Damien, der Antichrist, ist seit Jahren tot. Der Fluch scheint gebannt. Doch die dunklen Mächte haben einen neuen Verkünder gewählt: Ein unschuldig-süßes kleines Mädchen.
Für Gene und Karen York ist die reizende Delia die Erfüllung aller Träume. Endlich können sie ein Baby adoptieren – ihr Glück scheint perfekt. Zu perfekt, denn schon bald geschehen unerklärliche Dinge um die sanftmütige Delia und mysteriöse Todesfälle häufen sich. Voller Zweifel schaltet Karen den Detektiven Earl Knight ein, der Licht in die dunkle Herkunft des Mädchens bringen soll.
Aber die Suche ist nur von kurzer Dauer, denn auch er bleibt nach einem "Unfall" auf der Strecke. Da erfährt Karen, daß sie schwanger ist – mit Delias Bruder, dem neuen Antichristen …
Dieser Film hat nicht wirklich was mit der Kinoserie um Damien Thorn zu tun, die 1976 mit Richard Donners Das Omen begann. Der vorliegende Film ist der ein wenig verzweifelten Versuch, aus dem Stoff nochmal Gewinn zu schlagen, wenn es denn sein muss, nur im Fernsehen. "The Awakening" ist nur einer von vielen Filmen. Nach der Übernahme durch Rupert Murdoch wurde bei 20th Century Fox versucht, ältere Filme wieder für das Fernsehen neu aufzulegen. Dabei fiel die Auswahl auch auf den Klassiker Das Omen, den man in einem neuen Gewand verarbeiten wollte.
Und natürlich will man die filmische Freizügigkeit der 90er Jahre ausnutzen. Schließlich: Wenn es um den Teufel persönlich geht, müssen wir es doch mit fleischlichen Gelüsten zu tun haben. Über das neue verfluchte Kind erfahren wir, dass es schon mit acht Jahren seine erste Periodenblutung hat – geschlechtsreif schon in diesem Alter? Was für ein Dämon! Dabei heißt doch ihr Name Delia im Griechischen "rein" und "sichtbar". Zeitgenössisches Horrorkino arbeitet sich immer an dem Rätsel, das Frau heißt, ab. Eine zentrale Nebenfigur streift bald ihren Nonnenschleier ab, verdingt sich zunächst in der Prostitution und schließt sich dann einem religiösen Kult an, in dem Klapperschlangen eine gewichtige Rolle spielen. Aus geweihter Zuschauersicht ist das 15 Jahre nach dem unheimlichen Original in keiner Weise aufregend.
Der vorliegende Film ist sowas wie ein Neustart des Omen-Franchise und gleichzeitig eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Stoffes. Bei bedeutend weniger Produktionsbudget. Mit Delia kommt diesmal eine glutäugige Adoptivtochter in den Haushalt eines hoffnungsfrohen US-Spitzenpolitikers. Anders als einst der kleine Damien ist sich dieses Mädchen ihres satanischen Stammbaumes sehr bewusst; die Regisseure zeigen die großen braunen Augen des Mädchens gerne in Großaufnahme. Das liefert beeindruckende Aufnahmen … von kugeligen Kinderaugen. Eine Geschichte freilich erwächst daraus nicht.
Dieser Film legt Wert auf die Schockeffekte, nicht auf deren Genese. Es interessiert im Filmteam niemanden, wie was zusammenhängt. Hauptsache, irgendwann kann zwischen 08/15-Familiendrama-Szenen wieder ein bizarrer Unfall rund um die Glutaugen des Mädchens inszeniert werden. Unter Spannung hält den Film lediglich die schon im Originalfilm von 1976 angestrengte Erkenntnis, dass das eigene Baby ein mörderisches Monster, selbst die Kernfamilie also nicht mehr sicher sein kann. Okay, zur Kenntnis genommen. Neues, Interessantes, gar visuell Bemerkenswertes hat dieser Neuaufguss nicht zu bieten.
Der Film wurde diesmal nicht in den USA gedreht, sondern im kanadischen Vancouver. Das Drehbuch des vierten Omen-Filmes wurde so angelegt, dass es zwar deutliche Parallelen zum Original hat, jedoch trotzdem eigenständig ist. Ein wesentlicher Unterschied hierbei ist, dass der kindliche Protagonist – nun die weibliche Delia – sich seiner Handlungen durchaus bewusst ist und nicht wie Damien in den ersten beiden Teilen vieles unbeabsichtigt tut. Die Verbindung zur Politik ist wieder gegeben, Delias Ziehvater ist Kongressabgeordneter, wie Damiens Vater schon Politiker war.
In der Nachfolge des Filmes war auch eine TV-Serie unter dem Titel "The Omen" geplant, die aber inhaltlich eher an Filme wie Poltergeist erinnerte, da es im Pilotfilm nicht mehr um den Antichristen, sondern um böse Geister ging. Der Pilotfilm kam jedoch nicht sonderlich gut an, und infolgedessen kam es auch zu keiner Serie.
Das Omen im Kino
- Das Omen (1976)
- Damien – Omen II (1978)
- Barbaras Baby – Omen III (1981)
- Omen IV – Das Erwachen (1991)
- Das Omen (2006)