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Plakatmotiv: Shazam! Fury of the Gods (2023)

Die Rettung der Welt
ist jetzt Familiensache

Titel Shazam! Fury of the Gods
(Shazam! Fury of the Gods)
Drehbuch Henry Gayden & Chris Morgan
nach den DC-Charakteren von Bill Parker & C.C. Beck & William Moulton Marston
Regie David F. Sandberg, USA 2023
Darsteller

Zachary Levi, Asher Angel, Helen Mirren, Lucy Liu, Jack Dylan Grazer, Djimon Hounsou, Rachel Zegler, Cooper Andrews, Marta Milans, Grace Fulton, Faithe Herman, Ian Chen, Jovan Armand, Adam Brody, Meagan Good, Ross Butler, D. J. Cotrona, Gal Gadot, Jennifer Holland, Steve Agee, David F. Sandberg, Mark Strong u.a.

Genre Comicverfilmung
Filmlänge 130 Minuten
Deutschlandstart
16. März 2023
Inhalt

Billy Batson ist ein Teenager der etwas besonderen Art. Wenn er das Zauberwort „Shazam!“ sagt, verwandelt er sich in einen Superhelden – in sein erwachsenes Alter-Ego. Doch nicht nur er hat ungewöhnliche Superkräfte, auch seine Pflegefamilie-Geschwister Freddy, Mary, Pedro, Eugene und Darla, von denen jeder andere Kräfte mitbringt, sind mit von der Partie.

Als sie im Laufe der Zeit lernen, mit diesen Kräften umzugehen, folgt eine unheilvolle Konfrontation mit den Titanen-Töchtern Hespera, Kalypso und deren jüngerer Schwester Anthea, die im Auftrag des Titans Atlas der Erde einen Besuch abstatten und nichts Gutes verheißen.

Billy wird sich fortan wappnen müssen, obwohl er gleichzeitig inmitten einer Sinnkrise steckt und von dem Glauben geplagt wird, den Superheldenstatus nicht zu verdienen …

Was zu sagen wäre

Der Film ist eine Fortsetzung. Das hat man vielleicht nicht mehr so auf dem Schirm, nachdem vier Jahre lang nichts passiert ist – was für eine Filmserie eine echt lange Pause ist. Auch hier, wie bei so vielen anderen Produktionen gilt der Satz Die Covid-Epidemie hat den Drehplan durcheinander gebracht.

Was insofern blöd ist, weil wir das, was im ersten Teil passiert ist, nahezu komplett vergessen haben. Da war was mit dunklen Höhlen, versteinerten Sünden und einem Möchtegern-Zauberer, der als nicht würdig genug empfunden und verbannt worden war, es aber irgendwie zurück in die Welt der Lebenden geschafft hatte und dort dann Unheil anrichtete. Und ein Teenager, der, wenn er „Shazam!“ sagt, zu einem echt unüberwindbaren Superhelden wird, konnte ihn schließlich bezwingen. Soweit, so gut. Es ist einfacher, wenn man die Vorgeschichte nochmal schnell referiert, bevor man sich nun vier Jahre später die verspätete Fortsetzung ansieht. Dann fragt man sich sich nicht dauernd Wie war das nochmal damals?

Heute jedenfalls ist der Teenager-Held Billy Teil einer Patchworkfamilie, die aus zwei wohlmeinenden Erwachsenen besteht und fünf charmanten, alleingelassenen Adoptivkindern – die seit Ende des ersten Teils alle über Shazam-Kräfte verfügen. Was macht also eine durchdachte Fortsetzung? Sie macht da weiter, wo das Original aufhörte. Da gab es eine SFX-Action-Szene rund um ein Riesenrad. Die greift der neue Film gleich zum Einstand auf, indem sich eine Brücke mit sechsspuriger Autobahn in ihre Bestandteile zerlegt, was den Shazams (in Ermangelung besserer Namen) Gelegenheit gibt, ihr – unausgegorenes, aber doch vorhandenes – Können zu demonstrieren. In ihrer Heimatstadt Pennsylvania sind sie als die "Philly Fiascos" verschrien; sie haben zwar 160 Menschen das Leben gerettet, aber die Schlagzeile lautet „Philly Fiasco destroy Bridge“.

