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Plakatmotiv: Das Omen (2006)

Ordentliches Remake, das auf
die klassische Gänsehaut setzt

Titel Das Omen
(The Omen)
Drehbuch David Seltzer
Regie John Moore, USA 2006
Darsteller

Liev Schreiber, Julia Stiles, Seamus Davey-Fitzpatrick, Mia Farrow, David Thewlis, Pete Postlethwaite, Reggie Austin, Michael Gambon, Predrag Bjelac, Carlo Sabatini, Bohumil Svarc, Giovanni Lombardo Radice, Baby Zikova, Baby Morvas, Baby Muller, Baby Litera, Tomas Wooler, Rafael Sallas, Marshall Cupp, Martin Hindy, Amy Huck, Vince Valitutti u.a.

Genre Horror
Filmlänge 110 Minuten
Deutschlandstart
6. Juni 2006
Inhalt

Als das Kind des amerikanischen Politikers Robert Thorn bei der Geburt in einem römischen Krankenhaus stirbt, akzeptiert er ohne das Wissen seiner Frau Katherine das Angebot eines katholischen Priesters, ein neugeborenes Waisenkind fortan als sein eigenes auszugeben. Zunächst bleibt der Schwindel im Verborgenen und das Familienglück könnte größer kaum sein. An Damiens fünftem Geburtstag aber nimmt die Idylle ein jähes Ende, als seine Nanny sich mit einem Seil um den Hals vom Dach des Londoner Anwesens stürzt.

Fortan sorgen weitere geheimnisvolle Unfälle für Aufregung in der Familie Thorn, und das undurchschaubare Kindermädchen Mrs. Baylock sowie der Unheil verkündende Priester Brennan tragen nicht gerade zur Beruhigung bei. Während zunächst nur Katherine den Einzug des Teuflischen bemerkt und ihr Mann alle Hinweise als Humbug abtut, lässt sich dieser später doch überzeugen. Dann nämlich, als Fotograf Keith Jennings ihm erschreckende Fotos der bisherigen Opfer zeigt, auf denen merkwürdige Erscheinungen die Todesart voraussagen …

Was zu sagen wäre

Ein Remake, das sich sehr eng am Original orientiert. Damals, vor 30 Jahren, wie heute hat David Seltzer das Drehbuch geschrieben, es hier und da an die Zeit angepasst, die seitdem ins Land gegangen ist – Damien hat eine Spielekonsole und tobt sich nicht mehr am Billardtisch aus, er fährt einen zeitgemäßen Tretroller statt eines Dreirads. Robert Thorne telefoniert mit dem handy und bearbeitet E-Mails. Neu dazu gekommen ist ein Prolog im Vatikan, der die kommende Apokalypse ein bisschen besser einordnen soll und sich dabei aus Situationen bedient, die in Omen II und III erzählt wurden. Und am Ende stirbt der Papst, was inhaltlich keine Rolle spielt, aber erzählerisch ein hübscher Effekt ist, wenn man anschließend erkennt, dass Damien nun an der Hand des Präsidenten der Vereinigten Staaten steht und frech in die Kamera grinst, eine Szene 1:1 übernommen aus Richard Donners Vorlage von 1977.

Der Film erzählt immer noch die Geschichte, wie Satan wieder in die Welt kommt und erzählt, wie eine große Lüge eine Familie zerstören kann. Robert Thorne belügt in den ersten Minuten seine gerade niedergekommene Frau, indem er ihr ein Kind unter die Nase hält, das nicht das ihre ist. Dass ihr eigenes Kind tot ist, behält er für sich. Aus dieser Lüge und dem falschen Kind erwachsen alle weiteren Probleme, die die Thornes in Zukunft haben werden inklusive des forcierten Ablebens der Gattin, die wieder schwanger war.

