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Plakatmotiv: Dawn of the Dead (2004)

Ein blutiger Actionkracher mit
überraschend flinken Untoten

Titel Dawn of the Dead
(Dawn of the Dead)
Drehbuch James Gunn
nach dem gleichnamigen Film von George A. Romero (dt. "Zombie", 1978)
Regie Zack Snyder, USA, Kan., Jap, Fr. 2004
Darsteller

Sarah Polley, Ving Rhames, Mekhi Phifer, Jake Weber, Ty Burrell, Michael Kelly, Kevin Zegers, Michael Barry, Lindy Booth, Jayne Eastwood, Boyd Banks, Inna Korobkina, R.D. Reid, Kim Poirier, Matt Frewer, Louis Ferreira, Hannah Lochner, Bruce Bohne u.a.

Genre Action, Horror
Filmlänge 101 Minuten
Deutschlandstart
15. April 2004
Inhalt

Eben noch hatte Ana ein friedliches Zuhause, doch dann wird sie von grässlichen Schreien aus dem Schlaf gerissen. Die eben noch süße Nachbarstochter auf Rollerskates steht mit blutdurchtränktem Nachthemd in ihrem Schlafzimmer – sie hat gerade Anas Ehemann die Halsschlagader rausgerissen. Aber der ist nicht etwa tot, sondern steht zu Anas Schrecken wieder auf und stürzt sich auf sie. In Panik flüchtet sie, rast mit dem Auto durch die Stadt.

Überall begegnet sie Zombies, die sich über die Einwohner hermachen, die nach einem Biss von ihnen selbst zu Untoten werden. Ein Virus hat überall die Menschen dahingerafft, aber sie sterben nicht, sondern werden allesamt zu Zombies, die nichts anderes im Sinn haben, als zu fressen; wodurch die Opfer ebenfalls zu Untoten mutieren. Lediglich durch einen Schuss ins Gehirn sind sie aufzuhalten.

Ana stößt auf Gleichgesinnte, den Polizisten Kenneth, Michael Andre und seine Freundin Luda, die auch auf der Flucht sind. Gemeinsam verschanzen sie sich in einem Einkaufszentrum in der Nähe. Doch die aggressiven Wachmänner haben Angst vor Ansteckung und halten die Neuankömmlinge gefangen. Nur Wachmann Terry gefällt das nicht, und er befreit Ana und ihre Gruppe. Sie nehmen sogar noch weitere Überlebende auf, von denen allerdings zwei getötet werden müssen, da sie zu Zombies mutieren.

Nach einer kleinen Atempause, in der alle ganz glücklich sind über die reichlichen Essensvorräte im Einkaufszentrum, entschließt sich die Gruppe, mit zwei gepanzerten Shuttlebussen die Jacht von Neuzugang Steve zu erreichen. Zuvor schicken sie einen Hund mit Essen und Funkgerät zu dem Überlebenden Andy auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses. Nur ist leider ein Zombie klug genug, den Hund zu verfolgen, und Andy ist verloren. Jetzt hält die kleine Gruppe nichts mehr. Durch ganze Horden mordlustiger Zombies bahnen sie sich mit den Bussen ihren Weg zum Hafen. Haben sie eine Chance, mit der Jacht zu entkommen ..?

                       Plakatmotiv: Dawn of the Dead (2004)

Was zu sagen wäre

Diese Zombies sind echt gefährlich. Anders, als die, die wir kennen. Zack Snyders Zombies haben sich einen Rest Abstraktionsvermögen behalten. Und sie sind so schnell wie die Lebenden. Vorbei sind die Zeiten, in denen Untote wie in Trance vorwärts stolpern und, wenn sie nicht zu Dutzenden auftauchen, leicht abzuhängen sind.

"Dawn of the Dead" ist der Wiedergänger des Klassikers "Zombie" (1978) von George A. Romero, der damals dem Zombiegenre zum Durchbruch verholfen hat. Natürlich gab es zehn Jahre zuvor, 1968, schon Romeros "Die Nacht der lebenden Toten", aber erst den Film von 1978, der lose an seinen Vorgänger anknüpfte, erkoren Filmkritiker zum Klassiker der Filmgeschichte. Auch damals verschanzten sich Überlebende gegen Horden Untoter in einem Einkaufszentrum und frönten dort zwischenzeitlich der reinsten Konsumlust; sie schlürften Austern, löffelten Kaviar und tranken Champagner, während draußen die Zombies gegen die Tore hämmern. Es war eine Allegorie auf den Kapitalismus – wir sind im Jahr 1978! –, auf eine Gesellschaft, die auf dem Vulkan tanzt: Die Welt geht unter, aber wir lassen es uns gut gehen; als die Titanic sich an dem Eisberg aufschlitzte, blieb das Kammerorchester bis zum endgültigen Untergang an seinem Platz.