Dieses Missverständnis ist nicht weiter verwunderlich, denn es handelt sich auch in diesem Film um eine Coming-of-Age-Geschichte, die Helden sind Heranwachsende, die von der Gesellschaft grundsätzlich missverstanden werden und die auch untereinander nicht dieselben Ziele verfolgen. Da ist der Adipositas-Teenager, der als Superheld seinen eigenen Weg sucht. Da ist Freddy, der eine Gehhilfe benötigt und sich als Superheld mal so richtig austoben kann: „Wir können sie nicht sterben lassen. Sie hat mich Süß genannt!“. Plakatmotiv: Shazam! Fury of the Gods (2023) Mary würde sich eigentlich viel lieber auf ihr Studium vorbereiten, als ständig Billys Superhelden-Konferenzen beizuwohnen. Und Darla ist ein kleines Mädchen, das im Ernstfall eher Kätzchen von der einstürzenden Brücke rettet, als Menschen. Wir haben es also mit einer mehrköpfigen Familie mit den klassischen, dysfunktionalen Problemen zu tun. Es ist aber eine Familie aus den USA, wo der Begriff "Familie" etwas Besonderes bedeutet, in der die Mitglieder also trotz ihrer Dysfunktionalität immer zusammenhalten.

Das Zielpublikum des Films sind die 12 bis 22-Jährigen. Die Dramaturgie ist insgesamt etwas schlichter gehalten. Das heißt, dass die drei unerbittlichen Töchter des Atlas, die den Stab ihres Vaters wiederhaben möchten und dafür halt die Welt vernichten müssen, dann so unerbittlich gar nicht sind. Lucy Liu (Kill Bill – 2003; 3 Engel für Charlie – Volle Power – 2003; Chicago – 2002; 3 Engel für Charlie – 2000; Ein wahres Verbrechen – 1999; Payback – Zahltag – 1999; Gridlock'd – Voll drauf! – 1997; Jerry Maguire: Spiel des Lebens – 1996) ist am Ende die einzige, die die dämonische Schurkerei durchzieht, während die jüngste der Schwestern, Anthea, sich in Freddy verguckt hat und die Älteste, Hespera, einsieht, dass die Neuordnung der Götter – denn solche sind die Shazams – doch gut gelungen ist.

In der Rolle der Hespera erarbeitet sich Helen Mirren ein paar weitere Millionen Dollar Gage. Die Rolle der coolen Killerin mit den moralisch besseren Argumenten spielt sie mittlerweile im Schlaf (Fast & Furious 10 – 2023; Fast & Furious 9 – 2020; Fast & Furious: Hobbs & Shaw – 2019; Anna – Die Agentin – 2019; Verborgene Schönheit – 2016; Trumbo – 2015; Madame Mallory und der Duft von Curry – 2014; R.E.D. 2 – Noch Älter. Härter. Besser. – 2013; Hitchcock – 2012; R.E.D.: Älter. Härter. Besser. – 2010; Brighton Rock – 2010; State of Play – Der Stand der Dinge – 2009; Die Queen – 2006; Anatomie einer Entführung – 2004; Gosford Park – 2001; Das Versprechen – 2001; Tötet Mrs. Tingle! – 1999; "Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" – 1989; Mosquito Coast – 1986; 2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen – 1984; Excalibur – 1981; Caligula – 1979). Aber ihr Auftritt verleiht dem banalen SFX-Familienzauber einen mystischen Glanz.

Die dritte Schwester, die jüngste, verkörpert Hollywoods neuer Darling, Rachel Zegler, von Steven Spielberg für seine Neuinterpretation von West Side Story entdeckt und als neues Gesicht gerade für die großen Produktionen gebucht – erst für das Hunger Games-Prequel "The Ballad of Songbirds and Snakes" (2023) und dann als die neue Titelheldin in Disneys angekündigter Live-Action-Verfilmung von Schneewittchen (2024).

Dieser Shazam-Film überzeugt durch seine charmanten Family Values, die in DCs Cinematic Universe neben all den düsteren, deprimierten, gruseligen Helden eine echte Alternative bieten und im Wust der allgemeinen Heldenverwursterei im Kino einen erfrischend bodenständigen Ansatz fürs Heldentum bieten. Er ist weit entfernt von mittlerweile schon historischen Klassikern der Comicverfilmung wie Iron Man (2008) oder Winter Soldier (2014). Aber er hat Witz.

Er macht Spaß für den Moment. Mehr dürfen wir von Superheldenfilmen ehrlicherweise wohl kaum noch erwarten.

Wertung: 4 von 8 Euro
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