In den USA der 1920er und 30er Jahre steigt Howard Hughes, Milliardär, Filmproduzent und Flugpionier, rasend schnell zum glamourösen Hollywood-Mogul und Besitzer eines Industrie-Imperiums auf. Doch hinter der glänzenden Fassade machen psychische Probleme sein Leben zur Hölle.
Ende der 1920er Jahre steckt der junge Öl-Millionär Howard Hughes Unsummen in das Flieger-Epos "Hell’s Angels". Für die Realisierung setzt er eine beispiellose Armada von Flugzeugen, Piloten und Kameras ein. Schon hier zeigt sich die unglaubliche Risiko-Bereitschaft und visionäre Arbeitsweise des Exzentrikers, die nicht selten an Größenwahnsinn grenzt. Der Film, der tatsächlich zum Hit wird, bietet für ihn nicht nur den Einstieg in ein Leben als glamouröser Film-Mogul, der sich mit Stars wie Ava Gardner, Jean Harlow und Katharine Hepburn umgibt.
Hughes setzt auch als erfolgreicher Flugzeugkonstrukteur alles auf eine Karte. Als der Ehrgeizling in den 40er Jahren schließlich das Transatlantik-Monopol von Juan Trippes Fluggesellschaft TWA herausfordert, zieht er sich den politischen Zorn des einflussreichen, korrupten Senators Brewster zu. Und auch privat gleitet Hughes immer mehr in den Abgrund seiner krankhaften Phobien …
Howard Hughes ist nicht zu fassen. „Es ist zu viel Howard Hughes in Howard Hughes“, stöhnt seine langjährige Freundin Katherine Hepburn. Dieser Mann ist ein Wirbel auf vielen Gebieten. Während er seinen ersten Stummfilm produziert, wieder verwirft, weil er erkennt, dass der Tonfilm mittlerweile der größere Erfolg gegenüber dem Stummfilm verspricht, den gleichen, aufwändigen, Film nochmal dreht – ein Weltkrieg-I-Epos mit vielen Doppeldeckern, noch mehr Kameras und mit Ton – entwirft er gleichzeitig zusammen mit seinem Techniker ein ganz neues Flugzeug mit maximal geringem Luftwiderstand. und er ist mit allem erfolgreich. Seine Filme spielen viel Geld ein und werden Klassiker. Seine visionären Flugzeugkonstruktionen sind für Fluggesellschaften wie für das Militär von großem Interesse.
Sein Erfolgsrezept: Er schlägt die bärtigen Besitzstandswahrer in der Film- und der Flugzeugindustrie mit ihren eigenen Waffen. Gegen die Zensurbehörde Hollywoods, die einen seinen Filme verbieten will, weil er zu freizügig Frauenbrüste herausstelle, argumentiert er mit dem Zentimetermaß, dass in allerlei Filmen in der Vergangenheit die Ausschnitte anderer Schauspielerinnen genauso groß herausgestellt worden waren. Einem kritischen Senator weist er nach, dass er, Hughes, zwar viele Millionen Gelder des Verteidigungsministeriums letztlich nicht in fliegende Flugzeuge habe ummünzen können. Dass das aber in viel größerem ausmaß auch für andere, Washington genehmere Flugzeugbauer zuträfe. Howard Hughes gehört nicht zum Establishment und er lässt sich von diesem auch nicht mobben.
Im Privaten ist dieser Mann eine manischer Händewascher. Seine Mutter hat ihm als Kind, damals grassierte die spanische Pest, große Vorsicht vor Viren und Bakterien antrainiert. Er nutzt Handtücher nur einmal, ist bei körperlichem Kontakt sehr zurückhaltend, was ihn aber nicht davon abhält, reihenweise Hollywood-Starlets zu daten. Hughes Reinheits-Manie bleibt auf Momente beschränkt. Auf filmische Momente. Und auch das Drama, das sich schließlich entwickelt, wirkt herbei geschrieben. Da kauft sich der Präsident der Fluggesellschaft Pan Am, Juan Trippes einen Senator, der mit einem Gesetz verhindern soll, dass Hughes mit der von ihm kontrollierten Fluggesellschaft TWA Transatlantikflüge in Konkurrenz zur Pan Am anbieten kann. Da gibt es eine dramatische Senatsanhörung, es gibt Kungeleien zwischen mächtigen Maßanzugträgern. Nur spannend wird das alles nicht.
Ähnlich oberflächlich geht der Film auf die zweite große Liebesgeschichte, der zu Ava Gardiner, ein, die sich zum Finale liebevoll um den zum menschlichen Wrack gewandelten Multimillionär kümmert, damit der in sein nächstes Gefecht ziehen kann. Diese Liebesgeschichte hat noch nicht richtig begonnen, da ist sie auch schon vorbei und dazwischen erfahren wir, dass Ava Gardner keine Diamanten geschenkt bekommen will, sondern eine Einladung zum Essen, und dass Hughes sie mit Wanzen und Privatdetektiven beschatten ließ. Der Mann hat halt einen Kontrollzwang.
Martin Scorsese liefert mit "The Aviator" ist ein wunderbar fotografierter, hingebungsvoll ausstaffierter Film mit vielen großen Schauspielern, der unterhält. Aber packen tut er nicht.
"The Aviator" war in elf Kategorien für einen Oscar nominiert, fünfmal wurde er bei der Oscarshow am 27. Februar 2005 aufgerufen:
- Bester Film: Michael Mann und Graham King
- Regie: Martin Scorsese
- Hauptdarsteller: Leonardo DiCaprio
- Nebendarsteller: Alan Alda
- Nebendarstellerin: Cate Blanchett
- Original-Drehbuch: John Logan
- Kamera: Robert Richardson
- Filmschnitt: Thelma Schoonmaker
- Kostüme: Sandy Powell
- Ausstattung: Dante Ferretti; Set Decoration: Francesca Lo Schiavo
- Tonschnitt: Tom Fleischman and Petur Hliddal