Jim Terrier war einst Angehöriger der Special Forces und hat sich inzwischen einer Söldnertruppe angeschlossen, die auf besonders heikle Aufträge spezialisiert ist. 2006 übt die Eliteeinheit in der Demokratischen Republik Kongo ein tödliches Attentat auf den einheimischen Bergbauminister aus, um ausländischen Firmen leichteren Zugang zu den reichen Bodenschätzen des Landes zu sichern. Nach der Aktion muss Terrier den Kongo überstürzt verlassen, wobei seine Freundin, die Ärztin Annie zurückbleibt.
Nach dieser Erfahrung beendet Jim sein Söldnerdasein und kehrt erst sieben Jahre später im Auftrag einer Hilfsorganisation in den Kongo zurück. Er baut nun Brunnen. Nachdem ungefähr ein Jahr vergangen ist, wird er bei der Arbeit überfallen und die Flucht nach London gelingt ihm nur knapp. Terrier muss feststellen, dass offenbar jemand systematisch Jagd auf die Mitglieder seiner früheren Söldnergruppe macht und alarmiert seine ehemaligen Kollegen.
Schließlich begegnet er auch seiner großen Liebe Annie wieder …
Das 1980er Jahre Kino hat angerufen. Es hätte gerne sein Drehbuch zurück. Ein Ex-Navy-Seal, der ein Söldner und Killer wurde, später sein schlechtes Gewissen im Brunnenbau abarbeitet und nun von einer aufstrebenden Sicherheitsfirma, die sich Aufträge „in Pentagon-Dimensionen“ erhofft und also Zeugen alter Sünden beseitigt? Dazu die schöne Frau, die auch noch acht Jahre, nachdem der Liebhaber sie wort- und grußlos hatte sitzen lassen, ihn nun bei erster Gelegenheit bespringt wie ein notgeiles Kaninchen? Das klingt nach beim Staubwischen im Produzentenbüro in der unteren Schublade gefunden.
Vielleicht sollte man sich ja gar nicht so wundern über diesen Wiedergänger des Actionkinos. Die Regie hat Pierre Morel, der mit "From Paris with Love" – (2010) und 96 Hours (2008) bewiesen hat, dass er auf das Kino aus dem letzten Jahrhundert steht. Die Bildtechnik mag etwas feiner geworden sein in den 30 Jahren seitdem, aber die dünn motivierte Handlung, die vielen Profi-Danebenschießer und der eigentlich von Beginn an feststehende, eigentlich aber anonyme Drahtzieher sind doch deutliche Anleihen.
Sean Penn, der hier als Hauptdarsteller, Co-Produzent und Co-Autor auftritt, muss sich gedacht haben, dass so ein Film für ihn als Mittfünfziger doch mal eine schöne Gelegenheit wäre, der Welt zu zeigen, dass er locker als Liebhaber 20 Jahre jüngerer Frauen durchgeht, weil er so einen ungemein gestählten Body hat. Das klingt gehässig? Penn hat sich für diesen Film augenscheinlich in eine Muckibude einsperren und von einem Personal Trainer antreiben lassen; aus seinen T-Shirts quellen Arme mit dicken Muskeln, die von Adern in Pipelineumfang versorgt werden. Sein Oberkörper sieht aus, als hätte Penn es Arnold Schwarzenegger aber mal zeigen wollen.
Okay: Robert De Niro frisst sich für eine Rolle eben mal 30 Kilogramm Körpermasse an, warum soll dann Sean Penn für diese Rolle nicht ebensolche Muskelmasse ansetzen? Weil das für diese Rolle gar nicht nötig wäre? Weil die Prügeleien und Schießereien, deren Ausgang ohnehin immer schon feststehen, dennoch so lange dauern, als würde der untrainierte Tom Hanks gegen die trainierten Gunfighter antreten? Das ist derselbe Sean Penn, der als Flüchtlingshelfer, als Spendensammler für die Rausgefallenen, als zweifacher Oscarpreisträger, als Produzent, als Regisseur und auch als Schauspieler immer Wert gelegt hat auf eine gewisse inhaltliche Fülle seiner Stoffe (Das erstaunliche Leben des Walter Mitty – 2013; Gangster Squad – 2013; "The Tree of Life" – 2011; "Milk" – 2008; Inside Hollywood – 2008; Das Spiel der Macht – 2006; Die Dolmetscherin – 2005; 21 Gramm – 2003; Mystic River – 2003; "Ich bin Sam" – 2001; Sweet and Lowdown – 1999; Being John Malkovich – 1999; Der schmale Grat – 1998; The Game – 1997; U-Turn – Kein Weg zurück – 1997; Dead Man Walking – 1995; Carlito's Way – 1993; Im Vorhof der Hölle – 1990; Die Verdammten des Krieges – 1989; "Colors – Farben der Gewalt" – 1988; "Der Falke und der Schneemann" – 1985; Ich glaub' ich steh' im Wald – 1982; Die Kadetten von Bunker Hill – 1981). Wenn so ein Mann als Autor und Produzent auftritt, darf ich im Kinosessel anspruchsvolle Unterhaltung erwarten.
Penns Rolle ist einigermaßen nicht durchdacht. Nachdem er beim Brunnenbauprojekt im Kongo von Profikillern angegriffen wurde, hätte ihm eigentlich gleich klar sein können, aus welcher Richtung das kommt. Er hätte also mit seinem schlechten Gewissen zu Interpol gehen können, alle Beweise vorlegen, die er noch hat, ein paar Jahre ins Gefängnis gehen und dann ein neues Leben mit seiner immer und überall auf ihn wartenden schönen Ärztin beginnen können.
Statt dessen begibt er sich auf eine gefährliche Reise über viele Landesgrenzen, sucht alte Freunde auf, von denen man nicht sicher sein kann – nach der Mörderbande im Brunnenbau-Kongo – ob sie noch Freunde sind, um herauszufinden, wer ihm ans Leder will. Das ist die alte Hitchcock-Doktrin, wonach der Held immer aus irgendeinem Grund nicht zur Polizei gehen kann, bei der er sein Problem in zehn Minuten erschöpfend klären könnte, sondern alles selbst in die Hand nehmen muss. Zum Finale geht der muskelbepackte Ex-Söldner übrigens dann zu Interpol, um genau das zu machen, was er von Anfang hätte machen können und dann wären einige echte Freunde auch noch am Leben.
Nein, dieser Film ist von vorne bis hinten nicht durchdacht, aber von seinem Hauptdarsteller eitel zur Schau gestellt.