Christian Legagneur, von seinen Fans liebevoll als bester Moderator Frankreichs gefeiert, moderiert eine rührselige TV-Show, in der die Träume und Sehnsüchte älterer Menschen ins Rampenlicht gerückt werden. Doch hinter der charmanten Fassade des Medienstars verbirgt sich ein gnadenloser Narzisst.
Auf der Suche nach einem Autor für seine Biografie nimmt er den jungen Journalisten Roland Wolf in seinem eleganten Landhaus auf. Roland hat jedoch eigene Motive: Er vermutet, dass Legagneur in das Verschwinden seiner Schwester verwickelt ist, die mit Legagneurs Tochter befreundet war. Während Roland tiefer in das Leben des Moderators eintaucht, enthüllen sich immer mehr Abgründe. Legagneurs scheinbar perfekte Welt bröckelt, und Roland entdeckt ein Geflecht aus Täuschung, Machtmissbrauch und dunklen Geheimnissen …
Das Fernsehen, bzw. die Menschen, die Fernsehen machen, sind verlogene Kühlschränke. Das wissen wir schon länger, spätestens, seit wir Network (1976) gesehen haben. Claude Chabrol macht aus dieser Erkenntnis auch gleich keinerlei Geheimnis. Im Mittelpunkt seines Krimis steht ein beliebter Moderator, der eine Show für alte Menschen moderiert. Die Kulisse ist ganz in Pink gehalten, die kleine Band ganz in Rot gewandet. Der Moderator heißt Christian Legagneur, also Christian der Gewinner. Und der Film, der das alles bündelt, trägt die Verlogenheit schon im Titel: "Masken".
Stimmt, hier tragen alle eine Maske. Die dickste ist die, die uns glauben lässt, es ginge irgendwie um diese erwähnte TV-Show. Um die geht es nicht. Nach zehn Minuten hat der Film das Ambiente gewechselt. Wir befinden uns auf einem prachtvollen Landsitz vor den Toren Paris' inmitten einer Nebel verhangenen Parkanlage. Hier hält der Showmaster Hof, umschwirrt von Bediensteten, die er nach Lust und Laune herumkommandiert. Dass was nicht stimmt mit dieser satten Glückseligkeit in diesem Haus, liegt in der Luft und hat mit des Moderators Mündel zu tun, der kränkelnden Catherine, um die Legagneur sich augenscheinlich rührend kümmert.
Dass auch das womöglich eine Lüge ist, wird deutlich, als sich herausstellt, dass auch der Journalist, der vorgeblich ein Buch über Legagneur schreiben möchte, nicht der ist, der er zu sein vorgibt. Er such seine kleine Schwester, die nach einem Aufenthalt auf Legagneurs Landsitz verschwunden ist; angeblich trat sie überraschend eine Reise auf die Seychellen an.
Der charmante Moderator, den Philippe Noiret mit einer beeindruckend kalten Herzlichkeit spielt ("Die Bestechlichen" – 1984; "Der Saustall" – 1981; Ein verrücktes Huhn – 1977; Das große Fressen – 1973; Topas – 1969; Alexander, der Lebenskünstler – 1968; Zazie – 1960), entpuppt sich als Erbschleicher und Mörder. Das ist kaum eine Überraschung – in einem Film von Chabrol – daher kann man das offen sagen; das Rätsel, das der Film uns mit seinen schönen Bildern stellt, ist nur, was genau der Mann eigentlich vorhat.
Claude Chabrol erzählt diese Krimigeschichte in vielen Großaufnahmen. Immer hat man im Kinosessel das Gefühl, in diesem weitläufigen Landsitz so beengt zu sein, dass es einem die Luft abschnürt. Wie oft in seinen Filmen führen hier mehrere Mitglieder der seltsamen Gesellschaft ein Doppelleben (Hühnchen in Essig – 1985; Der Schlachter – 1970; Die untreue Frau – 1969). Chabrol zeigt eine Welt in der Narzissmus und Selbstinszenierung über Menschlichkeit steht. Der Mensch ist hier nur Verfügungsmasse, die man ausnimmt. Das ist wie immer mit scharfem Skalpell seziert, mit boshaftem Humor angereichert und klug bebildert.