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Kinoplakat: Brighton Rock
Unsympathischer Nachwuchs-Gangster
Erlesen fotografierter Film
Titel Brighton Rock
(Brighton Rock)
Drehbuch Rowan Joffe
nach einem Roman von Graham Greene
Regie Rowan Joffe, UK 2010
Darsteller Sam Riley, Andrea Riseborough, Helen Mirren, John Hurt, Philip Davis, Nonso Anozie, Craig Parkinson, Andy Serkis, Sean Harris, Geoff Bel, Steven Robertson, Maurice Roëves, Steve Evets u.a.
Genre Drama, Crime
Filmlänge 111 Minuten
Deutschlandstart
21. April 2011
Inhalt

Brighton in den frühen 60er Jahren: Der Kleinkriminelle Pinkie schwört Rache, als der Anführer seiner kleinen, auf Schutzgeld spezialisierten Gang ermordet wird – er erschlägt ein Mitglied der verfeindeten Gang. Rein zufällig wird die junge Kellnerin Rose zusammen mit dem Opfer und einem Gangmitglied fotografiert. Pinkie macht sich an die schüchterne Rose heran, die sich nur zu gerne aus den Fängen und Zwängen ihres alkoholisierten, prügelnden Vaters befreien lässt.

Pinkie fühlt sich zu Höherem berufen. Aber sein Versuch, zum Boss der Gang aufzusteigen und gleichzeitig die Schutzgeldtruppe seines Gegners Colleoni hereinzulegen, stand von Anfang an unter keinem guten Stern …

Was zu sagen wäre

Das ist das Problem an den 111 Minuten: Pinkies Bemühungen sind von Anfang an erkennbar zum Scheitern verurteilt. Er ist alles andere als ein Michael Corleone. Er ist auch kein sympathischer Charakter, mit dem ich mitfiebern möchte. Insofern ist mir seine Story herzlich egal. Einzig Roses Schicksal berührt mich, auch wenn ich mich schwer bemühen muss, das Frauen-Männer-Bild der damaligen Zeit immer präsent vor mir zu haben, wenn ich die absurd anmutende Liebesgeschichte glauben will. Rose berührt, weil Andrea Riseborough ihr genau die richtige Mischung aus ängstlicher Zurückhaltung und ich-weiß-was-ich-will gibt – und sie will nicht viel; eigentlich nur, dass Pinkie ihr sagt, dass er sie liebt. Das tut er dann auch – auf eine Weise, die zur Hälfte des Films einen fiebrigen Spannungsbogen spannt, der zum Ende mit einer wunderschönen Idee aufgelöst wird.

Helen Mirren spielt auch wieder mit. Es entsteht fast der Eindruck, als dass sie erst die böse Lehrerin Mrs. Tingle geben musste und dann die Queen, dass sich plötzlich die halbe Filmwelt – die männliche – in Mrs. Mirren verknallt und sie also dauernd in Hauptrollen besetzt; was aber Quatsch ist: siehe State of Play (2009); Anatomie einer Entführung (2004); Gosford Park (2001); Mosquito Coast (1986); Caligula (1979).

Hier gibt Mirren den Mutterersatz für Rose und das moralische Gewissen des Films, auf dass der Zuschauer wenigstens einen Anker hat in dieser blutigen Welt. Sie ist wie immer gut. Ein Wiedersehen und ganz ohne digitalie Maske gibt es mit Andy Serkis als Gang-Boss, der souverän die Strippen zieht – diesmal nicht als Gollum oder Riesenaffe verpixelt, sondern im Smoking.

Brighton Rock zeichnet vor allem eines aus: Die erlesene Arbeit von John Mathieson, dem Kameramann. Er wenigstens gibt dieser angestaubten Geschichte, deren Romanvorlage von Graham Greene aus dem Jahr 1938 datiert, in zahlreichen Einstellungen den nötigen Glanz, um als Kinofilm wenigstens bisweilen zu einem Genuss zu werden.

Wertung: 4 von 7 €uro
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