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Plakatmotiv: X-Men - Erste Entscheidung (2011)

Identitätssuche im Zeichen
von Kubakrise und Mutanten

Titel X-Men – Erste Entscheidung
(X-Men – First Class)
Drehbuch Ashley Miller & Zack Stentz & Jane Goldman + Matthew Vaughn & Sheldon Turner & Bryan Singer
nach den Marvel Comics von Stan Lee und Jack Kirby
Regie Matthew Vaughn, USA 2011
Darsteller

James McAvoy, Michael Fassbender, Kevin Bacon, Rose Byrne, January Jones, Jennifer Lawrence, Nicholas Hoult, Oliver Platt, Morgan Lily, Álex González, Jason Flemyng, Zoë Kravitz, Bill Milner, Laurence Belcher, Beth Goddard u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 132 Minuten
Deutschlandstart
9. Juni 2011
Inhalt

Damals (1944) In einem Konzentrationslager in Polen wird Eric Lensherr, ein kleiner Junge, von KZ-Wissenschaftler Klaus Schmidt gefoltert. Eric soll eine geheimnisvolle, offenbar magnetische Fähigkeit vorführen. Andernfalls wird seine Mutter vor seinen Augen erschossen.

Eric schafft es nicht. Schmidt erschießt seine Mutter wird vor seinen Augen.

In einem noblen britischen Landsitz überrascht der wohl behütet aufgewachsene Charles Xavier eine Einbrecherin. Vor seinen Augen verwandelt sie sich in ein kleines blauhäutiges Mädchen namens Raven - eine Mutantin, die ihre Gestalt wandeln kann. Charles ist erfreut, weil er jetzt nicht mehr der Einzige ist mit einer besonderen Fähigkeit. Charles kann Gedanken lesen, Gedanken anderer manipulieren. Die beiden werden Freunde.

Teaserplakat: X-Men - Erste Entscheidung (2011)

Heute (1962) Der nun erwachsene Erik Lehnsherr jagt Klaus Schmidt, um sich an ihm zu rächen. Über eine Bank in der Schweiz erfährt er von Schmidts vermutlichem Aufenthaltsort in Südamerika und, dass der sich jetzt Sebastian Shaw nennt. Shaw betreibt heute schwunghaften Waffenhandel und fädelt gerade in Las Vegas einen Deal ein - dabei wird er von der findigen CIA-Agentin Moira observiert. Shaw umgibt sich mit seltsamen Gestalten und Bodyguards: eine leicht bekleideten Blondine, die Gedanken lesen und sich in Diamant wandeln kann, ein knallrotes Wesen, das auftauchen und verschwinden kann, schneller als ein Augenblinzel und ein Mann, der Tornados auf seinen Handflächen erzeugen kann. Moira kann ihre Erkenntniss in der CIA-Zentrale nicht vermitteln - niemand glaubt ihr, vor allem nicht, dass ein einflussreicher General gerade in Las Vegas dabei sei, die USA zu verkaufen, wo ebendieser General doch gerade im War Room des Präsidenten referiere.

Frustriert reist Moira nach England, wo sie Charles Xavier treffen möchte, der sich gerade in Genetik habilitiert hat, was er zusammen mit seiner "Schwester" Raven feiert. Moira spricht ihn auf die mögliche Existenz von Mutanten an, woraufhin er, misstrauisch geworden, ihre Gedanken liest und so von den Ereignissen in LAs Vegas erfährt. Gemeinsam mit Raven machen sich die beiden auf nach Washington, um die CIA davon zu überzeugen, dass es Mutanten gibt. Aber die CIA-Bosse nehmen auch Xavier nicht ernst - nur ein Abteilungsleiter, der die Mutanten in seine geheime Forschungseinrichtung bringt, in der an paranormalen Phänomenen geforscht wird. Dort treffen sie auf den jungen Wissenschaftler Hank McCoy, der von Xavier sofort als Mutant erkannt wird, was Hank seinen Vorgesetzten immer verschwiegen hat. Er verfügt über übermenschliche Stärke und Beweglichkeit, doch er schämt sich seiner affenartigen Füße, die er immer verbirgt. Raven und er scheinen sich ineinander zu verlieben.

