewer beschädigen das damalige Märchen, um ein neues erzählen zu können – es braucht halt diesen männlichen Thronerben (und der muss aus Akeems Lende kommen).

Worin gleich das neue Hindernis liegt, denn: Was soll man eigentlich erzählen in einer Fortsetzung eines Films, zu dem wirklich niemand eine Fortsetzung erwartet oder gar verlangt hat? Hier kommt die Tradition des alten Machismo daher: Obwohl Akeems Älteste perfekt auf die Thronfolge vorbereitet ist, muss ein Mann auf den Thron. Das geht im Kino des 21. Jahrhundert natürlich gar nicht mehr, eines dieser Anführungszeichen-Probleme, die Hollywood immer noch nutzt, um sie dann – Ta-Daaa – zu überwinden. Für einen Unterhaltungsfilm wäre aber der allein am Geschlecht ausgefochtene Streit um die Thronfolge vielleicht doch zu lilalatzhosig, Also ist auch der neu gefundene Thronfolger mitsamt seinem proletarischen Anhang aus Queens im Zamunda-Umfeld ein bisschen spooky – aber nur ein bisschen, denn eigentlich besteht die Family aus Queens aus lauter hip-hop-verliebten Frottée-Gangstas und damit aus emotionalen Verwandten der Figuren von 1988, die ja auch alle nicht wirklich böse waren. Damit wird dem Film die Zeit gegeben, sich auf 110 Minuten zu strecken. 

Den Rest erledigen fette Gaststars wie Morgan Freeman, Salt 'n Peppa, Gladys Knight und Wesley Snipes, der als durchgeknallter Warlord Izzy den Kontrapunkt zu den Queens-Gangstas setzt. Und – tatsächlich – alle Figuren (bis auf Akeems Mutter, die Königin), die auch 1988 schon eine Rolle spielten; die Friseure, der sexistische Reverend, der furchtbar schlechte Bandleader Randy Watson, hinter denen sich auch heute Eddie Murphy und Arsenio Hall in verschiedenen Masken austoben. Notwendig, also im Sinne von Müssen wir unbedingt haben, macht das den Film nicht. Niemand braucht diesen Film als Fortsetzung. Im Filmstrom der Jahrzehnte wird er unerkannt fortgeschwemmt werden.

Aber als witziger Unterhaltungsfilm mit warmherzigen Momenten für einen Samstagabend taugt "Coming 2 America" allemal.

Wertung: 3 von 8 €uro
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