Es ist immer noch ein effizient gruseliger Stoff, der über die jähre nichts von seiner Spannung eingebüßt hat. John Moore behält den Stil des Originals bei, erzählt ruhig mit behutsamem Einsatz des Scores. Er rüttelt nicht an der Kamera, um Panik vorzutäuschen, rollt sie lieber auf dem Dolly über Schienen. Das Omen von 1976 kann für sich in Anspruch nehmen, Erfinder bizarrer Todesfälle zu sein, ausgelöst durch groteske Auslöserketten. Seit einigen Jahren macht das Franchise Final Destination (2000) aus solchen Todesfällen ganze Filme und treibt die Auslöserketten auf die Spitze. So wild treibt es John Moore nicht. Er verlässt sich auf das insgesamt spannende Drehbuch und setzt diese "Unfälle" effektiv als Highlights – so konnte er die wahrscheinlich berühmteste Szene aus dem 1976er-Film deutlich ändern, ohne dem Film zu schaden. DVD-Cover: Das Omen (2006) Damals, in den analogen Kinozeiten, wurde eine Figur im Film durch eine von einem Lastwagen rutschende Fensterscheibe enthauptet. So eine Szene gab es im Kino damals nicht oft zu sehen; sie sprach sich schnell herum und war mitverantwortlich für das gute Kasseneinspiel des Films. Der rollende Lkw, der die Szene einläutete, rollt im neuen Film in Rom und löst eine gigantische Explosion aus, die Robert Thorne den Weg auf den Botschaftersessel in London frei macht. Die Szene mit der Enthauptung hat Moore für seinen Film mit CGI aufgepeppt und damit ein neues Kleinod im "Omen"-Kosmos geschaffen.

Die Besetzung ist beeindruckend. Julia Stiles (Die Bourne Verschwörung – 2004; Mona Lisas Lächeln – 2003; Die Bourne Identität – 2002; Hamlet – 2000; Den Einen oder keinen – 2000; 10 Dinge, die ich an Dir hasse – 1999; Vertrauter Feind – 1997) hat die Rolle der Ehefrau und Mutter Thorne übernommen und darf sie sehr viel mehr ausfüllen, als Lee Remick damals, der kaum mehr zu tun blieb, als ihren Gatten zu bewundern. Die neuen Katherine darf ihrem erfolgreichen Mann erklären, dass auch Kindererziehung Arbeit sei, und ist, was die dunklen Veränderungen ihres Sohnes angeht, sehr viel hellsichtiger. Den tragischen Vater spielt Liev Schreiber, dem zwar die natürliche Autorität Gregory Pecks fehlt, dem man 1976 mühelos abnahm, dass er Multimillionär und kommender US-Präsident ist, einfach weil er Gregory Peck war. Dafür hat Liev Schreiber (Der Manchurian Kandidat – 2004; Der Anschlag – 2002; Kate & Leopold – 2001; Scream 3 – 2000; Hamlet – 2000; Hurricane – 1999; Im Zwielicht – 1998; Sphere – Die Macht aus dem All – 1998; Phantoms – 1998; Scream 2 – 1997; Scream – Schrei! – 1996; Kopfgeld – 1996) eine sehr zeitgemäße männliche Verwirrung; er oszilliert als Robert Thorne wunderbar zwischen der Abgehobenheit eines Mannes im gehobenen politischen Betrieb, der mit beiden Beinen rational auf dem Boden der Realität steht, dann dem Ehemann, der seine Frau für verrückt hält, das aber nicht wahrhaben will und schließlich dem Mann, der nicht nur an den leibhaftigen Teufel glauben soll, sondern auch noch, dass der sein Sohn ist.

Als kettenrauchender Fotograf interpretiert David Thewlis (Basic Instinct – Neues Spiel für Catherine Tramell – 2006; Königreich der Himmel – 2005; Harry Potter und der Gefangene von Askaban – 2004; Timeline – 2003; The Big Lebowski – 1998; D.N.A. – Experiment des Wahnsinns – 1996; Dragonheart – 1996) einmal mehr einen unangepassten, schwer zu durchschauenden Charakter, ein handfester Typ; und als Mrs. Baylock, das Kindermädchen des Satans, hat Mia Farrow (Ehemänner und Ehefrauen – 1992; Alice – 1990; Hannah und ihre Schwestern – 1986; Supergirl – 1984; Tod auf dem Nil – 1978) einen marketingkalkulierten Auftritt, die „seit fast 40 Jahren“ Kinder erzieht und damals als des Satans Mutter in Rosemaries Baby (1968) auftrat.

John Moore hat mit diesem Remake einen passablen Horrorfilm abgeliefert, der in Zeiten, in denen dieses Genre von leicht bekleideten Schönheiten, die schreiend vor etwas weglaufen, dominiert wird, mit einem guten Drehbuch, seriösem Handwerk und echten Schauspielern punktet.

Wertung: 3 von 6 €uro
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