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Plakatmotiv: Phenomenon – Das Unmögliche wird wahr (1996)

Ein Feel-Good-Movie mit lauter netten
Menschen und fragwürdiger Botschaft

 

 

, das unter
seinen Möglichkeiten bleibt

Titel Phenomenon – Das Unmögliche wird wahr
(Phenomenon)
Drehbuch Gerald Di Pego
Regie Jon Turteltaub, USA 1996
Darsteller

John Travolta, Kyra Sedgwick, Forest Whitaker, Robert Duvall, Jeffrey DeMunn, Richard Kiley, David Gallagher, Ashley Buccille, Tony Genaro, Sean O'Bryan, Michael Milhoan, Troy Evans, Bruce A. Young, Vyto Ruginis, Brent Spiner u.a.

Genre Drama, Fantasy
Filmlänge 123 Minuten
Deutschlandstart
3. Oktober 1996
Inhalt

George Malley ist Automechaniker – ein einfacher Mann in einer kalifornischen Kleinstadt. Am Abend seines 37. Geburtstags hat er eine seltsame Begegnung: Ein Lichtstrahl trifft ihn, haut ihn buchstäblich von den Füßen. Von da an verblüfft er Freunde und Nachbarn mit unglaublicher Intelligenz und Geisteskraft. Er kann schnell lesen, lernen sowie mit den Gedanken Gegenstände bewegen.

Aber in der einfach gestrickten Gesellschaft der kleinen Stadt im Westen der USA, in der immer alles an seinem Platz war, stößt George mit seinen Fähigkeiten bald auf Ablehnung. Er und die kürzlich zugezogene alleinstehende Mutter Lace Pennamin kommen sich näher. Die Freunde aber beginnen, ihn mißtrauisch zu beäugen.

Die Regierung interessiert sich für Georges Fähigkeiten, doch er will, dass seine Kräfte nur für gute Zwecke eingesetzt werden. Bei einem Fest möchte er sich den Fragen seiner Freunde stellen, ist aber dem Ansturm mental nicht gewachsen. Er stürzt, wird wieder vom Lichtstrahl getroffen und verliert das Bewusstsein. Die Ärzte stellen bei Malley einen inoperablen Hirntumor fest …

Was zu sagen wäre

Der einfache Automechaniker und die unbekannte Intelligenz … das Drehbuch ist schon ziemlich … wenig intelligent. Die Allegorie auf das Leben mit dem Hirntumor allein würde als Film nicht taugen, also bemüht der in solchen Dingen versierte Jon Turteltaub (Während Du schliefst – 1995; Cool Runnings – 1993; "3 Ninja Kids" – 1992; "Trabbi Goes to Hollywood" – 1991) die Versatzstücke aus den US-Kleinstädten der Hollywood-Geschichte – die Kumpel mit dem Herzen auf der Zunge, die Kneipensitzer-und-Welt-Kommentierer, die Misstrauischen, die einfachen, rechtschaffenden Bürger.

Und irgendwie geht die Rechnung dann auf: "Phenomenon" unterhält und berührt – zumindst, so lange man im geschützten Raum des Kinos sitzt. Das mag daran liegen, dass in diesem kleinen Städtchen in Kalifornien ausschließlich nette Leute wohnen. Es gibt da keinen Schulhofbully oder ähnlich konstruierten Ärger, keinen missmutigen Konkurrenten, aber einen Doc, den der auch hier wunderbare Robert Duval spielt (Power of Love – 1995; Schlagzeilen – 1994; Geronimo – Eine Legende – 1993; Falling Down – 1993; Tage des Donners – 1990; Der Unbeugsame – 1984; Apocalypse Now – 1979; Der Adler ist gelandet – 1976; Network – 1976; Der Pate II – 1974; Sinola – 1972; Der Pate – 1972; THX 1138 – 1971; M.A.S.H. – 1970; Bullitt – 1968) – man möchte sofort in dieses Städtchen ziehen und glücklich werden.

Die einzigen Probleme, die auftauchen, tauchen in Form einer schüchternen Romanze und in Form der Intelligenz, mit der der gute Kumpel George von nebenan plötzlich geschlagen ist, auf. Den spielt ein beinahe durchgehend lächelnder John Travolta als konservativen, stets hilfsbereiten, immer eine Lösung findenden Mann. In den Good-Charakter-Rollen ist er selten zwingend (Operation – Broken Arrow – 1996; Schnappt Shorty – 1995; Pulp Fiction – 1994; Blow Out – 1981; Urban Cowboy – 1980; Grease – 1978; Nur Samstag Nacht – 1977; Carrie: Des Satans jüngste Tochter – 1976). Sein George ist ein sympathischer Kerl. Punkt. Er hat einen Narren gefressen an einer neu zugezogenen, alleinerziehenden Frau, der er sich unbeholfen nähert. Diese Frau hat zwei entzückende Kinder und eine offenbar sehr schmerzliche Scheidung hinter sich und will mit Männern nun überhaupt nichts zu tu haben. Kyra Sedgwick (Power of Love – 1995; "Singles – Gemeinsam einsam" – 1992; Geboren am 4. Juli – 1989) holt aus der Rolle raus, was geht, aber es steckt halt nicht viel drin. Pace, die alleinerziehende Mutter, die Stühle baut und an der Werkstatt verkauft, in der George arbeitet, ist ein wenig realitätsfern. Zumal die Stühle unbequem sind. George kauft sie heimlich alle auf, damit er Lace wenigstens sieht, wenn sie neue bringt.

Auf dem Höhepunkt des Dramas fragen ihn die Leute aus seiner Kleinstadt aus, warum er das kann, was er überhaupt alles kann und George versucht dann, einem seiner Nachbarn klar zu machen, dass seine neuen Fähigkeiten – hohe Intelligenz, Telekinese, Erbeben vorhersagen – in jedem Menschen stecken. Dass man diese Fähigkeiten nur wecken muss, sagt er nicht, aber das denken wir automatisch hinzu und prompt schlagen wir uns auf dem Weg in die Kneipe nach dem Film mit der Frage herum, ob Travolta uns hier nicht, formschön verpackt, seine Scientology-Message unterjubeln will.

"Phenomenon" ist ein süßes Märchen mit etwas Zauberei, einer Prinzessin und einer heilen Welt, in der immer die Sonne scheint; es regnet erst, nachdem der Doktor bei George den Hirntumor festgestellt hat. Nach dem Kino wieder im Tageslicht verflüchtigt sich das Märchen bald. Übrig bleibt: War ganz schön.

Wertung: 6 von 11 D-Mark
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