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Plakatmotiv: In Sachen Liebe (1997)

Ein Film verzettelt sich auf der
Suche nach der echten Liebe

Titel In Sachen Liebe
(Addicted to Love)
Drehbuch Robert Gordon
Regie Griffin Dunne, USA 1997
Darsteller

Meg Ryan, Matthew Broderick, Kelly Preston, Tchéky Karyo, Maureen Stapleton, Nesbitt Blaisdell, Remak Ramsay, Lee Wilkof, Dominick Dunne, Susan Forristal, Larry Pine, Debbon Ayer, Maurizio Benazzo, Paolo Calamari, Helmar Augustus Cooper, Tom Forrest, Shoshanna Gleich, Jacqueline Heinze u.a.

Genre Romantik, Komödie
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
24. Juli 1997
Inhalt

Astronom Sam kann sich einfach nicht damit abfinden, dass er seine große Liebe Linda an den französischen Charmeur Anton verloren hat. Deshalb quartiert er sich kurzerhand in einem Haus gegenüber dem Liebesnest ein und verfolgt von dort aus die Affäre mit jenen optischen Hilfsmitteln, die er normalerweise zum Sternegucken benutzt.

Da bekommt Sam in seinem Voyeursversteck durch Maggie unverhoffte Gesellschaft: Antons abgelegte Freundin lässt von nun an nichts unversucht, sich mit allerlei drastischen Strafaktionen an ihrem Ex zu rächen …

Was zu sagen wäre

Tja.

Wäre das jetzt ein französischer oder ein italienischer Film und wir schrieben, sagen wir, das Jahr 1977, würden wir jetzt in die Drehbuchexegese einsteigen und das Wesen der Liebe und des Hasses und der Rache diskutieren. Wir kommen übrigens nicht umhin, hier gleich zu Beginn zu verraten, wie die Rache-Romanze am Ende aufgeht. Also steigen sie mit Ihrer Lektüre besser gleich hier aus. Wir gehen ja mit Erwartungen ins Kino. Wenn auf einem Filmplakat als erster Name Meg Ryan steht, erwarten wir eine bestimmte Art von Film und Hollywood wäre nicht Hollywood, wenn es diese Art von Film dann nicht immer wieder so überraschend variieren würde, dass wir immer von Neuem begeistert sind. Ich wage die kühne Behauptung, dass dieser Film nie produziert worden wäre, hätte Meg Ryan nicht ihre Teilnahme zugesagt. Blöd nur, dass Meg Ryan in einem Abnablungsprozess von ihren Herzilein-Rollen steckt und nur deshalb zugesagt hat, weil ihr dieser Film die Möglichkeit gibt, sich von ihrem French Kiss-Schlaflos in Seattle-Image zu befreien (Mut zur Wahrheit – 1996; French Kiss – 1995; Schlaflos in Seattle – 1993; The Doors – 1991; Joe gegen den Vulkan – 1990; Harry und Sally – 1989; Presidio – 1988; D.O.A. – Bei Ankunft Mord – 1988; Die Reise ins Ich – 1987; Top Gun – 1986). Hier spielt sie einen kalten Racheengel.

Der halt am Ende auch nur die ausgebreiteten Arme des Mannes sucht.