2004 schickt Zack Snyder seine Protagonisten wieder in das Einkaufszentrum, um das sich draußen immer mehr Zombies sammeln. Aber hier gibt es nicht die Vorgeschichte, die es 1978 mit dem zehn Jahre alten Vorgänger gab. Snyder stellt uns die freundliche, fleißige, eigene Ansprüche ans Leben zurück stellende Krankenschwester Ana vor, die klaglos Überstunde an Überstunde reiht. Ihr folgen wir aus der nächsten Dauerschicht nach Hause, wo sie auf ein süßes Rollerskates-Mädel aus der Nachbarschaft trifft und schließlich in die Arme ihres Mannes sinkt, eine sexuell erfüllte Nacht hat und am nächsten Morgen erlebt, wie das gestern noch süße Mädel aus der Nachbarschaft ihren Gatten reißt. Warum? Wieso? Wird nicht erklärt. In Radio und Fernsehen laufen Nachrichten in Endlosschleife, die von Gefahr und rätselhaften Situationen sprechen, aber für den Kinozuschauer im fertig montierten Film keine Fakten liefern.

Diese Fakten liefert uns nach und nach Ana, der die Kamera weiterhin exklusiv folgt, während sie sich aus dem Horror der Suburbs kämpft und im Einkaufszentrum schließlich mit ein paar ebenfalls Flüchtenden Schutz findet. Die Suburbs sind seit Spielbergs E.T.-Zeiten Geburtsstätten des Schreckens und auch unter Zack Snyders Regie der unbequemere Ort im Vergleich zu diesem Einkaufszentrum. In dem haben die Leute von der Security das Kommando übernommen und leben mit Waffengewalt ihre plötzlich absolute Hausmeister-Herrschaft aus. Für etwa fünf Minuten dürfen wir teilhaben an dem, was passiert, wenn der Firnis der Zivilisation fällt, wenn es nur noch um das nackte Überleben, um das Du-oder-Ich geht. Die Erkenntnis findet Snyder offenbar genauso erschreckend wie wir im Kinosessel, weshalb er sie in Wohlgefallen auflöst. Stattdessen gibt es eine Reminiszenz an die Kaviar-und-Champagnerparty von 1978, die darüberhinaus aber keine Bedeutung entfaltet. Snyder konzentriert sich mehr auf die Schockmomente seiner wieselflinken Zombies.

Entsprechend weitläufig ist sein Personaltableau aufgebaut. Neben der engagierten, freundlichen, persönliche Schicksalsschläge wegsteckenden Krankenschwester Ana gibt es den bulligen Cop, der in nahezu jeder Szene seine durchgeladene Pumpgun im Arm hat, und dem Ving Rhames die Leck-mich-am-Arsch-Haltung des klassischen Kinoeinzelgängers gibt (Mission: Impossible II – 2000; Bringing Out the Dead – 1999; Out of Sight– 1998; Con Air – 1997; "Striptease" – 1996; Mission: Impossible – 1996; Pulp Fiction– 1994; Dave – 1993; Stop! Oder meine Mami schießt! – 1992; Die Verdammten des Krieges – 1989). Es gibt die Schwangere und ihren sorgenden Mann, die Großmäuler und die sympathischen Mitläufer, die in solchen Filmen als Zombiefutter für zwischendurch herhalten. Darauf hat es Snyder abgesehen: Ihn interessiert der knallharte Schocker in diesem Stoff, nicht  soziokulturelle Begleiterscheinungen einer Gesellschaft, der die Zivilisation abhanden kommt – keine Kapitalismus-Alegorie 2.0, er will Schock und Action.

Darin erweist Snyder eine hohe Begabung. Action, Schockmomente, vermeintliche Ruhe und der plötzliche Schrecken sind seine Domäne. Die Dramaturgie seines Zombiehorrors hinterlässt angeschwitzte Spuren im Kinosessel. Sein Finale, das sich erst zwischen den Endcredits wirklich auflöst, verbeugt sich einerseits vor dem 1968er-Ur-Untoten-Film und zeigt – zeitgenössisch – andererseits, dass es keine Rettung mehr, aber Stoff für eine Fortsetzung gibt.

Andererseits: Außer Ana und Kenneth (der Pumpgun-Cop) haben wir uns keinen Namen in diesem Film gemerkt, kaum einem nachgetrauert, weil die alle nicht wirklich eine Rolle spielen.

Wertung: 4 von 6 €uro
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