Hogwarts, fünftes Schuljahr. Das beginnt gleich damit, dass Harry Potter des Instituts verwiesen wird. Fast. Professor Dumbledore zeigt seine zu Recht gerühmten rhetorischen Fähigkeiten und paukt Harry raus – rein ins Lehrinstitut.
In Hogwarts fremdelt er. Seit er behauptet, Du-weißt-schon-wer sei zurückgekehrt, sogar den Namen nennt, „Voldemort”, mögen ihn seine Mitschüler nicht mehr. Die Strategie der vom Ministerium gleich geschalteten Presse zeigt die gewünschte Wirkung. Bis auf Hermine, Ron, Neville, Luna Lovegood sind eigentlich alle gegen ihn.
Es wird auch nicht besser, als Dolores Umbridge, vom Ministerium in Hogwarts eingesetzte Sauberfrau und Lehrerin für die Verteidigung gegen die dunklen Künste, den Laden im Handstrech übernimmt und Severus Snape, ausgerechnet, Harry beibringen soll, wie der sich zu verteidigen hat, wenn Voldemort versucht, in Harrys Gedankenwelt einzudringen und sie zu übernehmen. Denn nichts weniger versucht der Übelgeist.
Voldemort ist zurück auf dem Vormarsch, hat Bellatrix Lestrange, Nevilles Nemesis, aus Askaban befreit und will jetzt nur noch rasch Harry Potter aus dem Weg räumen.
Schade, ein Griff ins Klo. Der Roman war wohl doch zu komplex, um ihn filmtauglich widerzugeben. Es ist die bislang langweiligste Potter-Verfilmung. Wobei ich eingestehe, dass schon die ersten beiden Filme keine Spannung hatten – das lag allerdings an den Romanvorlagen, die ja ebenfalls schon nur so halb spannend sind.
Die Marketing-Wizards von Warner Bros. haben im langen Vorfeld des Filmstarts viel Gewese um den ersten Kuss Harrys gemacht. Das, und Daniel Radcliffs nackter Auftritt auf einer Londoner Must-be-played-Bühne, beherrsch(t)en fortan die Berichterstattung. Da war in der Berichterstattung dann auch wenig Platz für den Hnweis, dass der Film langweilig ist. Da ist überhaupt keine Spannung. Nichts, was mich mitfiebern lässt. Statt dessen sehe ich diesen Kuss mit einem Mädchen, das im Potter-Universum in der Folge – genau genommen – keine Rolle mehr spielt. Ich sehe Visionen, die effektiv geschnitten sind, aber nicht visionär. Ich sehe wild Pubertierende, die knospende Jünglinge spielen. Ich sehe schwarzbunte Kulissen und hanebüchene Knallchargen. Komisch: Im Buch einst ist mir das gar nicht so aufgefallen.
Ich sehe keine Geschichte. Das liegt unter anderem an unserer schnelllebigen Zeit. Als der Orden des Phoenix 2003 in den Buchläden stand, da fand man noch den 11. September 2001 als direkten Einfluss ins Schreiben – die Terror-Hysterie, die Geheimhaltung und Negierung des ultimativ Bösen. Heute schon, dreieinhalb Jahre später, verwirrt das nur. Ich verstehe nicht, warum die gesamte Zauberer-Regierung den Voldemort-Schrecken so vehement bestreitet. Ich habe das schon damals nicht verstanden, aber heute, umgeben von Terror-Panik-Aufdeck-Attacken im 100-Tage-Rythmus,verwundern mich die Ministerialen der Kino-Potter-Welt schon sehr.
Fazit: Die Verfilmung eines Zwischenteils ohne den Anspruch, ein eigenständiges Werk zu sein.
Die Romanvorlage: Harry Potter und der Orden des Phönix (2003)
Die Hogwarts-Welt im Kino
- Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016)
- Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (2018)
- Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse (2022)
- Der Stein der Weisen (2001)
- Die Kammer des Schreckens (2002)
- Der Gefangene von Askaban (2004)
- Der Feuerkelch (2005)
- Der Orden des Phönix (2007)
- Der Halbblutprinz (2009)
- Die Heiligtümer des Todes, Teil 1 (2010)
- Die Heiligtümer des Todes, Teil 2 (2011)
Die Harry-Potter-Kinoreihe bei Wikipedia