Shaw, der - wie der verräterische General schmerzhaft erfahren musste - selbst ein Mutant ist, treibt seine Verschwörungsspiele weiter. Nachdem er über den General erreicht hat, dass die USA in der Türkei Atomraketen stationieren, überredet er nun Russland, Atomraketen auf Kuba zu stationieren. Saw will, dass die Menschheit sich mittels Atomkrieg auslöscht und dann die Welt für sich und seine Mutanten reservieren.

In Langley hat Xavier derweil damit begonnen, die Welt nach weiteren Mutanten abzusuchen ...

Was zu sagen wäre

Dieser Film ist eine schöne Überraschung. Nachdem mittlerweile (2011) so viele Superhelden auf die Leinwand drängen, dass die ersten - Spider-Man, Batman - schon ihren ersten Relaunch erleben, muss man aufpassen, auf der Höhe der jeweiligen Heldenzeit zu bleiben.

Dieser Film ist keine Neuauflage, sondern ein weiteres Kapitel der mittlerweile vier X-Men-Filme. Ähnlich wie X-Men Origins: Wolverine ist auch der vorliegende eine Art Origins, erzählt, wie sich die Mutanten finden und entwickeln, warum sie sich untereinander bekämpfen und Feinde wurden. Der Film beginnt sehr ähnlich wie der erste X-Men-Film, nahezu Bildgleich wird die KZ-Geschichte um Eric Lehnsherr gezeigt, ergänzt um neue Einzelheiten.

Teaserplakat: X-Men – Erste Entscheidung (2011)Bedauerlich ist, dass die Continuity zu den anderen X-Filmen nicht gewahrt weren konnte: Charles sitzt am Ende des vorliegenden Films im Rollstuhl. In X-Men Origins: Wolverine, der zeitlich nach "First Class" spielt, tut er das noch nicht. Auch werden Charles und Eric in anderen Filmen noch als Freunde zu einer Zeit gezeigt, die nach den Ereignissen aus dem vorliegenden "First Class" spielen, in dem sie aber als Gegner auseinander gehen; Mystique hat bisher in ihrer blauen Form stets eine verzerrte Stimme gehabt; hier nicht mehr. Dr. Hank McCoy ist am Ende von "First Class" bereits das blaue Beast. Dabei taucht er in dem zeitlich später angesiedelten X-2 wieder als unscheinbarer Mensch auf. Soweit das ... Besserwisser-Modus aus.

Der Film ist spannend. Der Film zeigt aufregende Bilder. Der Film zeigt frische und gute Gesichter. Und er erzählt eine durchgehend glaubhafte, dramatische Geschichte, die sich smart in die Kubakrise Anfang der 1960er Jahre einklinkt. Es sind die klassischen Kino-Themen: Boy meets Girl, Außenseiter muss sich beweisen, junge Menschen müssen zu sich und ihrem Weg finden und währenddessen bedroht das Böse die Welt. Sehr schön, dass sich die Gruppe der Mutanten am Ende zwar trennt, dies aber in Respekt. Die offene Feindschaft ist noch nicht aufgebrochen.

Vor allem aber ist X-Men-First Class nicht so schwerblütig, wie die Vorgänger, die – im direkten Vergleich – doch sehr bedeutungsschwanger wirkten, weil es nur um Böse intolerante Menschen gegen verfolgte unschuldige Mutanten ging. Der Kniff gegen das schwere Blut sind die Swinging Sixties. Die bisherigen Filme spielten alle in der Jetztzeit. "First Class" spielt während der Kubakrise und entsprechend konsequent haben die Produzenten das Design und die Kostüme (endlich sind sie gelb-schwarz, wie in den Vorlagen) entworfen.

Kurz: Einer der wenigen Superheldenfilme, die ich mir gerne ein zweites und drittes Mal anschaue, weil es noch viel zu entdecken gibt.

Außerdem finde ich January Jones bezaubernd.

Wertung: 6 von 7 €uro
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