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Plakatmotiv: Den Sternen so nah (2017)

Ein aufregendes
Coming of Age-Drama

Titel Den Sternen so nah
(The Space Between Us)
Drehbuch Allan Loeb & Stewart Schill & Richard Barton Lewis
Regie Peter Chelsom, USA 2017
Darsteller

Asa Butterfield, Britt Robertson, Gary Oldman, Carla Gugino, B. D. Wong, Janet Montgomery, Trey Tucker, Scott Takeda, Adande 'Swoozie' Thorne, Sarah Minnich, Ryan Jason Cook, Lauren Chavez-Myers, Morse Bicknell, Beth Bailey, William Sterchi u.a.

Genre Science Fiction, Drama, Romanze
Filmlänge 120 Minuten
Deutschlandstart
9. Februar 2017
Inhalt

Gardner Elliot ist kein gewöhnlicher Junge: Er ist der erste auf dem Mars geborene Mensch. Seine Mutter starb noch bei der Entbindung, seinen Vater lernte er nie kennen. Also wächst Gardner einsam auf, verlässt den Roten Planeten bis zu seinem 16. Lebensjahr nicht und lernt in dieser Zeit nur 14 Menschen kennen.

Während er rauszufinden versucht, wer sein Vater ist, macht er online die Bekanntschaft eines Mädchens von der Erde. Bald verstehen er und die abenteuerlustige Tulsa sich blendend – und als Gardner endlich auf die Erde darf, können sie sich auch persönlich gegenüberstehen. Zusammen mit Tulsa entdeckt der Junge die vielen wunderbaren Seiten unseres Planeten, die er zuvor nur aus der Distanz gesehen hat.

Doch das Mars-Team der NASA, allen voran Projektleiter Nathaniel Shepherd und die fürsorgliche Kendra, sorgen sich um das Wohlbefinden von Gardner: Das Herz und die Knochen des neuen Erdbewohners sind nicht an die Bedingungen des Blauen Planeten angepasst …

Was zu sagen wäre

Ein 16 Jahre alter Junge ohne familiäre Wurzeln begibt sich in fremder Umgebung auf die Suche nach Identität und Orientierung. Das Kino hat für diese für pubertierende Teenager so wichtige Entwicklungsphase viele tausend Bilder und Geschichten gefunden und findet immer neue, weil pubertierende Teenager eine stets nachwachsende Zielgruppe für das Kino sind: „Wie kann ich unentbehrlich sein, wenn niemand weiß, dass ich existiere?

Im vorliegenden Film verliert ein Junge seine Mutter, als er geboren wird. Das führt zielsicher zu den großen existenziellen Fragen. Trage ich Schuld am Tod meiner Mutter? Wer ist mein Vater? Warum bin ich auf der Welt (beziehungsweise in diesem Film auf dem Mars)? „Hat Dich das traurig gemacht, dass Du keine Kinder haben kannst?“, fragt Gardener also seine Ziehmutter Kendra, deren Mann sie einst genau deswegen verließ. „Eine schwierige Frage“, sagt die. „So musste ich mich nicht entscheiden. Und Mutter zu sein, war zu dem Zeitpunkt auch nicht mein großer Traum.“ Das sind Dialogzeilen, die den nach Orientierung/Identität suchenden Teenagern zeigen: Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass es Dich gibt. Du bist das Produkt einer bewussten Entscheidung zweier, mindestens aber eines Menschen. Die hätten auch sagen können, lernt der pubertierende Teenager, Nö, wir wollen kein Kind, und dann gäbe es Gardner Elliot nicht.

Um Antworten auf seine Fragen zu bekommen, reist der 16-jährtige Gardner dann zur Erde, dem Planeten, auf dem er gezeugt wurde, dem Planeten, den er als seine Heimat ansieht, und stellt fest: „Völlig egal, wie sehr ich die Erde will. Die Erde will mich nicht!Plakatmotiv (US): Space between us (2017) Aber auf dieser unwilligen Erde gibt es ein junges Mädchen, ebenso ohne familiäre Wurzeln, auch eine Nicht dazu Gehörerin wie Gardner, die von ihrem Umfeld gemobbt wird und einen Halt sucht. Das gibt dem Adoleszenz-Drama seine Romantik, die mit großem Sci-Fi-Besteck mit Marslandschaft, Raketenstarts, einer jugendlichen Flucht in einem Doppeldecker mit Landung auf einem Freeway und Küssen in der Schwerelosigkeit befeuert wird.

