1985 in einem Amerika, das mt unserem nur den Ort und den Regen gemein hat. Präsident Nixon strebt seine vierte Amtszeit an. Der Vietnam-Krieg ist gewonnen. Die militärischen Blöcke stehen kurz vor dem dritten Weltkrieg. Edward Blake wird aus seiner Penthouswohnung auf den Asphalt geworfen. Blake war ein mächtiger Mann, schüttelte Präsidenten die Hand, war "Der Comedian", damals, als die maskierten Superhelden noch nicht durch den Keen-Act verboten warenund als "The Minutemen" das Verbrechen bekämpften - sie hießen Hooded Justice, Silk Spectre, Nite Owl, Comedian, Dr. Manhattan, Ozymandias. Einige waren zwischenzeitlich gestorben - Suizid - , wahnsinnig in der Irrenanstalt gelandet oder hatten sich zur Mehruzg des eigenen Ruhms in den Ruhestand zurückgezogen
Wer wurde da im Penthous ermordet? Der mächtige Mann mit Verbindungen? Oder der ehemalige Maskenträger?
Rorschach, einer seiner ehemaligen Mitstreiter begibt sich auf die Suche, warnt andere ehemalige Kollegen vor dem "Maskenmörder", wird betrogen und deckt eine Verschwörung auf, deren Zweck mehrere Millionen Tote in Manhattan sind ...
Nahezu alles richtig gemacht. Nur 20 Jahre zu spät. Außerdem ein für den Zusammenhalt der Story wichtiges Element weggekürzt.
Plötzlich schreiben sie alle über die "erfolgreichste Graphic-Novel aller Zeiten", von einem der "wichtigsten Werke des 20. Jahrhunderts". Obwohl das Comic/Graphic Novel vor zwei Jahren niemandem dieser Marktschreier bekannt gewesen sein wird. Immerhin: "Ein Klassiker" (New York Post), "ein Meilenstein" (New York Times), über den seit seiner Entstehung 1986/87 niemand je gesprochen hat??? Ein bisschen sah es nach geschicktem Marketing aus. Die ersten Trailer zu "Watchmen" kursierten schon im Sommer 2008 im Netz, zwischendurch wurde ein handfester Rechtestreit um den fast fertigen Film publik und plötzlich war sie da, die Geschichte von einem der brisantesten Comics der Neuzeit.
Der Film tut etwas, was jede gute Geschichte – egal auf welchem Medium erzählt – tun sollte. Der Film irritiert. Schon das Comic hat das getan. Jeder erwartete eine Superheldenstory, vielleicht der etwas anderen Art, schließlich hat sich Autor Alan Moore (From Hell, Liga der außergewöhnlichen Gentlemen) einen exzentrischen Namen in der Comic-Gemeinde gemacht. Aber dann entpuppt sich sein Werk auf dem Superheldensektor nur als andauerndes Versprechen, oder als Beschwörung einer vergangenen Heldenepoche, an der nichts Heldenhaftes war, ja, die eher eine Ansammlung pubertierender Enttäuschungen gewesen sein muss. Lauter gebrochene Typen, die mit ihrem Leben danach nichts anzufangen wissen.
Das war 1986 auf der Höhe Zeit. Die Superhelden von MARVEL und DC – Spiderman, BATMAN, Fantastic Four, SUPERMAN - irrten orientierungslos durch die neue Anything Goes-Zeit der 80er; da kam Moores Abgesang auf Masken und die Beschreibung der letzten großen Wir retten nochmal die Welt-Tat, die sich dann als der ultimative Zynismus entpuppt, gerade recht.
Die Verfilmung des „viele Jahre als unverfilmbar geltenden Comics“ (Spiegel online) kommt leider zu spät. 2009 ist nicht 1987. Schwer genug, der heutigen Kinogeneration den Kalten Krieg deutlich zu machen, vor dessen Hintergrund die Story spielt und der ein mächtiger Mitspieler ist. Auch die Auflösung, jene große Menschenrettungstat, ist heute, wo alle paar Wochen im Kino Städte bersten, Welten explodieren, bunte Kostüme von Plakaten leuchten, etwas gestrig.
Das kann man Zack Snyder (300 – 2006; Dawn of the Dead – 2004) und seinem Film eigentlich gar nicht vorwerfen. Er hat sich doch nur sklavisch an die Vorlage gehalten und durchaus einen interessanten Film geschaffen – spannend, bildstark, sarkastisch, desillusioniert. Aber das alles ist die Vorlage auch. Hätte Snyder alles neu erfinden sollen? Dann wäre es nicht mehr "Watchmen" gewesen. Dann hätten die Fans, die ihm angeblich Morddrohungen schickten, diese womöglich umsetzen wollen. Vielleicht hätte Snyder einfach die Finger von dem Film lassen sollen, hätte sich nach wahrscheinlich vielen Ich würde das so gerne verfilmen-Jahren diesen Wunsch verbeißen sollen. "Watchmen" ist eben nicht Der Herr der Ringe. Der Film setzt dem Comic nichts entgegen. Die Graphic Novel wirkt heute im historischen Kontext interessant, gestalterisch noch immer herausragend, die Story hausbacken. Dem Film fehlt aber der historische Kontext (wie gesagt: 20 Jahre zu spät), die Gestaltung des Comics kann er schlechterdings nicht übernehmen und das Nachbauen von Comicpanels unter Zuhilfenahme von CGI als Kinobild ist noch keine eigene Gestaltung. Die Story wirkt ebenso hausbacken.
Und dann hat Snyder an der falschen Stelle abgekürzt. In einer ganz entscheidenden Szene der Vorlage bricht der toughe Comedian in Tränen aus und macht auf eine gruslige Insel aufmerksam, auf der er Schreckliches gesehen hat; in dieser Szene unterschreibt er quasi sein Todesurteil. Im Film bricht er nur in Tränen aus, faselt unzusammenhängend – der Kenner der Vorlage kann sich ein wenig was zusammenreimen – und unterschreibt damit quasi sein Todesurteil; jedenfalls sagt der Oberverschwörer in der epischen Schlusserklärung, dessen genetisch veränderter Schoßtiger Bubastis so sinnentleert durch die Kulisse streicht, wie Verbrechensbekämpfer in einer komplett friedlichen Welt.
Am Ende verliert Snyder komplett den Faden und klebt nur noch verfilmte Comicbilder aneinander, um nach 160 Minuten dann doch irgendwie zum Schluss zu kommen. Möglicherweise sehen wir auf einer DVD-Edition dereinst mehr. Bis dahin bleibt "Watchmen - Der Film" ein uneingelöstes Versprechen.