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Kinoplakat: Harry Potter und der Halbblutprinz
Der Zauberlehrling degeneriert
zum Faktor in der Buchhaltung
Titel Harry Potter und der Halbblutprinz
(Harry Potter and the Half-Blood Prince)
Drehbuch Steve Kloves
nach dem gleichnamigen Roman von Joanne K. Rowling
Regie David Yates, UK, USA 2009
Darsteller Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Jim Broadbent, Elarica Gallacher, Robbie Coltrane, Michael Gambon, Maggie Smith, Alan Rickman, Bonnie Wright, James Phelps, Oliver Phelps, Julie Walters, Mark Williams, David Thewlis u.a
Genre Fantasy
Filmlänge 153 Minuten
Deutschlandstart
16. Juli 2009
Website carlsen-harrypotter.de
Inhalt

Im Zaubererinternat Hogwarts weht ein rauer Wind – und Meisterschüler Harry hat eine dunkle Vorahnung: Ob die Gefahr tatsächlich in den Mauern der Burg lauert? Plötzlich kommt auch die Liebe ins Spiel. Harrys Herz hat Feuer gefangen. Ebenso wie Hermine und wie Ron. Dass Ron dabei Augen für eine ganz andere hat, passt Hermine nicht und so bricht sich die Eifersucht Bahn.

Ungeachtet dieses Geplänkels gerät Harry an die Aufzeichnungen eines außergewöhnlich begabten Schülers, der sich selbst als „Halbblutprinz” bezeichnet. Die Aufzeichnungen helfen Harry durch das Schuljahr, werden von seinen Freunden aber argwöhnisch beäugt.

Und der, dessen Name nicht genannt werden darf? Er hat sich Harrys Mitschülers Draco Malfoys bemächtigt. Und der versteht jetzt überhaupt keinen Spaß mehr und holt unbemerkt das Böse in die hermetisch verriegelten Mauern von Hogwarts …

Was zu sagen wäre

Verlegungen von Filmstart-Terminen sind gang und gäbe. Und so kursierten nach der Harry-Potter-Verlegung von Herbst 2008 in den Sommer 2009 auch die üblichen Gerüchte, wonach der Film nicht gut genug sei und Nachbearbeitung brauche. Das war so richtig, wie es falsch war. „Harry Potter und der Halbblutprinz” ist in der Tat nicht gut. Das ahnten aber alle schon vorher, schließlich saß der TV-Movie-Experte David Yates wieder auf dem Regiestuhl. Nein, die Bilanzen der Produktionsfirma Warner Bros. sollen für die Startverschiebung verantwortlich sein.

Harry Potter stolpert über BATMAN

Im Sommer 2008 stand The Dark Knight in den Startlöchern zu seinem Milliarden-Dollar-Einspiel. Danach noch „Harry Potter VI” zu starten – wie Batman aus dem Hause Warner Bros. – wäre für die Controller der Firma unschön geworden. Die Traumbilanz, die das Studio 2008 mit beiden Filmen zusammen erzielt hätte, wäre auf viele Jahre nicht wiederholbar gewesen und hätte automatisch die Bilanz – und damit den Aktienkurs – 2009 verhagelt. Also verschob man Potter um acht Monate. Und nahm sich auch sonst viele Freiheiten.

Das Drehbuch, das der ins Team zurückgekehrte Steve Kloves geschrieben hat, klebt nicht mehr an der Vorlage. Statt, wie im Buch, die ganze Komplexität des aufziehenden Gewitters in Dialogform aufzudröseln, geht der Film gleich in die Vollen und zerstört touristische Sehenswürdigkeiten in London. Das wirkt in einem angekündigten Blockbuster auf den ersten Blick zwingend – auch die Roboter im neuen Transformers-Film hatten unlängst nach fünf Filmminuten schon halb Schanghai auseinandergenommen.

Die gediegene TV-Ästhetik der Talking Heads

Aber während die Testosteron-Metallbolzen dann ihre Zerstörungsorgie einfach zwei Stunden lang fortsetzen, muss „der Halbblutprinz” noch eine Story unterbringen, die der Fan des Buchs ja auch noch erwartet. 650 Seiten ist die Vorlage dick, 153 Minuten der Film lang. Das kann nicht funktionieren und funktioniert auch nicht. Wenn es gerade nicht crash-boom-bangt, setzt Regisseur Yates auf der Cinemascope-Leinwand eine gediegene TV-Ästhetik in Szene, in der die pubertierenden Helden sich augenklimpernd anschmachten und den Zauberstab erheben. "Harry Potter und der Halbblutprinz" ist eine Bestsellerverfilmung, die ohne filmische Inspiration irgendwie versucht, das wiederzugeben, was die Buchvorlage vorgibt. Das ist nichts, über das man sich erregen müsste.

Diese teuren Kinovehikel sind ja deswegen so teuer, weil sie der vornehmlich juvenilen Zielgruppe ordentlich Augenfutter bieten müssen – knallige Effekte und saubere Filmtechnik – und nicht unbedingt ausgefeilte Figuren in einer nachvollziehbaren Handlung. David Yates war schon mit Harry Potter und der Orden des Phönix an der Komplexität der Ereignisse gescheitert; der Film war schwerfällig, trotzdem ein gutes Geschäft. Und darum geht es ja schließlich. Dass Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling immer noch mit strengem Blick über die inhaltliche Qualität der Verfilmungen wache, mag sein und ist in jedem Fall eine gute Marketinggeschichte. Aber am Ende der Verwertungskette zählen die Controller das Geld in der Kasse – vor allem in Tagen wie diesen, in denen weltweit die Wirtschaft knirscht.

Der Letzte Teil kommt als Zweiteiler in 3D

Nicht zuletzt deshalb haben die Produzenten auch beschlossen, den siebten und letzten Potter-Roman in zwei Teilen zu verfilmen. Das macht es nicht nur auch einem mittelmäßigen Regisseur möglich, jede einzelne der 767 Seiten "Heiligtümer des Todes" im Film unterzubringen. Das lässt auch die Kassen doppelt klingeln.

Außerdem kommen beide Teile 2010 und 2011 natürlich auch als 3D-Kopie auf den Markt. 3D ist momentan total In bei Produzenten: „If You can't make it good … make it 3D!” ist ihre kassenklimpernde Überzeugung. 3D ist für einen geringen Aufpreis gegenüber der Normalkopie herzustellen, bringt aber an der Kasse bis zu 50 Prozent mehr je verkauftem Ticket.

Wenn das nicht an Zauberei grenzt …

Wertung: 2 von 6 €uro
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