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Plakatmotiv: Eis am Stil 5 – Die große Liebe (1983)

Eine Drehbuchidee mit Potenzial, die
an den Regeln für eine Serie scheitert

Titel Eis am Stil 5 – Die große Liebe
(Roman Za'ir)
Drehbuch Boaz Davidson & Eli Tavor & Dan Wolman
Regie Dan Wolman, BRD, Israel 1983
Darsteller

Yftach Katzur, Zachi Noy, Jonathan Sagall, Dvora Kedar, Menashe Warshavsky, Stefanie Petsch, Sabrina Cheval, Avi Hadash, Dolly Dollar, Bea Fiedler, Renate Langer, Misha Natan, Ruth Davidson, Rahel Shor, Karol Markovich, Orit Cohen, Zinger David, Shmuel Eiser u.a.

Genre Komödie, Teenie-Romanze
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
9. März 1984
Inhalt

Zurück vom Militär lümmeln sich die drei Helden wieder in Tel Aviv – vorwiegend am Strand. Während das Thermometer Rekordtemperaturen verzeichnet, kühlen Benny, Johnny und Momo ihre von den Bikinischönheiten erhitzten Gemüter im Wasser. Wenn Bobby plötzlich um Hilfe schreit, dann hat er nur ein Ziel: Mund zu Mund Beatmung durch eine flotte Rettungsschwimmerin.

Johnny, der seinen massigen Körper ebenfalls in die Wellen wirft, um ein Küsschen zu erhaschen, erntet stattdessen nur blaue Flecken. Bei Inga, der attraktiven Assistentin eines Zahnarztes, hat wieder Bobby den Spaß und Pechvogel Johnny das Nachsehen.

Auch Benny hat unter seinem Freund Bobby zu leiden. Er verliebt sich ganz unvorhergesehen in Bobbys kleine Schwester Ginny. Bis die beiden schließlich zusammenkommen, werden noch eine Menge Parties gefeiert …

Was zu sagen wäre

Wenn ein Schraubgewinde nicht mehr zieht, sagt man in Köln, „die Schraube dreht doll“. Die "Eis am Stil"-Serie dreht mittlerweile auch doll. Fünf Jahre ist die Geschichte um israelische junge Männer, die am Strand und in den Bars von Tel Aviv auf der Jagd nach Mädchen sind, jetzt alt. Die Schauspieler sind mittlerweile Mitte 20, haben in der Serie offiziell ihren zweijährigen Wehrdienst abgeleistet und leben jetzt im Stadium des erfolgreichen Nichtstuns. Einem Beruf gehen sie nicht nach. sie fahren beeindruckende Motorräder, treiben durchs Nachtleben der Stadt.

Als wären sie in einer Zeitschleife gefangen, in der sie immer älter werden, während die Zeit stehen geblieben ist, irgendwo zwischen 1955 – im Kino läuft gerade "…denn sie wissen nicht, was sie tun"; in der Wochenschau wird von Elvis' Rückkehr als Soldat in die USA berichtet, das war 1960. Eine innere Entwicklung haben die drei Freunde nicht gemacht. Sie jagen immer noch jedem Höschen hinterher, erzählen sich von einer Zahnarztassistentin, die „scharf, wie 'ne Rasierklinge ist“ – und die dann auch wirklich dem schönen Bobby und dem dicken Johnny gleich an die Hose geht. Auch Schulmädchen lassen sich von den nur äußerlich reifer gewordenen Herren umstandslos Bluse und Höschen ausziehen. Junge Frauen im "Eis am Stil"-Kosmos sind ganz wild darauf, von sich halbstark gebenden Typen hinter jedem Strauch genommen zu werden. Das hat nicht mal Marlon Brando als Der Wilde geschafft, der 1953 mit seinem Motorrad in die Kleinstadt fuhr, ähnlich wie die drei Freunde jetzt durch die Straßen von Tel Aviv.

Aber es ist doch alles nur eine Komödie! Es ist doch alles nur eine Komödie? Wir schreiben trotzdem das Jahr 1984 – Prinzessin Leia Organa hat das Imperium vernichtet, Ellen Ripley das Alien vaporisiert, Sarah Conners (nächste Woche) den Terminator eliminiert. Es ist ausgeleiert, den 50er Jahren einen sexuellen Hedonismus zu unterstellen, den selbst die wilden 68er kaum erreicht haben. Aber Anfang der 80er verkaufen sich Filme wohl immer noch gut, wenn sie nackte Mädchenbrüste zeigen.

Dabei hat die Geschichte durchaus Potenzial. Schon weil mit Dan Wolman ein neuer Regisseur übernommen hat, der dem ermüdeten Treiben durch klare Bildmontage und frische Kameraperspektiven Schwung gibt. Die beiden brüderlich befreundeten Benny und Bobby, hier in Kain-und-Abel-Konfrontation, zerstreiten sich, weil Benny sich in Bobbys kleine Schwester verliebt. Diese Schwester fährt im Sommerkleidchen auf Rollschuhen durch die Straßen, schläft mit einem Foto von Benny unterm Kopfkissen und wirkt tatsächlich sehr jung. Da keimt die große Liebe, die der Film im Titel verspricht mal kurz auf. Bobby und Benny hätten ihr Verhältnis zueinander und bei der Gelegenheit das zu den Frauen, die sie dauernd in die Büsche ziehen, klären können.

Aber das wäre für die "Eis am Stil"-Macher wohl zu großes Feuilleton, das die Kundschaft verschreckt. Da wird dann lieber eine Sequenz eingebaut, in der die wegen ihrer Oberweite in Deutschland bekannte Dolly Dollar als halb blinde, geistesschwache und lispelnde Cousine auf einer Party angetrunken einen Striptease hinlegt, sich von Johnny in Bennys Bett abschleppen lässt, in dem aber heute Bennys Mutter schläft, die von dem Dicken, der da in Unterwäsche plötzlich über sie kommt, einmal mehr nicht begeistert ist – während Dolly Dollar im roten Body mit Strapsen ins Ehebett neben Bennys Vater stolpert.

Ein Film, wie eine Zeitschleife. Wir schreiben das Jahr 1984, aber der Film ist keinen Tag älter als 1978.

 

Wertung: 3 von 10 D-Mark
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