Der einst erfolgreiche Dokumentarfilmer Josh müht sich seit Jahren mit der Fertigstellung eines kapitalismuskritischen Films ab. Mit Cornelia führt der Mittvierziger eine in die Jahre gekommene Mittelständler-Ehe in New York. Dass ein befreundetes gleichaltriges Paar ein Kind bekommt, lässt alte Wünsche wiedererwachen.
Josh lernt das deutlich jüngere Hipster-Pärchen Jamie und Darby kennen, das ihn bewundert, zumal Jamie selbst an einem Dokumentarfilm arbeitet. Sie freunden sich an, wobei Josh und Cornelia überrascht feststellen, dass die Jüngeren mit mitreißender Spontaneität in einer Welt leben, die sie selbst längst hinter sich gelassen haben (Schreibmaschine, Musik auf LPs, Filme auf VHS, Möbel der letzten Generation). Die Energie des jüngeren Paares, die Ungezwungenheit und Offenheit faszinieren ihre neuen, älteren Freunde und geben ihnen das Gefühl, selbst noch einmal jung zu sein.
Doch je mehr Zeit die Vier miteinander verbringen, desto deutlicher werden auch die Unterschiede zwischen ihnen. Josh entdeckt neue Seiten an Jamie; Seiten, die wenig mit dem ungezwungenen Hipster zu haben …
Es gibt wunderbare Miniaturen in diesem Film, die zeigen, wie genau Noah Baumbach ("Frances Ha" – 2012; "Greenberg" – 2010; "Margot und die Hochzeit" – 2007) hinschaut, bevor er etwas aufschreibt. Die gönnerhafte Geste zum Beispiel, mit der Ben Stillers Josh die Kneipenrechnung übernimmt, spiegelt wunderbar die Arroganz seiner Generation, die in den Jungen nur die Opfer von Globalisierung und Liberalisierung erkennen, über die Josh im weiteren Verlauf prompt stolpert.
„Ich wollte bewundert werden“, begründet der ernüchterte Josh sein Engagement für Jamie. „Ich wollte einen Schützling haben. Er hat mich angesehen, als wäre ich ein ernstzunehmender Mensch. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben nicht mehr das Gefühl, ich wäre ein Kind, das einen Erwachsenen nachahmt.“ Noah Baumbachs Generationenportrait lässt das große Drama aus – kein Ehestreit, keine Eifersucht, nur dieses ungute Gefühl, das Josh zunehmend beschleicht und auch dem Zuschauer unters Hemd kriecht. Jamie wird entblättert – nein er verwandelt sich weder in einen Werwolf noch zieht er einen Revolver und feuert; die von Jamie verkörperte jeunesse doré ist schon lange nicht mehr jene Cabrio-an-der-Côte-d'Azur-Generation, die aktuelle jeunesse hat kein doré mehr.
Jamie, stellvertretend für seine Generation, wird als ein auf Äußerlichkeiten und Effekt bedachter, glatter Fähnchen-in-den-Wind-Hänger dargestellt, ohne dabei unsympathisch zu wirken – alle wissen: So ist es nun mal, das Leben ist hart. „Mir gefällt, wie ernst sie alles nehmen“, sagt Josh über diese neue Jugend. „Ständig machen sie irgendwas und sind so fasziniert voneinander.“ Ben Stiller (Das erstaunliche Leben des Walter Mitty – 2013; Tropic Thunder – 2008; Starsky & Hutch – 2004; … und dann kam Polly – 2004; Reality Bites – Voll das Leben – 1994) und Naomi Watts als die Generation der Mittvierziger, die sich fühlt wie ein Mittzwanziger, müssen lernen, dass dieses „fasziniert voneinander“ sein in Wirklichkeit ein fasziniert von sich selbst sein bedeutet, über das sich eine Generation von Ichlingen definiert – wie sonst soll man sich auf dem globalisierten Markt behaupten.
Die ein oder andere Lebenslüge müssen Josh und Cornelia bei der Gelgenheit aber auch abarbeiten, schließlich hat auch diese Generation ihre Unwägbarkeiten im Rucksack. Das tun sie mal mehr mal weniger souverän – wunderbar, wenn sie, dem Fitness-Wahn verfallen, überall ständig Hip-Hop-Moves aus dem Sportclub ausführen und sich dabei gegenseitig aufstacheln – aber sie tun es jedenfalls und bemühen sich umeinander, was ein entspannter Zug an diesem Film ist, der nicht tief schürfen will, aber unaufdringlich ein paar Beobachtungen mitteilen möchte. „Ich würde sagen, mir steht nicht mehr die ganze Welt offen“, stellt Josh fest und muss einräumen, langsamer zu werden – im Kopf wie im Körper, in dem ihn Arthrose plagt. Mit Ben Stiller, der zu Zeiten des Drehs 48 Jahre alt war, klingt das ein wenig nach Luxusproblem, so wie wenn sich 40-Jährige auf 60-jährig schminken, um dann eine Anti-Faltencrème zu bewerben.
Was Noah Baumbach da als Drehbuch aufgeschrieben hat, sind intelligente, neue und nicht mehr ganz neue Beobachtungen aus dem menschlichen Alltag. Er hat schöne Worte dafür gefunden und auch schöne Bilder und mit Naomi Watts (Birdman oder Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit – 2014; "Diana" – 2013; J. Edgar – 2011; Ich sehe den Mann deiner Träume – 2010; The International – 2009; King Kong – 2005; 21 Gramm – 2003), Ben Stiller, Adam Driver (Inside Llewyn Davis – 2013; Lincoln – 2012) und Amanda Seyfried (Gone– 2012; In Time – Deine Zeit läuft ab – 2011; Das Leuchten der Stille – 2010; Jennifer's Body – 2009) ein ausbalanciertes Quartett; aber unterm Strich hat uns Baumbach über die Generationen mehr zu sagen als zu zeigen. Für das große Medium hat er sein Thema versenkt.