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Plakatmotiv: Lohn der Angst (1953)

Großes Spannungskino

Titel Lohn der Angst
(Le salaire de la peur)
Drehbuch Georges Arnaud & Henri-Georges Clouzot & Jérôme Géronimi
Regie Henri-Georges Clouzot, Frankreich, Italien 1953
Darsteller
Yves Montand, Charles Vanel, Peter van Eyck, Folco Lulli, Véra Clouzot, William Tubbs, Darío Moreno, Jo Dest, Antonio Centa, Luis De Lima, Grégoire Gromoff, Josep Palau i Fabre, Faustini, Seguna, Darling Légitimus, René Baranger, Pat Hurst, Evelio Larenagas u.a.
Genre Abenteuer, Drama
Filmlänge 150 Minuten
Deutschlandstart
11. September 1953
Inhalt

Las Piedras, eine kleine, vom Rest der Welt abgeschnittene Stadt in einem nicht benannten Land Zentralamerikas. Ein Haufen Abenteurer verschiedener Nationalitäten lebt vor sich hin und hofft auf eine Möglichkeit, dem Elend zu entkommen. Unter ihnen: Mario, ein Korse, der sich von Linda, der Bedienung einer heruntergekommenen Kneipe, die Zeit versüßen lässt. Jo, ein französischer Gangster mit Nerven wie Stahl. Bimba, ein geheimnisvoller Deutscher, der ein Arbeitslager der Nazis überlebt hat. Und schließlich Luigi, ein Italiener, der Marios bester Freund war, bis dieser sich Jo anschloss.

Sie alle versuchen die Zeit totzuschlagen bis zu dem Tag, an dem sie endlich genügend Geld zusammenhaben, um Las Piedras mit dem Flugzeug zu verlassen. Als ein Ölfeld Feuer fängt, bietet sich den vier Männern die langersehnte Chance: Ein amerikanischer Ölkonzern, einziger Arbeitgeber der Region, zahlt ihnen je 2.000 Dollar, wenn sie in zwei Lastwagen das zum Löschen notwendige Nitroglyzerin beschaffen.

Doch dazu muss eine 500 Kilometer lange, bergige Strecke zurückgelegt werden, bei der die kleinste Erschütterung zur Explosion der gefährlichen Fracht führen kann.

Das fatale, unkontrollierbare Schicksal wird zu einem unberechenbaren Joker und der Tod zu einer grausamen Kraft, die weder Alter, Moral noch Mut respektiert …

Was zu sagen wäre

Spannungskino. Obwohl die Männer erst einmal 50 Minuten in diesem staubigen Loch abhängen, bevor das Ölfeld explodiert und die eigentliche Handlung beginnt. Hier lernen wir sie alle kennen, ohne zu erfahren, warum sie hier gelandet sind, in Las Piedras. Plakatmotiv: Lohn der Angst (1953) Ihre Vergangenheit bleibt im Dunkeln, wir können Mutmaßungen darüber anstellen, dass sie vielleicht mal bei der Ölfirma einen Job hatten. Aber bald wissen wir: Die Stadt ist zu weit abgelegen, es gibt keine Eisenbahn, die Straße hört kurz hinter der Stadt auf und für einen Flug raus aus der Stadt braucht man mehrere hundert Dollar. Die niemand der hier Gestrandeten hat.

Es ist ein eintöniges, entwürdigendes Vegetieren in einem heißen, staubigen Nichts und als dann dieser Bohrturm explodiert und ein Himmelfahrtskommando die Rettung aus diesem staubigen Loch bietet, ist allen Zuschauern klar, warum die Männer diese lebensgefährliche Aufgabe übernehmen. Sie ist buchstäblich ihre einzige Chance. In der Zwischenzeit hat Henri-Georges Clouzot ein paar Männer in den Fokus gerückt.

Ein Franzose in schickem weißem Anzug kommt neu in die Stadt und freundet sich gleich mit Mario, dem einzigen anderen Franzosen hier, an. Mario lebt bei Luigi als reiner Untermieter oder auch als Gelegenheitsliebhaber, das lässt der Film offen, deutet es aber mehrmals deutlich an. Mit Luigi jedenfalls verkracht sich Mario, kaum, dass der Neue, Jo, da ist.

