IMDB

Plakatmotiv: Song to Song (2017)

Elegische Bilder umrahmen einen
cineastischen Impressionismus

Titel Song to Song
(Song to Song)
Drehbuch Terrence Malick
Regie Terrence Malick, USA 2017
Darsteller

Ryan Gosling, Rooney Mara, Michael Fassbender, Natalie Portman, Cate Blanchett, Holly Hunter, Bérénice Marlohe, Val Kilmer, Lykke Li, Olivia Grace Applegate, Dana Falconberry, Linda Emond, Louanne Stephens, Christin Sawyer Davis, Tom Sturridge u.a.

Genre Drama, Musik
Filmlänge 129 Minuten
Deutschlandstart
25. Mai 2017
Inhalt

Die beiden ambitionierten Musiker Faye und BV lernen sich bei einer Party des einflussreichen Musikproduzenten Cook kennen und verlieben sich ineinander. Weil die lebenshungrige Faye allerdings auf den großen Durchbruch hofft, hat sie neben einer Reihe von Bühnenauftritten und Konzerten auch eine Affäre mit Cook, der in der Musikszene von Austin erfolgreich agiert und für dessen Produktionsfirma sie früher einmal arbeitete.

Bei einem gemeinsam Ausflug nach Mexiko verstehen sich BV und Cook ausgesprochen gut, und albern wie zwei Halbstarke miteinander herum. BV, der ebenfalls zu Cooks Schützlingen zählt, ahnt zunächst nichts von der Affäre zwischen seiner Freundin und dem Musikmogul. Doch lange geht diese Dreiecksbeziehung nicht gut, und Faye und BV trennen sich.

Da in der lebendigen Musikszene von Austin niemand lange allein bleibt, lernt der aufstrebende Songwriter BV die angeblich ziemlich reiche Amanda kennen, während Faye eine Beziehung mit einer Französin namens Zoey beginnt. Cook heiratet in dieser Zeit die Kellnerin Rhonda.

In den Leben der sechs Liebenden geht es um sexuelle Obsessionen, Gruppensex, aber auch um Betrug.

Der Musikerin Patti Smith, eine Punk-Legende und nunmehr weise alte Dame, geht es im Alter hingegen eher um poetische Reflexionen über ihr Leben, von denen sie in Interviews erzählt …

Was zu sagen wäre

Terrence Malik erzählt von schönen Frauen und attraktiven Männer in erlesenem Ambiente und lässt seinen Kameramann Emmanuel Lubezki, der zuletzt dreimal hintereinander mit dem Oscar für seine Arbeiten an The Revenant (2015), Birdman (2014) und Gravity (2013) ausgezeichnet worden ist, in elegische, farbenprächtige Bilder tauchen. Bilder aus der Musikszene Austins in Texas, staubig, trocken, elegant, weitläufig – wie Fotografien im Museum, die ohne Geschichte auskommen.

Der Film erzählt eine Geschichte (s.o.). Nur erzählt er sie nicht im herkömmlichen Sinne. Er impessioniert sie. Malick setzt uns einer zweisstündigen Bilderflut aus, die mit wenig Original-Dialog auskommet, dafür viel Gedankenschwere aus dem Off tropfen lässt. Dem müssen wir folgen und daraus schält sich schon irgendwie die Geschichte, die aber ganz ohne Spannung bleibt. Denn für den Schmerz, der zum Scheitern einer Liebe dazu gehört, interessiert sich Malick nicht.

Seine Liebenden gleten traumwandlerisch in die nächste Beziehung, zeigen zwischendrin sexuelle Verrenkungen und flachen Bauch. Während wir den schönen Bildern folgen erleben wir, dass Ryan Gosling (La La Land – 2016; The Nice Guys – 2016; The Big Short – 2015; Only God Forgives – 2013; Gangster Squad – 2013; The Place Beyond the Pines – 2012; The Ides of March – 2011; Crazy, Stupid, Love. – 2011; Drive – 2011; Blue Valentine – 2010; Lars und die Frauen – 2007; Mord nach Plan – 2002) und Rooney Mara einen Draht zueinander haben – die Chemie stimmt, wie man so sagt.

Mit anderen Akteurinnen, etwa mit Cate Blanchett ("Manifesto" – 2015; Carol – 2015; Blue Jasmine – 2013; Der Hobbit – Eine unerwartete Reise – 2012; Wer ist Hanna? – 2011; Robin Hood – 2010; Der seltsame Fall des Benjamin Button – 2008; Aviator – 2004; Heaven – 2002; Der Herr der Ringe – Die Gefährten – 2001; Banditen! – 2001; The Gift – 2000; Der talentierte Mr. Ripley – 1999; Elizabeth – 1998), bleibt die Leinwand so professionell kühl wie die Fotografie Lubetzkis. Das mag ich aber niemandem vorwerfen, alle üben ihr Handwerk professionell und engagiert aus und folgen den Anleitungen ihres Regisseurs. Bei dem die Qualität des Handwerks ein Fragezeichen bleibt.

Malick genießt in Hollywood den Ruf des großen Künstlers spätestens, seit er zwischen seinen Filmen „In der Glut des Südens“ (1978) und Der schmale Grat (1989) 20 Jahre Pause machte, in der er von der Bildfläche verschwand. Wenn er ruft, geben sich die A-Stars die Klinke in die Hand und fragen nicht weiter, worum es geht. Ich schätze, es gibt für Ryan Gosling, Rooney Mara („A Ghost Story“ – 2017; Lion: Der lange Weg nach Hause – 2016; Pan – 2015; Carol – 2015; Her – 2013; Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen – 2013; Verblendung – 2011; The Social Network – 2010; A Nightmare on Elm Street – 2010), Michael Fassbender, Natalie Portman oder Cate Blanchett härtere Drehtage als solche, an denen sie miteinander in Luxusambiente rummachen und wenig Text auswendig lernen müssen. Sie brauchen nicht mal groß zu performen, denn jedwedes Drama hat Malick seinem Film verboten. Natürlich geht es um Liebe und Verrat, und um Aufstieg und Fall in der Künstlerszene – hier Musikszene – aber davon bekommen wir im Kinosessel herzlich wenig mit. Aus den Offtexten, die die Akteure ins Mikrofon hauchen, können wir uns zusammenreimen, was geht. Aber Angst vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit – in der Musikszene durchaus evident – oder Trauer um den Verflossenen? Fehlanzeige.

Aber die Bilder sind wirklich wahnsinnig irre. Das Kino des Terrence Malik ist not my cup of tea.

Wertung: 3 von 8 €uro
IMDB