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Plakatmotiv: Unlocked – Die Spezialistin (2017)

Einzelne interessante Puzzlesteine,
aber ein langweiliges Gesamtbild

Titel Unlocked
(Unlocked)
Drehbuch Peter O'Brien
Regie Michael Apted, Tschechei, Schweiz, UK, USA 2017
Darsteller

Noomi Rapace, Orlando Bloom, Toni Collette, John Malkovich, Michael Douglas, Matthew Marsh, Makram Khoury, Brian Caspe, Philip Brodie, Tosin Cole, Michael Epp, Tom Reed, Raffaello Degruttola, Kevin Shen, Aymen Hamdouchi u.a.

Genre Action, Drama
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
20. Oktober 2017 (DVD/Blu-Ray-Premiere)
Inhalt

Ein vermeintlicher Terrorist wird von der CIA festgenommen und soll anschließend verhört werden. Der Vorwurf: Angeblich hat der Gefangene ein Startsignal für eine terroristische Attacke in England ausgegeben. Und dabei soll es mit einem gewöhnlichen Bombenanschlag nicht getan sein – stattdessen soll ein höchst gefährliches Virus zum Einsatz kommen, das die gesamte Menschheit in Gefahr bringen könnte.

Agentin Alice Racine wird deshalb damit beauftragt, den Verdächtigen zu vernehmen. Doch als herauskommt, dass ihr Geheimdienst unterwandert wurde und ein Maulwurf ein tödliches Spiel zu spielen scheint, gerät sie in allerhöchste Gefahr.

Fortan auf der Flucht, muss Alice versuchen herauszufinden, wer dahinter stecken könnte. Und nebenbei muss um jeden Preis auch noch ein Anschlag verhindert werden …

Was zu sagen wäre

The Times, they are a Changing. Das wissen auch die Geheimdienste dieser Welt: Dauernd müssen sie sich für Neues wappnen, aufrüsten gegen neue Gegner. Die auch aus Freunden erwachsen können. Oder Nachbarn.

Michael Apted hat eine gewisse Erfahrung in der Welt der Geheimdienste, wie das Kino sie sieht. Seit 1999 darf er sich "Bond-Regisseur" nennen, er hat Pierce Brosnans vorletzten Auftrag gedreht – Die Welt ist nicht genug. Darin inszeniert er mit Sophie Marceau eine der schillerndsten Frauenfiguren des Bond-Universums und in Denise Richards' Atomphysikerin Christmas Jones eine der albernsten. 18 Jahre später kann er dem Genre des Geheimdienst-Thriller keine wirklich überraschenden Aspekte mehr hinzufügen. Ja, es stellt sich die Frage, ob das Genre nicht auch vielleicht einfach auserzählt ist.

Plakatmotiv: Unlocked – Die Spezialistin (2017)Apted (Enigma – Das Geheimnis – 2001; Nell – 1994; "Gorillas im Nebel" – 1988; "Gorky Park" – 1983) führt uns in eine Welt, in der es zum Alltag gehört, dass sich befreundete Geheimdienste gegenseitig belauern und misstrauen, und dass abtrünnige Mächte aus dem Inneren ebenso einflussreich die Strippen ziehen. Auf das Ende des Films kann der Zuschauer das meist schnell vorhersagen. In den Einzelteilen des Thrillers zwischendrin wird er bisweilen noch überrascht. So auch hier. Wenn auch nicht in der Figur von Michael Douglas, der den Mentor der Agentin Alice spielt. Solche Rollen mit diesem Kaliber zu besetzen, ist nicht gut (Ant-Man – 2015; Das grenzt an Liebe – 2014; Last Vegas – 2013; Liberace – Zuviel des Guten ist wundervoll – 2013; Haywire – Trau' keinem – 2011; Wall Street: Geld schläft nicht – 2010; Sag' kein Wort – 2001; Eine Nacht bei McCool's – 2001; Traffic – Die Macht des Kartells – 2000; Die WonderBoys – 2000; Ein perfekter Mord – 1998; The Game – Das Geschenk seines Lebens – 1997; Der Geist und die Dunkelheit – 1996; Hallo, Mr. President – 1995; Enthüllung – 1994; Falling Down – Ein ganz normaler Tag – 1993; Basic Instinct – 1992; Der Rosenkrieg – 1989; Black Rain – 1989; Wall Street – 1987; Eine verhängnisvolle Affäre – 1987; Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil – 1985; Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten – 1984; Ein Richter sieht rot – 1983; Das China-Syndrom – 1979; Coma – 1978).

Das Proletariat steigt in die Abläufe ein. Ein ums andere Mal werden erwartbar so-und-so ablaufende Situationen in diesem Film dekonstruiert, weil Straßengangs oder etwa Kampfhundebesitzer, denen man nach Einbruch der Dunkelheit nicht begegnen möchte, dazwischen gehen, wenn Schlapphüte glauben, präzis überwachte Aktionen durchzuführen. Die heile High-Tech-Welt der Geheimdienste, wie sie Hollywood 50 Jahre lang gezeigt hat, ist fertig. Die Alternativlosigkeit der Globalisierung hat auch hier ausgedient. Wir nehmen das Geschäft jetzt selbst in die Hand und beschützen unsere Hood.

Aber dann übernehmen die Schlapphüte einfach die Hood. Und damit dreht sich das Genre dann doch wieder im Kreis. Zwanzig Minuten lang sieht es dann so aus, als gäben Noomi Rapace, die Frau mit dem harten Image ("Kind 44" – 2015; Prometheus – Dunkle Zeichen – 2012; Sherlock Holmes – Spiel im Schatten – 2011; "Millennium (TV Mini-Serie)" – 2010), und ein auf tougher Kerl tätowierter Orlando Bloom (Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere – 2014; Die drei Musketiere – 2011; Königreich der Himmel – 2005; Troja – 2004; Fluch der Karibik – 2003; Black Hawk Down – 2001; Der Herr der Ringe: Die Gefährten – 2001) ein unterhaltsames Gespann ab, das die eher durchschnittliche Spannung der Verschwörerstory hebt. Aber dann ist auch diese Hoffnung auf etwas Neues dahin und es ist doch wieder nur ein Film über durchgeknallte Geheimdienst-Falken, an deren Motivation sich in 50 Hollywoodjahren nichts geändert hat: Möglichst großen Terror zu erzeugen, um nur ja auch die vielen Anti-Terror-Maßnahmen genehmigt zu bekommen, die man „im Frieden“ ja nicht bewilligt bekommt.

Ordentlich gefilmt. Immerhin. Das darf man von einem Bond-Regisseur ja aber erwarten.

Wertung: 2 von 8 €uro
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