Die Romanze spielen Asa Butterfield (Die Insel der besonderen Kinder – 2016; Ender's Game – 2013; Hugo Cabret – 2011; "Eine zauberhafte Nanny" – 2010; "Der Junge im gestreiften Pyjama" – 2008), dem die Atmosphäre dieses fremden Planeten Erde buchstäblich zu schwer ist, und der menschliches Verhalten nur aus Kinofilmen kennt, die er auf seinem kleinen Computermonitor gesehen hat, und Britt Roberts ("Bailey – Ein Freund fürs Leben – 2017; A World Beyond – 2015; Kein Ort ohne Dich – 2015; Der Lieferheld – 2013; Scream 4 – 2011), die gegen ihren All American Girl-Charme wunderbar anspielt und die raue, vom Leben noch nie beschenkte Tulsa lebendig macht, die ihre Zweifel und Ängste erst in Worte zu fassen bekommt, als ihr dieser unschuldige Junge vom Mars in die Quere kommt.

Peter Chelsom ("Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" – 2014; "Hannah Montana: Der Film" – 2009; "Darf ich bitten?" – 2004; Weil es Dich gibt – 2001; "Funny Bones" – 1995; "Hear my Song" – 1991) findet keine spektakulären Bilder für seinen Coming of Age-Film. Sein Drama lebt von Charakteren, die auch als Antagonisten keine Monster sind. Gary Oldman (Das Jerico-Projekt – 2016; Planet der Affen: Revolution – 2014; RoboCop – 2014; Paranoia – Riskantes Spiel – 2013; The Dark Knight Rises – 2012; Dame, König, As, Spion – 2011; The Dark Knight – 2008; Harry Potter und der Orden des Phönix – 2007; Batman Begins – 2005; Harry Potter und der Gefangene von Askaban – 2004; Hannibal – 2001; Rufmord – Jenseits der Moral – 2000; Lost in Space – 1998; Air Force One – 1997; Das fünfte Element – 1997; Léon – Der Profi – 1994; True Romance – 1993; Bram Stoker‘s Dracula – 1992; JFK - Tatort Dallas – 1991) und Carla Gugino (Das Spiel – 2017; San Andreas – 2015; Happy New Year – 2011; Sucker Punch – 2011; Die Jagd zum magischen Berg – 2009; Watchmen – 2009) spielen die Erwachsenen, die den Jungen vor Gefahren bewahren wollen, als nachvollziehbar besorgte Ersatzeltern, nicht als kalte Wissenschaftler, die aber gegen die Träume eines Teenagers, die aus dem Märchen des Himmel über Berlin von Wim Wenders erwachsen sind, nicht ankönnen: „Diese Männer sind Engel. Sie wachen über die Menschen. Dieser Engel verliebt sich. Und er fällt zur Erde und ist kein Engel mehr.“ So glaubt auch Gardner, nachdem er zur Erde gefallen ist, endlich dazu zu gehören. Aber da spielt die Biologie nicht mit. Und während sein Organismus gegen die Erdatmosphäre revoltiert, kommt er, der die Erde vornehmlich aus dem Fernsehen kennt, nach Las Vegas, in die künstlichste Welt, die man sich vorstellen kann: „Du wolltest doch die Welt sehen“, sagt Tulsa also. „Hier hast Du sie.“ „Das ist … wie ein großes Spielzeug.“ „Guck! Das ist Paris. New York. Shanghai. Und da hinten, da ist Venedig.“ „Das fühlt sich komisch an. Das ist nicht echt, nicht so, wie ich's mir vorgestellt habe. Das macht mich ganz schwindelig, es so zu seh'n.“ „Es tut mir leid, Gardener, aber die Welt gibt einem nicht immer genau das, was man will.“ „Sie hat mir Dich gegeben.“ Es gab schon viele schöne Liebeserklärungen im Kino. Diese ist eine davon.

Wertung: 6 von 8 €uro
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