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Plakatmotiv: Cesar und Rosalie (1972)

Ein Film über Männer, Frauen, Liebe,
Romantik, Freundschaft und den Rest

Titel Cesar und Rosalie
(César et Rosalie)
Drehbuch Jean-Loup Dabadie & Claude Sautet & Claude Néron
Regie Claude Sautet, Frankreich, Italien, BRD 1972
Darsteller

Yves Montand, Romy Schneider, Sami Frey, Bernard Le Coq, Eva Maria Meineke, Henri-Jacques Huet, Isabelle Huppert, Gisela Hahn, Betty Beckers, Hervé Sand, Jacques Dhéry, Pippo Merisi, Carlo Nell, Carole Lixon, Dimitri Petricenko, Céline Galland, Henri Coutet, Marcel Gassouk u.a.

Genre Drama, Romanze
Filmlänge 111 Minuten
Deutschlandstart
21. Dezember 1972
Inhalt

Rosalie ist von Antoine geschieden und hat mit César einen neuen Lebenspartner gefunden. César ist deutlich älter, beruflich erfolgreich und ein selbstbewusster Charmeur. Unerwartet taucht Rosalies alte große Liebe David auf, der ein charismatischer und sensibler Künstler ist.

David war, lange vor ihrer Heirat mit Antoine, eines Tages einfach verschwunden, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Rosalie ist zwischen den so unterschiedlichen Männern hin- und hergerissen. Zunächst scheint sie sich für David zu entscheiden, aber César kämpft um Rosalie …

Was zu sagen wäre

Ein Mann liebt eine Frau, die zwei Männer liebt. Auch der zweite Mann liebt diese Frau. Nur die beiden Männer sind sich nicht besonders zugeneigt. Claude Sautet (Der Panther wird gehetzt – 1960) erforscht nicht zum ersten Mal die Spielarten dessen, was Romanciers und Romantiker "Liebe" nennen. Plakatmotiv: Cesar und Rosalie (1972) In "César et Rosalie" entwickelt er das Beziehungsnetzwerk seines Films Die Dinge des Lebens (1970) weiter. Waren es damals noch zwei herkömmliche Verhältnisse, die Michel Piccoli ordentlich nacheinander führte – erst mit Lea Massari, dann mit Romy Schneider – verschieben sich hier die Perspektiven. Diesmal steht eine Frau zwischen zwei Männern. Romy Schneiders Rosalie kann sich nicht auf einen fokussieren. Sie liebt den Älteren, César, für dessen Selbstbewusstsein, seine Hoppla-jetzt-komme-ich-Attitüde, mit der er jede Gesellschaft gleich für sich einnimmt. Sie liebt den Jüngeren, David, für dessen Feinsinnigkeit, seine ruhige Zurückhaltung.

Beide Männer lieben Rosalie für deren … also schon, weil sie Romy Schneider ist (Die Dinge des Lebens – 1970; Der Swimmingpool – 1969; Spion zwischen 2 Fronten – 1966; Was gibt's Neues, Pussy? – 1965; "Katja, die ungekrönte Kaiserin" – 1959). Claude Sautet inszeniert die gebürtige Wienerin hier als entspannte, selbstbewusste und dabei völlig uneitle Schönheit, die mit großer Selbstverständlichkeit ihr Leben lebt. Allein das macht die beiden Männer schon irre. Wir bewegen uns in Sautets Film in der gesellschaftlichen Mittelschicht, alle müssen für ihren Lebensunterhalt arbeiten, in Existenznöten ist aber niemand. César macht sein Vermögen buchstäblich mit Schrott, David gibt sich als gut beschäftigter Comiczeichner den schönen Künsten hin. Rosalie arbeitet gelegentlich als Übersetzern.

