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Plakatmotiv: The Nice Guys (2016)

The Boys have
had a little fun

Titel The Nice Guys
(The Nice Guys)
Drehbuch Shane Black & Anthony Bagarozzi
Regie Shane Black, USA 2016
Darsteller
Russell Crowe, Ryan Gosling, Angourie Rice, Matt Bomer, Margaret Qualley, Yaya DaCosta, Keith David, Beau Knapp, Lois Smith, Murielle Telio, Gil Gerard, Daisy Tahan, Kim Basinger, Jack Kilmer, Lance Valentine Butler u.a.
Genre Komödie, Action
Filmlänge 116 Minuten
Deutschlandstart
2. Juni 2016
Website theniceguysmovie.com
Inhalt

Los Angeles in den 70er Jahren: Privatdetektiv Holland March und der raubeinige Jackson Healy sind sich nicht gerade grün, immerhin wurde Healy schon mal damit beauftragt, March zu verprügeln.

Jetzt müssen sich die beiden für einen lukrativen Auftrag zusammenraufen. Die Oberste Richterin, Judith Kuttner, braucht zuverlässige Männer, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen. Gemeinsam sollen sie ihre Tochter Amelia ausfindig zu machen, die in Schwierigkeiten geraten und nun verschwunden ist.

Mit Marchs pubertierender Tochter Holly im Schlepptau begeben sich der Privatdetektiv und sein neuer Geschäftspartner auf eine Schnitzeljagd quer durch Los Angeles, bei der sie schnell feststellen, dass hinter dem wenig kompliziert erscheinenden Fall eine Multi-Milliarden-Dollar-Verschwörung steckt, die bis in die höchsten Kreise reicht …

Was zu sagen wäre

Solche Geschichten würde es heute gar nicht mehr geben. Natürlich nicht, Smartphones, GPS-Ortung, Gesichtserkennung, Streetview, die Sozialen Netzwerke und all die anderen Spielzeuge aus dem Internetzeitalter haben dem Buddy-Movie, das seine letzte Hochphase in den 1990er Jahren hatte, den Garaus gemacht. Film-Buddies heute sind mindestens smarte Software-Lahmleger, Aikido-Könner und nicht rauchende Milchtrinker. Das Buddy-Movie nach Lethal-Weapon-Prägung ist so tot wie die unschuldig romantische Spielerei à la e-m@il für Dich. Das ist echten Männern aber egal. Echte Männer drehen halt einen Film, der früher spielt, vor dem ganzen High-Tech.

In den 1970er Jahren haben kurzläufige Trommelrevolver einen Mann noch ordnungsgemäß getötet – der Angeschossene hat sich danach nicht weiter geprügelt. In Filmen, die vor dem "Schnurlos"-Zeitalter spielen, kann der gewiefte Regisseur mit dem kabelgebundenen Telefon an der (in US-Filmen meist) Küchenwand ganze Szenen gestalten. Shane Black kann das (Iron Man 3 – 2013; "Kiss Kiss Bang Bang" – 2005). Und Shane Black legt offenbar Wert auf eine entspannte, coole Arbeitsatmosphäre am Set. So jedenfalls wirkt dieser Film, als hätten da ein paar Jungs ein paar Wochen Spaß unter sich gehabt. Die Frauen, die in diesen entspannten Club Zutritt finden, sind minderjährige, aber neunmalkluge Teenager, Pornodarstellerinnen, korrupte Politikerinnen oder überkandidelte Umweltaktivistinnen. Sympathieträger hingegen sind die männlichen Prachtexemplare auch nicht so richtig. Bei der ersten Begegnung bricht der eine dem anderen erst mal den Arm, und damit ist der raue Ton in diesem Wiederbelebungsversuch des Buddy Movies gesetzt.

Russell Crowe, dieser vom Körpervolumen her langsam in Gérard Dépardieu-Verhältnisse wachsende Schauspiel-Koloss (Noah – 2014; The Man with the Iron Fists – 2012; Robin Hood – 2010; Ein gutes Jahr – 2006; A Beautiful Mind – 2001; Gladiator – 2000; Insider – 1999; L.A. Confidential – 1997), beherrscht die Kunst der kleinen Mimik. Sein Spiel als Auftrags-Schläger wirkt wie nebenbei, nicht vorhanden, als käme Crowe gerade erst in die Szene und reagiere instinktiv. Das macht es so glaubwürdig.

Beide, er und Ryan Gosling, haben ganz offenbar Spaß daran gehabt, ihre Charaktere in deren ganzer Testosteron-Dimension auszuspielen. Wunderbare Bewegungen, Gesichter. Gosling, hauptamtlicher good lookin‘ guy (The Big Short – 2015; Only God Forgives – 2013; Gangster Squad – 2013; The Place Beyond the Pines – 2012; The Ides of March – Tage des Verrats – 2011; Crazy, Stupid, Love. – 2011; Drive – 2011; Blue Valentine – 2010; Lars und die Frauen – 2007; Mord nach Plan – 2002), spielt als Schnüffler von Omas Gnaden, als sympathischer Schwätzer, als von Frauen leicht zu irritierender Mann alle Facetten dieser Figur aus; ein großer Spaß, den beiden Kerlen zuzugucken, wie sie Kerle sind. Shane Black lässt sie aus Suiten im 20. Stock springen, hetzt sie durch Schießereien und Autojagden, um einen vermeintlichen Suizid im Pornomilieu zu untersuchen. Unter der glitzernden Oberfläche des L.A.-Lifestyle tun sich Abgründe auf. Wer hier etwas erreichen will, muss sich die Hände schmutzig machen.

Black liefert in seiner lockeren Action-Komödie unter derben Gewaltszenen und gesellschaftlichen Verwerfungen jene Zentimeter Tiefgang, die aus dem reinen Spaß einen Film machen, der hängen bleibt. Die Schauspieler Crowe und Gosling toben sich aus, eben noch albern, jetzt zu Tode betrübt und immer nicht so richtig rasiert. Black selbst schreibt Dialoge, die seine Liebe zum Wort unterstreichen; er schreibt Übergangsszenen, nahtlos, witzig, variantenreich, die seine Liebe zum Kino verdeutlichen.

Man sieht den Shane-Black-Filmen (als Autor: Lethal Weapon 4 – 1998; Tödliche Weihnachten – 1996; Last Action Hero – 1993; Lethal Weapon 3 – 1992; Last Boy Scout – 1991; Lethal Weapon 2 – 1989; Lethal Weapon – 1987) immer an, dass ihr Macher das Medium ernst nimmt.

Wertung: 7 von 8 €uro
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