Griffin Dunne will eine Liebeskomödie und eine Rachekomödie erzählen. Dazu nimmt er zwei Ex-Liebespaare, die, na ja, genau genommen, gar nichts mehr aneinander finden. Und sein größtes Problem ist, bevor die Meg Ryan-Figur nicht funktioniert, dass Matthew Broderick die Hauptrolle spielt (Cable Guy – Die Nervensäge – 1996; "Willkommen in Wellville" – 1994; "Freshman" – 1990; "Glory" – 1989; Family Business – 1989; Das Kuckucksei – 1988; "Biloxi Blues" – 1988; She's Having a Baby – 1988; Projekt X – 1987; Ferris macht blau – 1986; Der Tag des Falken – 1985; War Games: Kriegsspiele – 1983). Broderick spielt den Sternegucker, der mit seinem Teleskop tagein, tagaus ins All schaut und wie kein Zweiter astrologische Phänomene vorherbestimmt. Und jeden Tag um 12 Uhr Mittag schwenkt er sein Teleskop auf eine Wiese im Park, wo ihm dann seine blonde, sanftherzige Freundin und die von ihr beaufsichtigten Kinder durchs Okular aus ihrer Kindergartengruppe zuwinken. Und eigentlich ist nach fünf Filmminuten klar, dass diese heile Beziehung nicht andauern kann, denn er hat alles, was er sich, ohne jemals darüber nachzudenken, erträumt – blonde Traumfrau, die Kinder liebt, und ein Riesenteleskop in seiner Kleinstadt, mit dem er die Sterne beobachten kann – während sie dann nur zwei Monate in einem Ausbildungs-Trip nach New York benötigt, um ihre eigenen Bedürfnisse, das eigene Leben und den vor Lust schreienden Orgasmus kennenzulernen. Und Brodericks Sam ist … langweilig; nicht die beste Voraussetzung, ein Herz zu erobern. Und Meg Ryans Maggie ist bösartig; nicht die beste Voraussetzung, das Herz der Zuschauer zu erreichen.

Brodericks Figur, der Astronom, versucht nun, anhand im Labor gelernter, penibler Beobachtung herauszufinden, wann seine geliebte Linda von ihrem französischen Lover genug haben müsste; für ihn agieren Menschen nicht anders als interstellare Phänomene. Er will also den richtigen Moment abpassen, an dem Sie seiner überdrüssig wird und ihr dann die Tür aufhalten. Maggie ihrerseits, Meg Ryan, will ihren abtrünnigen Lover vernichten – wirtschaftlich, gesellschaftlich, biologisch.

Es gibt visuelle Gags, wenn die einen beiden die anderen beiden durch ein Teleskop beobachten und dabei ihre Pläne entwickeln und es gibt ein paar fröhliche New-York-Szenen, aber Matthew Broderick ist als Sternegucker kein Kämpfer um das Herz einer Frau. Meg Ryan ist keine glaubhafte Femme Fatale, die eine Existenz vernichtet, nur weil der Lover fremd gegangen ist. Dieser Film aus dem Hollywoodschen Kommerz Gedengel – eine Meg-Ryan-Komödie – zeigt, wie schwer es ist, in eben dieser Umgebung Geschichten zu erzählen, die von der Norm abweichen, oder Erwartungen nicht erfüllen. Da steht auf dem Plakat "Meg Ryan". Und noch ein anderer Typ. Und sofort denken wir an Harry & Sally. Aber dann ist erstens Meg Ryan im vorliegenden Film eine taffe, eher geschlechtsunabhängige Kämpferin, und ist der Hauptdarsteller Matthew Broderick damit beschäftigt, ohne besondere Charmeoffensive seine Freundin zurückzuerobern, die von Kelly Preston (Jerry Maguire – 1996; Twins – Zwillinge – 1988; Christine – 1983) süßlich gespielt wird. Die erwartete Boy-meets-Girl-Geschichte ist eine zwei-Frauen-zwei-Männer-Geschichte, in der beide Frauen und beide Männer nicht so genau wissen, wohin sie romantischerseits letztlich gehören. Und schon liegen Broderick und Ryan miteinander im Bett, obwohl beide doch eben noch andere Interessen hatten.

Dass sich Sam und Maggie gegenüber des schicken Loft von Antoine unentdeckt in einem abbruchreifen Haus einnisten können, dass Sam sich schweres Laborgerät nach New York schicken lässt, ohne dass seinem Professor das auffällt, sind Stilelemente, die Drehbuchautoren einfach hinschreiben, damit die eigentliche Story überhaupt beginnen kann und die wir besser nicht hinterfragen.

"Addicted to Love" ist für eine leichte Sommerromanze zu schwerblütig und für eine Auseinandersetzung über den Kern der wahren, echten Liebe zu oberflächlich.

Wertung: 6 von 11 D-Mark
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