Liu Jian, ein chinesischer Polizist, reist nach Paris, um dort der zuständigen Polizei bei der Überführung und Festnahme des chinesischen Drogenhändlers "Mister Big" und dessen französischem Kontaktmann behilflich zu sein.
Zusammen mit Inspektor Richard überwacht er den Dealer. Doch der Überwachte zieht sich mit den Prostituierten Jessica und Aja auf seine Suite zurück. Während Jessica sich ins Bad zurückzieht, lässt sich der Rauschgifthändler von Aja verwöhnen – bis diese ihn mit einer versteckten Waffe ersticht. Liu Jian beobachtet dies und stürmt das Zimmer.
Er kann Aja festnehmen. Doch dann betritt Inspektor Richard den Raum, erschießt den Dealer und Aja und versucht Liu ebenfalls zu töten. Denn der französische Kontaktmann ist Richard selbst, der sich in den lukrativen Geschäften Drogen und Prostitution betätigt. Richard hat mit Lius Waffe geschossen und schiebt so dem Chinesen den Mord in die Schuhe. Der kann aus dem Hotel flüchten und sogar eine Kameraaufzeichnung klauen, die Richard bei den Morden zeigt.
Liu taucht bei seinem Kontaktmann Tai, einem Lebensmittelhändler in Chinatown, unter, den er zur Tarnung als seinen Onkel ausgibt. Dort lernt er die freundliche und hilfsbereite Prostituierte Jessica Kamen kennen, die auf der Straße vor dem Ladenlokal ihrer Beschäftigung nachgeht. Währenddessen durchkämmt Richard Paris nach Liu und dem Videoband, welches ein Beweismittel für seinen Mord wäre.
Liu erkennt in Jessica jene Prostituierte, die sich an dem Abend im Hotelzimmer in der Toilette versteckte, während der Mord geschah. Liu bittet sie um Hilfe, um Richard das Handwerk zu legen, doch sie erzählt ihm, dass Richard ihre kleine Tochter Isabel festhält. Liu verspricht ihr, Isabel zu befreien, und im Gegenzug soll Jessica ihn bei der Jagd auf Richard unterstützen, während ihm die Polizeieinheiten von ganz Paris auf den Fersen ist …
Ein einsamer Cop kommt in eine fremde Stadt und wirbelt eine Menge Staub auf. Es ist erfrischend, dass hier mal kein westlich geprägter Mann in den fernen Osten zieht, sondern umgekehrt, der einsame Cop ein Mann aus Peking ist, der in die Stadt der Liebe kommt. Nur findet er keine Liebe. Dafür die skurrilsten Typen, die ihr Brot als Schläger verdienen. Und die wunderschöne Stadt Paris als Kulisse für artifizielle Martial Arts-Szenen.
Es ist klar, dass wir hier kein allzu dramatisch tiefesschürfendes Drehbuch erwarten dürfen. Es ist ein Film mit Hongkong-Star Jet Li, der Kinogängern für seine kunstvolle Art zu prügeln bekannt ist ("Romeo must die" – 2000; Lethal Weapon 4 – 1998), und hier zum Streetfighting zurückkehrt mit Anleihen bei Martial-Arts-König Bruce Lee und dem Mit-Gegenständen-des-Alltags-kunstvoll-prügelnden Jackie Chan. Der Schurke ist nach wenigen Minuten demaskiert, aber weil er von Tchéky Karyo gespielt wird, ist die Schurkenfrage eigentlich mit seinem auftreten geklärt – Karyo spielt vornehmlich knurrende Schurken, potente Macker oder korrupte Beamte (Der Patriot – 2000; Grasgeflüster – 2000; Wing Commander – 1999; In Sachen Liebe – 1997; James Bond 007: GoldenEye – 1995; Bad Boys – Harte Jungs – 1995; …und das Leben geht weiter – 1993; 1492 – Die Eroberung des Paradieses – 1992; Nikita – 1990; Der Außenseiter – 1983). Hier gibt er gewohnt brüllend und schießend den ermittelnden Chefinspecteur, der einen florierenden Drogen und Prostituierten-Markt versorgt und mit seinen ihm hörigen Leuten ungerührt in den Empfangshallen nobler Pariser Hotels oder auf offener Straße umher ballert, ohne auf unschuldige Bürger Rücksicht zu nehmen. Einen Chef, der Richards Methoden nicht billigt, oder vielleicht mal ein TV-Reporter, der kritisch berichtet gibt es in diesem Film für Freunde ausufernder Prügeleien nicht.
Man sollte nicht hinterfragen, wie realistisch so ein Szenario wäre, in dem ein hochdekorierter Polizist in einer westlichen Stadt wie Paris beinahe ein Jahr lang ein kleines Mädchen als Geisel hält. Das Schicksal der jungen Frau aber erdet den harten Cop aus Peking, der kaum einmal eine Mine verzieht. Jet Li firmiert hierzulande als Hongkong-Star, was vor allem bedeutet: Der Mann kann sich kameratauglich elegant prügeln. Die Kunst dramatischer Schauspielerei steht da an zweiter Stelle. Im vorliegenden Film hantiert er auch kunstvoll mit Akupunkturnadeln, die dem Film auch seinen rätselhaften Titel geben. Beim Kuss des Drachen handelt es sich um eine besonders perfide Tötungsmethode, die der Peking-Cop für die übelsten Gegner reserviert.
"Kiss of the Dragon" ist traditionelles Asia-Kino: Der einsame Wolf auf unbekanntem Terrain, Kollegen, die sich als Feinde entpuppen, das leichte Mädchen als Zeugin, der Schurke mit dem Netzwerk in die höchsten Kreise, Streetfighter-Action. Im Finale marschiert der Cop in ein voll besetztes Polizeipräsidium, um im obersten Stock Richard zu stellen. Keine Polizistenschar, keine Taek-won-do-Klasse und auch nicht herbei eilenden Sondereinsatzkommandos sind dem Mann aus Peking gewachsen, der am Ende ein kleines Mädchen in die Arme einer glücklich weinenden Mutter legt.
Das Drehbuch hat Jet Li zusammen mit Luc Besson (Das Fünfte Element – 1997) erarbeitet, der auch Produzent des Films ist.