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Plakatmotiv: Furiosa – A Mad Max Saga (2024)

Es herrscht Ruhe im Wüstenland,
ein Spektakelfilm mit Längen

Titel Furiosa: A Mad Max Saga
(Furiosa: A Mad Max Saga)
Drehbuch George Miller & Nick Lathouris
Regie George Miller, Australien, USA 2024
Darsteller

Anya Taylor-Joy, Chris Hemsworth, Tom Burke, Alyla Browne, George Shevtsov, Lachy Hulme, John Howard, Angus Sampson, Charlee Fraser, Elsa Pataky, Nathan Jones, Josh Helman, David Field, Rahel Romahn, David Collins, Goran D. Kleut, CJ. Bloomfield, Matuse u.a.

Genre Action, Abenteuer
Filmlänge 148 Minuten
Deutschlandstart
23. Mai 2024
Website furiosaamadmaxsaga.net
Inhalt

Als die Welt untergeht, wird die junge Furiosa vom Grünen Ort der vielen Mütter entführt und fällt in die Hände einer großen Bikerhorde unter der Führung des Warlords Dementus.

Bei ihrem Streifzug durch das Ödland stoßen sie auf die Zitadelle, die vom Immortan Joe beherrscht wird. Während die beiden Tyrannen um die Vorherrschaft kämpfen, muss Furiosa viele Prüfungen überstehen, während sie die Mittel zusammenstellt, um ihren Weg nach Hause zu finden …

Was zu sagen wäre

Neun Jahre später ein neues Kapitel. George Miller hätte das Projekt um den Werdegang der heimlichen Hauptfigur aus Fury Road (2015) gerne viel früher realisiert, aber nicht einmal Kassen- und Kritikererfolge bekommen in Hollywood einfach Grünes Licht. Miller und die Warner Studios verharkten sich, das Projekt steckte fest. Es dauerte beinahe fünf Jahre, bis die Räder wieder ins Laufen gerieten. Und dann fiel wie so oft in jenen Jahren noch das Corona-Virus über die Produktion her, Miller erkrankte, die Dreharbeiten wurden unterbrochen.

Jetzt ist der Film fertig und wer ein Tempovehikel wie Fury Road erwartet, wird enttäuscht werden. Neben ein paar rasanten Actionszenen, die im Vergleich zum Vorgänger aber ohne dieses spezielle Wow bleiben, regiert das Drama in einem zu langen Film. Es entspricht dem Zeitgeist, dass in der Serie um den traumatisierten, sehr virilen und sehr schweigsamen Helden Max Rockatansky jetzt eine Frau in den Mittelpunkt rückt, ebenso viril, ebenso schweigsam, ebenso mit einem familiären Trauma belastet. Sie heißt Furiosa und kommt aus dem Paradies, dem letzten Ort in dieser Welt, in der Wasser plätschert und Grün sprießt. Aus diesem Paradies wird sie entführt und muss mit ansehen, wie ihre Mutter langsam zu Tode gefoltert wird. Plakatmotiv: Furiosa – A Mad Max Saga (2024) Der dafür verantwortliche Warlord, ein Mann namens Dementus, adoptiert sie daraufhin, gibt sie später an Immortan Joe ab, den Warlord auf der "Zitadelle", den wir noch als Hauptgegner aus Fury Road kennen. Dort wird sie erwachsen und geht dann zunehmend ihrer eigenen Wege, was unter Immortan Jobs Männern ein leichtes ist, weil die alle zwar bullig breit sind, aber auch eingebildet bis bärtig und also leicht zu übertölpeln sind.

Die Schwäche dieses Films resultiert aus seinem Status als Prequel. Wir wissen ja schon, was passiert, wir kennen Furiosa aus dem Vorgängerfilm und wissen aus diesem auch, dass das Grüne Land, in das sie im vorliegenden Film zurückkehren will, nicht mehr existiert. Wir erfahren auch nichts Neues über die Titelfigur, was wir nicht schon aus dem 2015er-Film wüssten. Gut, jetzt sehen wir, wie sie ihren Arm verliert, aber das erzählt auch nur, wie besonders hart die Frau ist. Gleichzeitig ist nicht so recht klar, wer eigentlich die Hauptfigur ist. Zwischenzeitlich erzählt der Film die Geschichte aus der Perspektive von Warlord Dementus, in dessen Rolle Chris Hemsworth (Thor: Love and Thunder – 2022; Men in Black: International – 2019; Avengers: Endgame – 2019; Avengers: Infinity War – 2018; Thor: Tag der Entscheidung – 2017; Doctor Strange – 2016; The Huntsman & the Ice Queen – 2016; Avengers: Age of Ultron – 2015; Blackhat – 2015; Thor: The Dark Kingdom – 2013; Rush: Alles für den Sieg – 2013; Snow White and the Huntsman – 2012; The Avengers – 2012; Thor – 2011; Star Trek – 2009) offenbar viel Spaß hatte; er spielt diesen Warlord als brutalen Herrscher, dem an Intelligenz fehlt, was er durch strategisches Geschick wettmacht. Auch taucht noch ein smarter Truck Driver auf, der groß als Furiosas Mentor eingeführt wird und nach zwei großen Kampfszenen auch schon keine Rolle mehr spielt. Man möchte glauben, dass George Miller lieber eine der beliebten TV-Serien hätte drehen sollen, in denen man die vielen in die Mitte drängelnden Charaktere mehr Zeit hätte geben können – das hätte freilich der visuellen Kraft des Films geschadet. Im fertigen Film nehmen sich die Figuren, obwohl der zweieinhalb Stunden lang ist, gegenseitig Zeit weg und der Handlung das Zentrum.