Der tritt auf, als sei er der große Zampano, sowas wie ein ehemaliger Mafiaboss, mindestens. Dabei besitzt er keinen Sou. Anfangs stolziert er in seinem blütenweißen Anzug herum und ärgert sich, als er ein paar Spritzer abbekommt, als ein Auto neben ihm durch eine Pfütze fährt. Später wird er er vor Schmerzen schreiend in einem Teich aus Öl liegen, über und über von der klebrigen schwarzen Brühe bedeckt. Und dann ist da noch Bimba, ein Deutscher mit weißblondem Haar, den Peter van Eyck als loyalen Schweiger spielt.

Henri-Georges Clouzot hat sich Filmmusik gespart. Wenn nicht hin und wieder mal eine der Nebenfiguren eine traurige, spanischen Weise vor sich hin summt, kommt der ganze Film ohne Score aus. Es gibt nichts, was die Musik verstärken, lenken, erklären müsste. Als die Lastwagen einmal losgefahren sind, geht es nur noch darum, dass sie nicht explodieren sollen, dafür haben die Ausstatter ihnen einige Hürden in den Weg gestellt. Gleich die erste nennt sich Wellblechstrecke, eine von Wind und Regen ausgewaschene, mehrere Kilometer lange Buckelpiste, über die die LKW mit mehr als 40 Km/h fahren müssen. Fährt einer langsamer, vibriert der Wagen zu sehr und das Nitroglyzerin explodiert. An anderer Stelle muss der LKW eine enge Kurve an einem Gebirgspfad nehmen, an der es keine Möglichkeit gibt, auszuscheren, um den Wendekreis zu vergrößern und links geht es steil abwärts. Wieder woanders versperrt ein massiver Felsen die Fahrbahn. Und sehr bald entpuppt sich der eben noch großspurig auftretende Jo, Plakatmotiv (Fr.): Le salaire de la peur (1953) der, um überhaupt für dieses Himmelfahrtskommando angeheuert zu werden, mutmaßlich einen Mord begangen hat, als Feigling, der beim kleinsten Hindernis in sich zusammensackt und wegläuft.

Der Film wurde vollständig in Südfrankreich gedreht. Ursprünglich sollte in Spanien gedreht werden, doch Yves Montand und seine damalige Ehefrau Simone Signoret lehnten es ab, dort zu arbeiten, solange Francos Regime an der Macht war. Die Dreharbeiten begannen am 27. August 1951; vorgesehen waren neun Wochen, aber zahlreiche Probleme verzögerten die Produktion. Im Süden Frankreichs fiel in jenem Jahr ungewöhnlich viel Regen, so dass Fahrzeuge im Morast versanken, Kräne umkippten und das Filmset zum Teil unbrauchbar wurde. Regisseur Clouzot brach sich ein Sprunggelenk, seine Frau Véra erkrankte. Schnell überstieg die Produktion die veranschlagten Kosten. Ende November war erst die Hälfte des Films fertiggestellt, aber die Dreharbeiten wurden aufgrund der kurzen Wintertage für sechs Monate eingestellt. Die zweite Hälfte wurde dann im Sommer 1952 fertiggestellt.

Yves Montand sollte eigentlich mit Jean Gabin im LKW sitzen, aber Gabin wollte den Jo nicht spielen, weil er die Darstellung eines Feiglings ablehnte. so kam Charles Vanel zu der Rolle des Jo

Entstanden ist ein Schmuckstück des Spannungskinos mit vier von der Gesellschaft Ausgekotzten, die einen letzten Strohhalm ergreifen und dabei manchmal wirken, als ergriffen sie den gar nicht in erster Linie wegen der 2.000 Dollar Lohn, die winken, sondern vor allem, um wieder was zu tun zu bekommen, um wieder einen Sinn in ihr sinnlos gewordenes Leben zu bekommen. Bis auf Luigi, der von einem Häuschen mit hübscher Ehefrau in Kalabrien träumt, formuliert niemand der Fahrer irgendwelche Wünsche, wie sie das Geld – damals eine horrende Summe – ausgeben werden. Das Träumen von irgendwas haben sie verlernt.

Wertung: 8 von 8 €uro
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