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Plakatmotiv: Anna (2019)

Die Einsamkeit der Killerin
ohne neue Facetten

Titel Anna
(Anna)
Drehbuch Luc Besson
Regie Luc Besson, Frankreich, USA 2019
Darsteller

Sasha Luss, Helen Mirren, Luke Evans, Cillian Murphy, Lera Abova, Alexander Petrov, Nikita Pavlenko, Anna Krippa, Aleksey Maslodudov, Eric Godon, Ivan Franek, Jean-Baptiste Puech, Adrian Can, Alison Wheeler, Andrew Howard u.a.

Genre Action
Filmlänge 119 Minuten
Deutschlandstart
18. Juli 2019
Website anna.movie
Inhalt

Hinter Anna Poliatovas beeindruckender Schönheit liegt ein brutales Geheimnis. Neben ihrer Arbeit als angesagtes Model in Paris arbeitet die junge Russin aufgrund ihrer unbändigen Kraft und Geschicklichkeit als Elite-Attentäterin für den KGB und zählt zu den gefürchtetsten Killern im Auftrag der russischen Regierung.

Doch schon bald nimmt die CIA Anna ins Visier und sie verstrickt sich immer tiefer in ein Netz aus Lügen und Intrigen. Dabei wollte Anna, deren Leben nach dem frühen Tod ihrer Eltern in der Sackgasse aus Drogen und brutalen Männern endete, immer nur frei sein.

Strategisch arbeitet sie auf den Moment hin, der ihr den Ausweg bietet …

Was zu sagen wäre

Luc Bessons Besessenheit für schöne Frauen mit großkalibrigen Waffen ist manisch, ähnlich die von Woody Allen für Manhattan. "Nikita" 1990, Lucy 2014, jetzt "Anna", genau genommen gehört auch Johanna von Orléans in diese Reihe, und auch die kleine Mathilda aus Léon – Der Profi.

Auch Besson ahnt, dass die bildschöne Killerin sein Publikum langweilen könnte und die Zahl derer, die sich seinen Film nur ansehen, weil da so eine schöne Frau mitspielt, auf dem Weltmarkt überschaubar bleibt. Deshalb hat er seine Erzählung zeitlich verschachtelt, springt in der Zeit vor und zurück: „Moskau 1985“, „5 Jahre später“, „3 Jahre zuvor“, „6 Monate zuvor“. Das ermöglicht ein spaßiges Vexierspiel, an welchem Punkt jeweils die Handlung kippt, der wir noch in eine Richtung folgen, während das Drehbuch schon die andere Richtung vorbereitet. Das ist in einem Geheimdienstfilm, in dem Maskerade, falsche Spuren und Bildfälschungen zum kleinen Einmaleins gehören, eine geschickte Methode. Rettet den Film aber auch nicht vor dem Vorwurf, einen Blödsinn zu erzählen.

Anna kann sich frei zwischen ihren Model– und ihren Geheimdienstverpflichtungen bewegen, als wäre Modeln nicht ein Fulltime-Job, in dem dauernde Verfügbarkeit oberste Regel ist. Dass die Modebranche in diesem Film lediglich Klischee ist, die Fotografen also machtgeil, hässlich und hysterisch sind, geschenkt. Dass sich das dünne russische Topmodell Sasha Luss gegen einen ganzen Haufen stiernackiger, feister Russen-Ringer nach nur einem Jahr Training durchsetzt, nun ja, ist ja Kino; aber Scarlett Johansson war mit ihren fünf Kilo mehr auf der Hüfte als Black Window glaubhafter. Dass ihre Führungsagenten in Moskau und New York im persönlichen Umgang nette, freundliche Burschen sind, die die schöne Topagentin buchstäblich anspringen muss, um den heißen Sex zu bekommen, den sie braucht … Luc Besson hat das Drehbuch geschrieben und von Männern geschriebene Frauenrollen sind meistens schräg, und wenn es sich um eine Rolle für ein Top-Model handelt, brennen einem Autor schon mal die Sicherungen durch.

Wahrscheinlich haben die meistens Jungs im Publikum längst verstanden, dass Frauen so jedenfalls nicht ticken, und wenn sie das nicht verstanden haben, hilft der gleichmütige Gesichtsausdruck, mit dem Sasha Luss durch ihre Szenen wackelt – ob Gespräch, Schießerei, Sonnenbaden, Modeln, überall kommt sie mit einer teilnahmslosen Mine durch den Film, selbst beim angeblich leidenschaftlich heißen Sex. Bis auf eine Ausnahme: Wann immer es um ihre Sehnsucht nach Freiheit geht, umweht ein Hauch Melancholie ihre Gesichtszüge. Da bekommen wir ein Gefühl dafür, dass diese Anna zwischen diesen Geheimdienstverflechtungen aus Tarnen, Täuschen, Tricksen eine Motivation entwickelt. Das macht den Film nicht besser, aber die Zeit, in der man aufs Ende wartet, schöner.

Und Hellen Mirren als kettenrauchende Führungsoffizierin mit dicker Brille und Hang ins Sadistische ist natürlich wieder ein Gerne-Gucker.

Wertung: 3 von 8 €uro
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