So gucken wir nur einer Abenteuergeschichte zu, die keine Spannung entwickelt, lediglich Schauwerte bietet. "Furiosa" ist nach Dune II der zweite große Film in diesem Jahr, der zum Erzählen seiner Geschichte in die Wüste geht, diese allerdings am Computer aufwändiger nachbearbeitet und ausbaut. Dabei schafft Kameramann Simon Duggan grandiose Panoramen mit dahin rasenden Trucks und Motorrädern oder einsame Lawrence von Arabien-Motive mit Vehikeln, die sich aus flirrender Ferne langsam auf die Kamera zubewegen. Solche Bilder müssen zunächst allein befriedigen. Es dauert rund eine Stunde, bis der Film auch einen roten Faden bekommt; solange schauen wir vor allem Furiosa dabei zu, wie sie unter Warlord Dementus vom Kind zum Mädchen heranwächst und lernt, sich in dieser Welt zurechtzufinden.

Dementus führt eine Gruppe von Nomaden in der Wüste, immer auf der Suche nach Wasser und Benzin. Bis er irgendwann mir nichts, Dir nichts zwei von drei Festungen erobert, die untereinander Handel mit Treibstoff, Lebensmitteln und Waffen treiben. Das ist dann der rote Faden, in dessen Mitte Furiosa zu der harten Kämpferin heranreift, die wir kennen. Plakatmotiv (US): Furiosa – A Mad Max Saga (2024) An der dritten Festung, der "Zitadelle", die wir auch noch aus 2015 kennen, aber beißt er sich die Zähne aus. Das ist jene Festung, in der Frauen als Milchspenderinnen und Gebärmaschinen gehalten werden, die Furiosa dann in dem Film von 2015 befreit und damit jene irrwitzige Actionmaschinerie in Gang setzt, die den Film so ikonisch machte. Im vorliegenden Film herrscht da vergleichsweise Stillstand. George Miller war nie ein Freund ausgefeilter Drehbücher mit großen dramaturgischen Bögen. Er erzählt, indem er zeigt, Zeitsprünge und Ortswechsel finden bei ihm von einem Frame zum nächsten statt. Das führt zu Situationen, bei denen ich mich im Kinosessel frage, ob vielleicht die digitale Filmkopie einen Sprung hat, in dem ein paar Filmminuten verschluckt wurden. Die Filmhandlung wirkt beliebig an solchen Stellen.

George Miller hatte kurz überlegt, ob er wieder Charlize Theron, digital verjüngt, besetzen soll, entschied sich aber schließlich für Anya Taylor-Joy, die nicht nur ein gefragtes Gesicht im aktuellen Filmgeschehen ist (Dune: Part Two – 2024; The Menu – 2022; X-Men: New Mutants – 2020; "Emma" – 2020; Glass – 2019; Split – 2016; Das Morgan Projekt – 2016), sondern es schafft, die mäandernde Handlung zusammenzuhalten. Ich glaube ihrer schmächtigen Statur zwar nicht, dass sie eines der schweren Motorräder, die im Sand liegen, selber aufheben kann (weshalb das wohl auch nie gezeigt wird), aber ihren Zorn, ihren Rachedurst, die den Film mit ihrem Auftritt vorantreiben, nehme ich ihr ab.

George Miller hätte die Handlung sicher auch in zwei Filmstunden erzählen können; das hätte uns einige Ausschweifungen erspart und den Film griffig, bündiger gestaltet. In der ausgelaugten Kinolandschaft des Jahres 2024 bleibt er aber ein visuell aufregendes Spaßvehikel mit brutalen Situationen, die allesamt jugendfrei inszeniert sind – FSK: ab 16 Jahre –, das natürlich auch einen Beitrag zu andauernden Klimadebatte außerhalb der Kinosäle liefert.

Wertung: 5 von 8 €uro
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