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Plakatmotiv: Inspektor Clouseau, der beste Mann bei Interpol (1973)

Die Geschichte geht in den Hintergrund,
der Slapstick tritt in den Vordergrund

Titel Inspektor Clouseau, der "beste" Mann bei Interpol
(The Pink Panther Strikes Again)
Drehbuch Frank Waldman & Blake Edwards
Regie Blake Edwards, UK, USA 1976
Darsteller

Peter Sellers, Herbert Lom, Lesley-Anne Down, Burt Kwouk, Colin Blakely, Leonard Rossiter, André Maranne, Byron Kane, Howard K. Smith, Dick Crockett, Richard Vernon, Briony McRoberts, Dudley Sutton, Murray Kash, Hal Galili, Robert Beatty, Bob Sherman, Phil Brown u.a.

Genre Komödie, Krimi
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
24. Februar 1977
Inhalt

Dreyfus, ehemals Chefinspektor der Sûreté, hat eine längere Behandlung in einem Nervensanatorium hinter sich und darf sich Hoffnung machen, als geheilt entlassen zu werden. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt taucht dort Inspektor Clouseau auf, der sein Nachfolger geworden ist, und macht im Handumdrehen alle Therapieerfolge zunichte.

Völlig durchgedreht bricht Dreyfus aus der Anstalt aus und lebt fortan nur noch für die fixe Idee, seinen Erzfeind Clouseau zu beseitigen. Zu seinem Leidwesen zeigt sich einmal mehr, dass einem Tollpatsch von Clouseaus Format auch mit noch so ausgefallenen Mitteln nicht beizukommen ist …

Was zu sagen wäre

Wenn eine Filmidee auf ihren Kern reduziert wird, kommt dieser Film dabei heraus. Im Original heißt der Film "The Pink Panther strikes again", dabei spielt weder der namensgebende Diamant eine Rolle, noch will das "Phantom" einen weiteren Coup landen. Plakatmotiv: Inspektor Clouseau, der beste Mann bei Interpol (1973) Tatsächlich, und das ist erwähnenswert, weil es sehr selten vorkommt, hat sich der deutsche Filmverleih einen besseren Titel einfallen lassen. Von Interpol ist im Film dann zwar nicht die Rede, aber die britisch-französische Zusammenarbeit bringt den Scotland Yard dann doch bald an seine Grenzen: „Wir haben schon genug Ärger mit Frankreich. Auch ohne, dass wir darauf hinweisen, dass ihr großer Detektiv ein ausgewachsener Volltrottel ist“, sagt der Superintendant, nachdem Clouseau ihm eine Schrotladung in den Hintern geschossen hat.

Blake Edwards, der seinen Inspector zum vierten Mal auf die Pirsch schickt (s.u.), verlässt sich diesmal, mehr als beim letzten Versuch, auf dessen Aura, als auf eine durchdeklinierte Geschichte, in die Slapstick eingebaut wird. Sein Drehbuch dreht den Spieß um: Die Geschichte ist Over The Edge, Bigger Than Life oder was einem sonst als Begriff einfällt, mit dem man sich im Kino vom Alltag ablenken lassen möchte.

Dreyfus, der nach achtfachem Mord schon nicht für immer aus dem Verkehr gezogen werden konnte, plant nun die große Weltverschwörung. Er heuert die größten Killer des Planeten an, um die Staatengemeinschaft zu erpressen, ihm Clouseau auszuliefern. Dreyfus geriert sich als eine Mischung aus Graf Dracula auf seinem Schloss und dem neuesten Schurken aus der James Bond-Reihe.

Dabei wird immer deutlicher: Der arme Clouseau kann gar nichts dafür; all die Katastrophen, die in seinem Beisein ausgelöst werden, gehen im Kern auf Aktionen seiner Gegner zurück, von denen Clouseau meist gar nichts mitbekommen hat.

Damit verabschiedet sich Blake Edwards von seinem bisherigen Modell, in dem immer der Protagonist für das Chaos verantwortlich zeichnet. Nicht mehr die Geschichte löst katastrophale Situationen aus. Statt dessen rankt sich sein Drehbuch um Situationen, die Katastrophen auslösen. Jetzt zeigt er uns eine Situation, in der seine Hauptfigur angegriffen wird, in deren Verlauf sich die Angreifer selbst zu Klump schlagen. Klar, wenn er sich einen aufblasbaren Quasimodo-Buckel umschnallt, bei dem davor gewarnt wird, ihn zu weit aufzublasen, ist klar, dass Clouseau irgendwann über den Dächern von Paris schwebt; Plakatmotiv: Inspektor Clouseau, der beste Mann bei Interpol (1973) wenn er in die Rüstung eines Ritters steigt, an dessen eisernem Handschuh ein Morgenstern hängt, ist klar, dass bald das Musikzimmer des Schlosses in Klump liegt: „Das ist ein unbezahlbarer Steinway“, jammert da die Hausdame. „Jetzt nicht mehr“, entgegnet ungerührt der Chaos-Polizist. Ein Teil des Spaßes an diesem Film besteht darin, das wir beim nicht unauffälligen Ansetzen der Katastrophe quasi "Drei, Zwei, eins" runter zählen können, bis es knallt.

Aber Dreyfus, der einst zum Fall für die psychiatrische Klinik wurde, weil Clouseau ihn ununterbrochen durch seine Unbeholfenheit verletzte, darf sich nicht beklagen. Er und seine Killer stellen sich dauernd selbst ein Bein, das sie daran hindert, den ungeliebten Chefinspektor auszuschalten. Selbst Omar Sharif, der in einer kleinen Gastrolle einen ägyptischen Superkiller spielt (Achtzehn Stunden bis zur Ewigkeit – 1974; Der Coup – 1971; Mackenna's Gold – 1969; Mohn ist auch eine Blume – 1966; Doktor Schiwago – 1965; Der Untergang des Römischen Reiches – 1964; Lawrence von Arabien – 1962), schaltet nach seinem ganzen professionellen Vorgehen nur den falschen Clouseau aus, beeindruckt aber anschließend die russische Killerin, die sich im XXL-Hotelbett von ihm als vermeintlichen Clouseau befriedigen lässt, derart, dass, als alles vorbei ist, die russische Agentin zum friedvollen Lamm geworden ist und nun den braven – echten – Clouseau zu jenen Höchstleistungen treibt, die der Ägypter vorgegeben hat.

Als eine Geschichte erzählender Film ist diese Polizisten-Komödie nichts Besonderes. Aber Blake Edwards nutzt die Geschichte als Basis, um den Slapstick einer jeden Szene auszureizen. Das führt zu vielen schrägen, herrlich absurden Szenen, die er uns im Kinosessel kommen sehen lässt. Und wenn sie dann explodieren, können wir nicht anders, als befreit aufzulachen.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
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