IMDB

Plakatmotiv (Fr.): Noyade Interdite – Ertrinken verboten (1987)

Ein Krimi, der von seinen
schrulligen Figuren lebt

Titel Ertrinken verboten
(Noyade Interdite)
Drehbuch Pierre Granier-Deferre & Dominique Roulet
nach dem Roman "Widow's Walk" von Andrew Coburn
Regie Pierre Granier-Deferre, Frankreich, Italien 1987
Darsteller

Philippe Noiret, Guy Marchand, Elizabeth Bourgine, Anne Roussel, Gabrielle Lazure, Marie Trintignant, Andréa Ferréol, Philippe Polet, Marcel Bozonnet, Catherine Hiegel, Suzanne Flon, Laura Betti, Stefania Sandrelli, Dominique Zardi, Raoul Billerey, François Dyrek, Isabelle Mantero, Toni Cecchinato u.a.

Genre Krimi
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
30. Juni 1988
Inhalt

Kommissar Paul Molinat wird nach zehn Jahren Abwesenheit in seine alte Heimat an der französischen Atlantikküste zurückbeordert. Der Anlass: Zwei Männerleichen wurden kurz hintereinander an den Strand gespült, beide waren Opfer eines gezielten Kopfschusses. Die Ermittlungen führen Molinat in ein scheinbar ruhiges Provinzdorf, in dem er auf dunkle Geheimnisse und alte Feindschaften stößt.

Zu Molinats Unmut wird ihm der ehrgeizige Inspektor Leroyer zur Seite gestellt – ein Kollege, mit dem er eine offene Rivalität pflegt. Während die beiden Ermittler in ein zähes Duell um Deutungshoheit und Kompetenz geraten, häufen sich die Leichenfunde. Die Ermittlungen führen Molinat nicht nur zu den Abgründen der örtlichen Gesellschaft, sondern auch zurück in seine eigene Vergangenheit: Vor Jahren hatte er eine Affäre mit einer Frau, die in einen Immobilienskandal verwickelt war – ein Kapitel, das er längst verdrängt hat. Mit jeder neuen Spur wächst das Misstrauen zwischen Molinat und Leroyer. Bald wird klar, dass Leroyer nicht nur in Sachen Mord ermittelt, sondern auch Molinats Vergangenheit durchleuchtet …

Was zu sagen wäre

Ein Serienkiller in der sonnigen französischen Provinz. Die Hochsaison steht bevor, da kommt es dem Bürgermeister nicht zupass, dass die Zeitungen plötzlich von Wasserleichen berichten, denen ins Ohr geschossen worden ist. Wer jetzt an den Weißen Hai denkt – Hochsaison, Leichen am Strand – liegt richtig, gerät aber gleich auf die falsche Fährte.

Hier ist liebliche französische Kleinstadtidylle mit rätselhaften Kleinstadtbewohner – eigentlich in der Mehrzahl Kleinstadtbewohnerinnen – und ein paar Toten, die offenbar jeweils einer Pistolenkugel zum Opfer gefallen sind. Keinem Hai.

Mittendrin Philippe Noiret als gemütlicher Inspekteur Molinat ("Masken" – 1987; "Die Bestechlichen" – 1984; Ein verrücktes Huhn – 1977; Das große Fressen – 1973; Topas – 1969; Alexandre, der glückselige Träumer – 1968; Zazie – 1960), der in diesem Ort eine ungeklärte Vergangenheit hat und so gemütlich dann auch gar nicht ist. Der als freundlicher Opa auftretende Ermittler war hier verheiratet, seine Frau aber offenbar tot und es wirkt eine Weile so, als habe er da ein bisschen nachgeholfen, um die Hände frei zu haben für die charmante Managerin der Fremdenzimmer am Ort. Aber aus dieser Liaison wurde offenbar auch nichts und L'inspecteur interessiert sich mehr für ihre Tochter, bricht ohne gerichtliche Genehmigung in fremder Leute Haus ein, um Spuren zu suchen, und brüllt Frauen, die sich seinen Fragen widersetzen auch schon mal sehr umgentlemanlike an.

Molinats Chef schickt ihm zur Verstärkung dessen Assistenten Leroyer hinterher. Guy Marchant (Der Boss – 1985; Das Auge – 1983; Ein verrücktes Huhn – 1977; Ein schönes Mädchen wie ich – 1972) erweitert seine Marcel-Belmont-Rolle aus Das Verhör (1981) – sein Leroyer ist ein schmieriger Chauvi mit schlechten Manieren. Er schnüffelt der rätselhaften Vergangenheit Molinats hinterher, während der auf der Suche nach dem Serienmörder auf der Stelle tritt, dort aber auf lauter gut aussehende junge, meist knapp bis gar nicht bekleidete Frauen trifft.

Regisseur Pierre Granier-Deferre interessiert sich weniger für das Whodunit, die Mördersuche im sonnigen Badeort kommt kaum voran. Granier-Deferre schaut auf die Leute im Ort, die sich leicht gestört präsentieren – eifersüchtig, aggressiv, lasziv, geistig verwirrt, rätselhaft. Als dann die Karten auf dem Tisch liegen, erinnert die Geschichte sehr an Jean Beckers Ein mörderischer Sommer (1983) mit Isabel Adjani, der ein ähnliches Handlungsmotiv verfolgt, nur aus anderer Perspektive.

"Ertrinken verboten" ist ein schrulliger Sommerkrimi mit einem wunderbaren Philippe Noiret und lauter schönen Frauen. Französisches Kino eben.

Wertung: 6 von 10 D-Mark
IMDB