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Kinoplakat: Aufgelegt

Mittelmäßig gespielt
ersäuft im Kitsch

Titel Aufgelegt
(Hanging Up)
Drehbuch Delia Ephron & Nora Ephron
nach einem Buch von Delia Ephron
Regie Diane Keaton, USA, Deutschland 2000
Darsteller

Meg Ryan, Diane Keaton, Lisa Kudrow, Lisa Kudrow, Walter Matthau, Adam Arkin, Shaun Duke, Ann Bortolotti, Cloris Leachman, Maree Cheatham, Myndy Crist, Libby Hudson, Jesse James, Edie McClurg , Tracee Ellis Ross, Celia Weston u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 94 Minuten
Deutschlandstart
18. Mai 2000
Inhalt

Eigentlich müsste Eve in eine Klinik eingeliefert werden, und nicht ihr Vater Lou, der noch immer nicht über die Trennung von seiner Frau hinweg ist. Er leidet an Gedächtnisschwund und den Erinnerungen an seine Vergangenheit. Obwohl er eigentlich sterbenskrank ist, telefoniert er für sein Leben gern. Vor allem mit seiner Lieblingstochter Eve. Damit hält er sie ganz schön auf Trab.

Nachdem Eve ihn zu einigen Tests im Krankenhaus abgeliefert hat, geht für sie der ganz normale Wahnsinn weiter. Denn auch ihre beiden Schwestern bombardieren sie Tag und Nacht mit Telefonanrufen. Wenn sie nicht gerade ihre ältere Schwester Georgia an der Strippe hat, die ihr kurze Audienzen zwischen ihren wichtigen und immer drängenden Terminen als Chefredakteurin ihres nach ihr benannten Hochglanzmagazins "Georgia" gewährt, ist die kleine Schwester Maddy dran, ein zweitklassiger TV-Soapstar.

Maddy weint sich entweder über ihre neue unglückliche Liebe aus oder darüber, dass sie wieder niemand auf der Straße erkannt hat. Als sie aber jetzt, mitten in der Nacht anruft, ahnt Eve Unheil. Maddy jammert, dass ihr vierbeiniger Liebling nicht mehr laufen kann: Ihr Bernhardiner wird hin und wieder von einer Hunde-Lähmung heimgesucht. Damit der Hund beste Betreuung erfährt, steht sie am nächsten Tag mit dem Monstrum vor Eves Tür. Nur für ein paar Tage soll sie ihn versorgen, während Maddy auf Dreh ist. Und bloß nicht die Pillen vergessen.

Zu allem Überfluss fährt Eves Mann Joe auf eine lange geplante Dienstreise, und so bleibt Eve mit einem Riesenköter, der alles anfrisst, was nicht niet- und nagelfest ist, Jesse, der Sorge um ihren Vater und der bangen Erwartung auf die hohe Reparaturrechnung für einen Mercedes, den Eve in einer Tiefgarage – das Handy am Ohr – gerammt hatte, zurück.

Während der Feier zum 5-Jahres-Jubiläum ihrer Zeitschrift spricht Georgia über ihren Vater, sie erwähnt jedoch nicht, dass Eve die Last der Betreuung trägt. Die Schwestern streiten. Sie werden ins Krankenhaus gerufen als Lou ins Koma fällt …

Was zu sagen wäre

Ein Feel-Bad-Film über weite Strecken. Wir lernen eine tipgestresste Veranstaltungsmanagerin kennen, die ununterbrochen am Telefon hängt, weil entweder genervte Kundinnen noch einen kleinen Sonderwunsch haben, oder weil ihr kranker Vater Lou, augenscheinlich ein Drehbuchautor, der in den 50er Jahren Erfolge hatte, ihr unbedingt erzählen muss, dass John Wayne einen ganz kleinen Schwanz gehabt haben soll. Nebenher werden die beiden Schwestern der Dauertelefoniererin eingeführt, die jüngere eine eingebildete Schauspielerin, die nichts auf die Reihe bekommt, was mehr erfordert, als drei Zeilen Text zu lernen, und die ältere, die das Klischee einer erfolgreichen Herausgeberin eines Frauenmagazins verkörpert.

Sympathisch ist keiner, obwohl die dauertelefonierende Eve von Meg Ryan gespielt wird. Von wem sonst sollte so ein Energiebündel dieser Tage gespielt werden (E-M@il für Dich – 1998; Stadt der Engel – 1998; In Sachen Liebe – 1997; Mut zur Wahrheit – 1996; French Kiss – 1995; Schlaflos in Seattle – 1993; The Doors – 1991; Joe gegen den Vulkan – 1990; Harry und Sally – 1989; Presidio – 1988; D.O.A. – Bei Ankunft Mord – 1988; Die Reise ins Ich – 1987; Top Gun – 1986)? Vor 20 Jahren spielte Diane Keaton ("Ganz normal verliebt" – 1999; Der Club der Teufelinnen – 1996; Manhattan Murder Mystery – 1993; Der Pate – Teil III – 1990) das noch selbst, sogar vor 13 Jahren noch in "Baby Boom – Eine schöne Bescherung" (1987). Heute eignet sie sich eher für den Part der älteren Schwester – und für den Regiestuhl.

Ryan und Keaton geben sich alle Mühe, damit diese Eve irgendwie sympathisch rüberkommt. Unterstrichen wird das von einem Eve vorbehaltlos liebenden Ehemann und einen nur unwesentlich nervenden Sohn. Aber mehr als eine halbe Stunde hektikt der Film zwischen Telefon, Krankenhaus, Pleiten, Pech und Bernhardiner-Slapstick, dass man im Kino entnervt die Segel streicht. Vielleicht streicht aber auch nur man(n) die Segel? Dass es sich um drei Frauen handelt, die nach einem Drehbuch zweier Schwestern unter der Regie einer Frau spielen und Meg Ryan im Grunde nur die Keaton-Rolle aus "Baby Boom" interpretiert, gibt dem Film einen sehr weiblichen Blick. Diane Keaton steht hier zum ersten Mal als Regisseurin auch hinter der Kamera: „Als Filmemacherin habe ich bei Woody Allen geklaut – und zwar so viel, wie ich nur konnte“, erzählt sie fürs Presseheft. Woody Allen dreht solche hektischen Dialogfilme im Jahresrhythmus und da sprechen wir dann in besseren Fällen von weiteren Stadtneurotiker-Kunstwerken. Und die drei Schwestern sind in gewisser Weise auch nur Neurotikerinnen, alle beruflich eingespannt, Eve zudem noch mit siechem Vater, Haushalt, Bernhardiner der jüngeren Schwester und einer neu gegründeten Veranstaltungsfirma belastet; Musterbeispiele erfolgreicher Frauen.

Nur, dass das Drehbuch von Delia und Nora Ephron kein witziges Woody-Allen-Stück mit geschliffenen Dialogen und Wortwitz ist, sondern ein hibbeliger Nie-seht-Ihr-was-ich-alles-für-Euch-tue-Film zwischen New York und Los Angeles, dem es nur in seltenen, und dann aufgepfropft wirkenden Rückblenden gelingt, im Kinosessel Empathie für die Figuren zu erzeugen. Wenn der Vorhang sich geschlossen hat, haben wir gelernt, dass Frauen auch nur Menschen sind, die genauso chaotisch agieren, wie Männer. Herzlich Willkommen im Jahr 2000.

Wertung: 4 von 11 D-Mark
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