Ernsthaft dramatisch wird dieses schwierige Dreiecksverhältnis nie. Anders als in François Truffauts Jules et Jim (1960), der auch ein Dreiecksverhältnis zum Thema hatte, aber dramatischer, wechseln bei Sautet die Verhältnisse beinahe spielerisch – den Herzschmerz muss der jeweils gerade Verlassene alleine bewältigen, der Zuschauer darf zumeist den schönen Seiten der Liebe folgen, und eine Prügelei regelt schließlich das grundsätzliche Verhältnis zwischen den beiden Männern. Dazwischen liebt man sich an pittoreskem Strand, streitet sich im gemütlichen Bistro und verhandelt man mit Kunden auf dem regnerischen Schrottplatz. Sautet inszeniert eine beinahe schwebende Leichtigkeit, in der die Figuren insgesamt immer näher zueinander finden, bis schließlich drei Generationen zusammen im Traum des gehetzten Großstädters leben, in einer Wohngemeinschaft in einem großen Haus am Strand – aber als César einmal in Verzweiflung viel zu schnell über die Landstraßen Frankreichs rast, erinnern wir uns mit Schaudern an Claude Sautets anderen Verliebten, Plakatmotiv (Fr.): César et Rosalie (1972) Pierre, aus Die Dinge des Lebens, der eine ähnlich rasante Autofahrt 1970 nicht überlebte. Das große Drama droht in diesem vorwiegend sonnigen Film aus der Meta-Ebene.

Aus dem Ensemble heraus sticht Yves Montand (Vier im roten Kreis – 1970; Stoßtrupp Gold – 1970; "Grand Prix" – 1966; Brennt Paris? – 1966; Machen wir's in Liebe – 1960; Lohn der Angst – 1953), von dem es heißt, er habe sich in seiner eitlen Männlichkeit, die dem Film zugute kommt, schwer getan, gegen Romy Schneides natürliche Ausstrahlung durchzusetzen. Ob da was dran ist, oder ob das der übliche Hinter-den-Kulissen-Tratsch ist, ist für den fertigen Film egal. Es ist eine Freude, Montand zuzusehen, wie er ordentlich aufdreht und seinem charmanten Kerl die Sporen gibt. <Nachtrag2001>In einem Interview für das Buch "Mythos Romy Schneider" erzählte Claude Sautet 1998: „Ich glaube, dass Romy etwas in ihrer Ausstrahlung hatte, was über andere Schauspieler oder Kollegen hinwegschwappte und was für sie nicht besonders bequem war. Montand und sie, das war Krieg. Montand war Macho und das hat sich trotzdem sehr reizvoll auf die Dreharbeiten ausgewirkt, weil sie ihn gezähmt hat, wie ein Hündchen.</Nachtrag2001>Sein César ist bei Licht betrachtet ein aufgeblasener Angeber. Montand liefert Charme und Esprit und eine gehörige Portion Realismus bei. Als David wieder in Rosalies Leben tritt, auf einer fröhlichen Hochzeit als einer unter sehr vielen, sehen wir es Montands César am zuckenden Augenlid an, dass er Gefahr wittert; der alte Mann fürchtet um die Liebe seiner viel jüngeren Geliebten, weil ein Jüngerer das Revier betreten hat. Yves Montand ist eine Wucht in diesem Film.

Samy Frey (Musketier mit Hieb und Stich – 1971) übt sich in Zurückhaltung. Sein David ist ein Intellektueller und ruhiger Feingeist, meist in Existenzialisten-Schwarz gekleidet und ein wunderbar austarierter Widerpart zu Montand. Zwischen beiden pendelt Romy Schneider, die aus Rosalie eine der großen Frauenfiguren des zeitgenössischen Films macht, ebenso glaubhaft wie ratlos, verhilft aber den beiden Nebenbuhlern zu einer echten Männerfreundschaft. Die Romantik in diesem französischen Liebesdrama entfaltet sich nicht in der Liebe am Strand, sondern in innigen Gesprächen beim morgendlichen Kaffee am offenen Gartenfenster.

Wertung: 7 von 8 D-Mark
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