IMDB

Plakatmotiv: Karen McCoy – Die Katze (1993)

Ein nebensächlicher Film

Titel Karen McCoy – Die Katze
(The real McCoy)
Drehbuch William Davies & William Osborne
nach einem Roman von Desmond Lowden
Regie Russell Mulcahy, USA 1993
Darsteller

Kim Basinger, Val Kilmer, Terence Stamp, Gailard Sartain, Zach English, Raynor Scheine, Deborah Hobart, Pamela Stubbart, Andy Stahl, Dean Rader-Duval, Norman Max Maxwell, Marc Macaulay, Peter Turner, David Dwyer, Frank Roberts u.a.

Genre Crime, Thriller
Filmlänge 105 Minuten
Deutschlandstart
28. Oktober 1993
Inhalt

Karen McCoy wird nach sechs Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Sie hatte eine Haftstrafe wegen Bankraubes abzusitzen. Nach ihrer Entlassung will sie ihr Leben wieder in geordnete Bahnen bringen, doch wegen ihrer Vorstrafen findet sie keine Arbeit. Nicht minder frustrierend verläuft eine Begegnung mit dem für einen Gebrauchtwagenhandel arbeitenden Vater ihres sechsjährigen Sohnes Patrick: Er habe Patrick erklärt, dass seine Mutter tot sei, damit müsse sie sich abfinden.

Ihr Bewährungshelfer Gary Buckner bringt sie zu ihrem früheren Auftraggeber Jack Schmidt, der in einem schlossähnlichen Anwesen mit Privatzoo lebt. Um Karen für einen neuen Job zu gewinnen, nämlich eben jene Bank auszurauben, in der sie sechs Jahre zuvor von der Polizei erwischt worden war, lässt Schmidt Karens Sohn entführen, der von der Existenz seiner wirklichen Mutter nichts weiß; ihr ehemaliger Liebhaber hat geheiratet und ihm, Patrick, erzählt, seine Mutter sei tot.

Mit Perücke und Sonnenbrille getarnt kundschaftet Karen mehrmals das Sicherheitssystem der Bank aus, in deren Tresorraum 18 Millionen Dollar in bar lagern sollen. Als der Tag der Entscheidung gekommen ist, hält sie eine Überraschung für Jack bereit …

Was zu sagen wäre

Dieses Heist-Movie wirkt, als wolle da ein Regisseur seine maue Karriere wieder ankurbeln und nutze dazu die Präsenz eines Stars. Russell Mulcahy hat mit Highlander vor sieben Jahren einen echten Hit gelandet, den er mit einem Aufguss und mit Ricochet – Der Aufprall (1991) nicht mehr annähernd erreichte. Aber potenziellen Kassenfüllern gibt Hollywood eine dritte Chance – und Kim Basinger, den blonden Superstar der Woche ("Cool World" – 1992; Eiskalte Leidenschaft – 1992; "Die blonde Versuchung" – 1991; Batman – 1998; Meine Stiefmutter ist ein Alien – 1988; Blind Date - Verabredung mit einer Unbekannten – 1987; "Gnadenlos" – 1986; 9 1/2 Wochen - 1986; Der Unbeugsame – 1984; Sag niemals nie – 1993). Val Kilmer bekommt er gleich auch noch dazu (True Romance – 1993; "Halbblut Thunderheart" – 1992; The Doors – 1991; "Willow" – 1988; Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel – 1986; "Was für ein Genie" – 1985; "Top Secret" – 1984).

Und dann übernimmt er ein Drehbuch, dem man die Lustlosigkeit seiner Autoren ansieht: Das geht gar nicht erst damit los, dass ein Bankangestellter, bei dem Karen ein Schließfach anmieten will, der attraktiven Frau gleich die sicherheitsrelevanten Basics erzählt – „Der Tresorraum ist vier Stockwerke unter uns. Man gelangt über diesen gepanzerten Fahrstuhl hinunter. Die Versicherung verlangt ein dreifaches Sicherungssystem. Vor zwei Jahren haben wir alles auf den neuesten Stand gebracht.“ Karen bekommt nach sechs Jahren im Knast beruflich und privat keinen Fuß auf den Boden. Der Bewährungshelfer ist ein sabbernder, fetter Gierschlund, der die sympathische Heldin mit den Augen auszieht. Ihr Ex hat geheiratet und dem gemeinsamen Sohn erzählt, seine Mutter – Karen – sei tot, „Es ist das Beste. Wir haben so entschieden!“, sagt er Karen. Als nächstes stolpert Val Kilmer als unterbelichteter Möchtegern-Räuber durchs Bild, der sowohl Fan von Karens Legende als auch – zufällig – Neffe von Jack Schmidt ist, Karens Nemesis. Den spielt Terence Stamp. Und nicht, dass der sich sonderlich anstrengen würde, aber das nasal arrogante Arschloch hat er ohnehin auch ohne viel Übung einfach drauf (Wall Street – 1987; "Der Sizilianer" – 1987; Staatsanwälte küsst man nicht – 1986; "Link, der Butler" – 1986; Superman II – Allein gegen alle – 1980; "Striptease" – 1978; Superman – 1978; Die Verdammten der Meere – 1962).

Dieser Jack Schmidt bekommt von der Fachfrau Karen klar gesagt, dass ein Einbruch in diese Bank heutzutage nicht mehr funktioniert aus den Gründen A, B und C. Ist dem Obergangster aber schnuppe; er glaubt sich im Film und sagt „Du machst das schon!“ Prompt stolpert (nur) er schließlich darüber, während Karen in die Sonne jettet und sogar Val Kilmer, den Unterbelichteten mitnimmt. Gleichzeitig findet Patrick, Karens kleiner Sohn, der glaubt, seine Mama sei tot, nicht nur sofort sehr großen Schmuse-Gefallen an der freundlichen „Freundin seiner Mutter“, er findet es auch gar nicht beängstigend, entführt zu werden und voll in Ordnung, dass Karen, um die Entführung zu beenden, eine Bank ausrauben soll. Der Junge ist knapp sieben Jahre alt. Im Kinosessel höre ich die Konstruktion dieses Plots knirschen. Das sind Drehbuchkniffe, die erklären, warum Hollywood wieder mal nach seiner Form sucht.

Und Mulcahys visuelle Qualitäten, die er schon beeindruckend unter Beweis gestellt hat? Haben sich nach drei Minuten, nach den Establishing Shots, die imposant von der großen Leinwand strahlen, erschöpft. Danach bricht ein voll maskierter, offensichtlich übergewichtiger Kerl in eine Bank ein, ohne dass man jemals das Gesicht sieht. Weniger Minuten später stellt sich heraus: War Karen McCoy, die von der schlanken Kim Basinger gespielt wird; da sind dann sechs Jahre seit dem Establishing Shot vergangen und sie kommt aus dem Knast, fällt einem skrupellosen Bewährungshelfer in die Finger und so weiter und so weiter.

Kino ist ja ein Medium fürs – in erster Linie – Auge und Kim Basinger ist eine beeindruckende Schönheit und tut das Beste, um ihre Mutterfigur mit Leben zu füllen. Wenn die Regie sie nur ließe.

Wertung: 2 von 10 D-Mark
IMDB