Johnny, Benny und Bobby entschließen sich, eine heruntergekommene Strandbar zu übernehmen. Zu diesem Zweck müssen sie zunächst die Tochter des Besitzers umgarnen, die nicht eben attraktive Polly. Während Benny sich noch bereit erklärt, dieses Opfer zu bringen, ist das Mädchen schon in den schönen Bobby verliebt. Der weigert sich allerdings strikt, sich ihrer anzunehmen.
Das Trio geht im Streit auseinander, das Bar-Projekt droht zu platzen. Aber Johnny und Benny renovieren weiter und lassen sich auch nicht den Spaß entgehen, eine Reihe von Bewerberinnen für den Job als Bardame zu sichten, wobei sich dann auch Bobby wieder zu ihnen gesellt. Neben der wohlproportionierten Eva wird auch das Aschenputtel unter den Bewerberinnen eingestellt, da eine der Damen ja auch arbeiten muss … und das ist ausgerechnet Polly!
Pollys zwei linken Hände sorgen in den nächsten Tagen für Aufregung, böse Überraschungen aber auch viel Spaß. Bobby beginnt, mit ihr zu flirten, aber sie zeigt ihm auf einmal die kalte Schulter. Johnny und Benny müssen sich etwas einfallen lassen. Mit einem neuen Styling und einem Blitzkurs auf dem Tanzparkett stärken sie Pollys Selbstbewusstsein, so dass nun weder Bobby ihr widerstehen kann, noch sie ihm.
Der Eröffnungsfeier steht nichts mehr im Weg – der Abend wird ein voller Erfolg. Bis eine Motorradgang auftaucht, die schon früher Pollys Vater terrorisiert hatte. Der Traum von der Strandbar scheint ausgeträumt …
Zehn Jahre ist die Serie alt und siehe: Auf ihre alten Tage bekommt sie endlich mal eine richtige Story geschenkt, also eine Handlung, in der die drei Hauptfiguren etwas wollen, sch dann daran setzen, zu bekommen, was sie wollen, um dann daraus vielleicht eine Zukunft zu generieren. Sowas hat es bei "Eis am Stil" in sieben Folgen nicht gegeben. Ein neuer Regisseur, der insgesamt dritte, hat übernommen, Reinhard Schwabenitzky. Er hat sich seine Sporen, wie in der deutschen Filmbranche gängig, mit Fernsehfilmen erarbeitet und fürs Kino die beiden Hallervorden-Komödien "Der Experte" (1988) und "Didi – Der Doppelgänger" (1984) gedreht. Endlich erkennen wir Spannungsaufbau, Humor und einen Hauch Melancholie, der sich über allem breit macht.
Es ist ein Film des Abschieds und es ist den Machern zu wünschen, dass auch sie das so sehen und die Serie nun in Frieden ruhen lassen. Der überspannte Teenager-Prollhumor mit Astloch-Spannern, Sibylle Rauchs nackten Brüsten und hysterischen Müttern ist zugunsten der Erkenntnis, dass das Leben endlich ist und deshalb einen Sinn braucht, gewichen. Die Hauptfiguren sind halt keine 17 mehr, eine Wahrheit, die zu bestreiten schon die vorherigen Filme zu peinlichen Klamotten verdorren ließ, in denen 30-Jährige sich benahmen, wie brünftige Pennäler. Natürlich hat Sibylle Rauch ihren Auftritt, dritter "Eis am Stil"-Film, dritte Rolle, es ist ja eine Fortsetzung, und natürlich sitzt sie nach drei Minuten nackt auf einem Stuhl. Aber im Rest des Films bleibt sie angezogen und spielt für die Handlung die Rolle des wortlosen Hinguckers hinter der Theke jener Bar, die die drei Männer eröffnen. Hier passt sie hin, das steht Rauch gut.
An der Idee zur Geschichte, die erzählt wird, hat Zachi Noy mitgeschrieben. Seine Figur, der dicke Johnny, rückt in den Mittelpunkt, dorthin, wo er eigentlich die ganze Zeit schon hingehörte. Aber er war halt der Dicke, und die sind stets als Comic Relief eingeplant; die Mädels bekommen die anderen Jungs, die schlanken Hübschlinge, die unter Schwabenitzkys Regie entlarvt werden als selbstverliebte Narzissten, die im Selbstmitleid baden (Benny), oder dumm gevögelte Angeber, die keine Idee haben, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen (Bobby). Johnny ist der Mann mit Herz, der selbstbewusst verkünden kann: „Ich bin dick. Aber das vergeht, wenn ich will. Ich kann das wieder runter hungern. Aber Du, Bobby, bist ein Vollidiot. Und zwar auf Lebenszeit!”
Im Mittelpunkt steht natürlich ein Mädchen, in das sich Johnny verliebt, das aber in die Arme von Bobby getrieben werden muss, weil sie die Tochter des Mannes ist, dem der Schuppen gehört, aus dem Johnny eine angesagte Strandbar machen will; und der geht auf den Deal nur ein, wenn seine tollpatschige Mauerblümchen-Tochter glücklich ist. Vordergründig eine klassische "Eis am Stil"-Situation. Allerdings in ganz unklassischer Umgebung. Schwabenitzky verlässt die vertrauten Straßen mit den vertrauten Bars. Die künftige Bar steht fernab am Strand, in Sichtweite ein Fabrikschornstein, und der Weg dorthin führt kilometerlang an Betonburgen und Mietskasernen vorbei. Aus den Lautsprechern donnert immer noch der Rock&Roll, die Autos sehen immer noch sehr Fifties aus, aber das Gefühl ist eher Seventies. Umbruch liegt in der Luft, Baukräne dominieren den Hintergrund, Tel Aviv baut sich eine glitzernde Zukunft. Der "Summertime Blues" aus dem Filmtitel ist die Bar am Strand, eine verzweifelt verteidigte Tanz- und Balz-Höhle für die Figuren, die rasant wie von gestern wirken; die Jungs sind eben keine Jungs mehr – und die füllige Tochter des Schuppenbesitzers, die es glücklich zu machen gilt, ist kein plumpes Objekt der Belustigung, sondern eine zartfühlende junge Frau mit Grips und Energie, die sich den Mann ins Bett holt, von dem sie seit Schulzeiten geträumt hat, um dann mit dem Mann in den Sonnenuntergang zu gleiten, der sie wirklich liebt.
Wenn man sonst nicht viel aus zehn Jahren "Eis am Stil" mitnehmen kann, haben doch wenigstens die Frauen von den Chauvies gelernt, wie sie sich erst ihren Spaß holen, um dann langfristig glücklich zu werden. Dieser "Summertime Blues" ist ein schöner kleiner Sommerfilm.
Eis am Stil im Kino
- Eis am Stil (1978)
- Eis am Stil 2 – Feste Freundin (1979)
- Eis am Stil 3 – Liebeleien (1981)
- Eis am Stil 4 – Hasenjagd (1982)
- Eis am Stil 5 – Die große Liebe (1983)
- Eis am Stil 6 – Ferienliebe (1985)
- Eis am Stil 7 – Verliebte Jungs (1987)
- Eis am Stil 8 – Summertime Blues (1988)
- "Eis am Stil 9 – The Party goes on" (2001)