Der Geschäftsmann Jacques Massoulier wird bei der Entenjagd erschossen. Als Mörder gerät der Immobilienmakler Julien Vercel in Verdacht, da er als Einziger das Kaliber der Mordwaffe benutzt. Ein Tatmotiv wird schnell gefunden, denn Massoulier war der Geliebte von Vercels Ehefrau Marie-Christine. Kurze Zeit später wird sie ebenfalls erschossen aufgefunden.
Da Vercel für beide Morde kein Alibi vorweisen kann, nimmt er sich Maître Clément als Anwalt, der jedoch seinen Unschuldsbeteuerungen ebenso wenig Glauben schenkt wie die Polizei. Clément will daher beim Motiv auf Verbrechen aus Leidenschaft plädieren. Das französische Recht kennt hierfür den Begriff Crime passionnel und Vercel hätte somit vor Gericht gute Chancen für eine Strafmilderung. Von Vercels Unschuld überzeugt ist allein seine Sekretärin Barbara Becker, die insgeheim in ihn verliebt ist.
Barbara versteckt ihn im Keller seines Büros und stellt auf eigene Faust Nachforschungen an. Sie findet heraus, dass Marie-Christine vor ihrer Heirat − nicht wie gedacht − einen Schönheitssalon geführt hatte, sondern ihr Geld in einem Nachtclub, dem L’Ange rouge, in Nizza verdiente. Zudem war seit einer Weile ein Privatdetektiv auf Marie-Christine angesetzt. Während ihrer Ermittlungen trifft Barbara immer wieder auf einen mysteriösen Mann, den sie und Vercel schon bald für den wahren Mörder halten …
Eine charmante Verbeugung vor dem Film Noir, durch die Fanny Ardant in eleganten, aufreizenden Kostümen stakst, die ihre schlanken Waden zur Geltung bringen. Das Grundmuster des Film Noir freilich dreht Truffaut, der Freund starker Frauenfiguren, um. Bei ihm übernimmt die Frau die Rolle des Detektivs, während der Mann hilflos und handlungsunfähig bleibt. Zudem zollt Truffaut mit Filmmotiven Tribut an seine Vorbilder Alfred Hitchcock und Stanley Kubrick.
Der Film steckt voller Szenen, die keinem anderen Zweck dienen, als Truffauts Muse Fanny Ardant elegant in Szene zu setzen; es fällt kaum ins Gewicht, dass sich ihre schauspielerischen Fähigkeiten als begrenzt erweisen.
Ein unterhaltsamer Film voller spaßiger Zitate für Hitchcock- und Stanley-Kubrik-Fans und einer Auflösung, die so wild ist, dass dem Zuschauer der Kopf schwirrt. Wie sagt der Täter zur Begründung seiner Morde: „Alles, was ich getan habe, tat ich für die Frauen. Ich liebe es, sie anzusehen, sie zu fühlen, ihren Duft zu riechen, sie zu genießen und ihnen Genuss zu geben.“
Der Film ist Truffauts letztes Werk. Er starb 1984 im Alter von 52 Jahren an einem Gehirntumor.
Regisseur François Truffaut im Kino
François Truffaut war ein französischer Filmregisseur, Filmkritiker, Schauspieler und Produzent. Er wurde am 6. Februar 1932 in Paris geboren und starb am 21. Oktober 1984 in Neuilly-sur-Seine.
Mit der Neubelebung des Autorenfilms ab Ende der 1950er Jahre gilt Truffaut in der französischen Filmgeschichte mit Jacques Rivette, Jean-Luc Godard, Claude Chabrol und Éric Rohmer als einer der maßgeblichen Begründer der Nouvelle Vague.
- Ein Besuch (Une Visite – 1955) – der Film gilt als verschollen
- Die Unverschämten (Les mistons – 1957)
- Eine Geschichte des Wassers (Une histoire d'eau – 1958) – Regie mit Jean-Luc Godard
- Sie küßten und sie schlugen ihn (Les quatre cents coups – 1959)
- Schießen Sie auf den Pianisten (Tirez sur le pianiste – 1960)
- Jules und Jim (Jules et Jim – 1962)
- Liebe mit zwanzig (L’amour à vingt ans – 1962)
- Die süße Haut (La peau douce – 1964)
- Fahrenheit 451 (Fahrenheit 451 – 1966)
- Die Braut trug schwarz (La mariée était en noir – 1967)
- Geraubte Küsse (Baisers volés – 1968)
- Das Geheimnis der falschen Braut (La sirène du Mississippi – 1969)
- Der Wolfsjunge (L’enfant sauvage – 1970)
- Tisch und Bett (Domicile conjugal – 1970)
- Zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent (Les deux anglaises et le continent – 1971)
- Ein schönes Mädchen wie ich (Une belle fille comme moi – 1972)
- Die amerikanische Nacht (La nuit américaine – 1973)
- Die Geschichte der Adèle H. (L’histoire d'Adèle H. – 1975)
Taschengeld (L’argent de poche – 1976) - Der Mann, der die Frauen liebte (L’homme qui aimait les femmes – 1977)
- Das grüne Zimmer (La chambre verte – 1978)
- Liebe auf der Flucht (L’amour en fuite – 1979)
- Die letzte Metro (Le dernier métro – 1980)
- Die Frau nebenan (La femme d'à côté – 1981)
- Auf Liebe und Tod (Vivement dimanche! – 1983)