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Plakatmotiv: Congo (1995)

Ein als mysteriöses Abenteuer
aufgeblasenes Nichts

Titel Congo
(Congo)
Drehbuch John Patrick Shanley
nach dem gleichnamigen Roman von Michael Crichton
Regie Frank Marshall, USA 1995
Darsteller

Laura Linney, Grant Heslov, Lola Noh, Mary Ellen Trainor, Misty Rosas, Stuart Pankin, Carolyn Seymour, Romy Rosemont, James Karen, Bill Pugin, Lawrence T. Wrentz, Robert Almodovar, Kathleen Connors, Joel Weiss u.a.

Genre Abenteuer, Action
Filmlänge 109 Minuten
Deutschlandstart
17. August 1995
Inhalt

Dr. Peter Elliot hat es nach langer Forschungszeit geschafft, über eine Art Gebärdensprache und ein computergestütztes Auswertungsverfahren der Gorilladame Amy das Sprechen beizubringen. Doch das Tier leidet an Stresssymptomen, die sich auch durch Beschäftigungstherapie (spielen, malen) nicht lindern lassen.

So beschließen Peter und sein Assistent Richard, den Affen wieder in seine Heimat, den Kongo, zu bringen. Die Kosten für den Transport werden sogleich von dem dubiosen Geschäftsmann Herkermer Homolka und der Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Karen Ross bereitwillig übernommen.

Während der Reise zeigen sich die wirklichen Beweggründe für diese Großzügigkeit: Herkermer hat auf einem von Amys Bildern ein Symbol wiedererkannt, das er mit einer legendären Diamantenmine König Salomos in Verbindung bringt. Karen hat ähnliche Beweggründe, sie sucht jedoch zudem nach vermissten Kollegen, die bereits früher in diese Region aufgebrochen waren. Angeführt von Captain Munro finden sie im kongolesischen Dschungel die Diamanten-Mine, in der verlorenen Stadt Zinj.

Die Frage, warum die Minen irgendwann verlassen wurden, ist schnell geklärt: Die Erbauer haben zu ihrer Verteidigung eine besonders intelligente und aggressive Gorillarasse gezüchtet …

Was zu sagen wäre

Als Sommerkino-Knaller gestartet, als Bettvorleger gelandet. Ich kenne die Romanvorlage zu "Congo" von Michael Crichton nicht, der ja in den zurückliegenden Jahren eifrig Stoff für kommerzielles Kino geliefert hat (Enthüllung – 1994; Die Wiege der Sonne – 1993; Jurassic Park – 1993; "Runaway – Spinnen des Todes" – 1984; Coma – 1978; Westworld – 1973; Andromeda: Tödlicher Staub aus dem All – 1971). Plakatmotiv (US): Congo (1995) Im vorliegenden Fall wirkt es aber so, als wolle man dem noch laufenden Jurassic Park-Erfolg einen schnellen Abgreifer hinterher schicken, dessen wichtigste Zutat die Anmerkung „by the author of the bestselling Novel 'Jurassic Park'“ auf dem Kinoplakat ist.

Die Geschichte behandelt ja gleich mehrere typische Crichton-Motive:

  1. Ein spezieller Diamant aus dem Dschungel wird die weltumspannende Kommunikation revolutionieren.
  2. Die Kommunikation mit Gorillas – also mit Tieren allgemein – steht vor einer Revolution.
  3. Die Diamanten aus Salomons legendärer Mine könnten gefunden werden.
  4. Natur und Technik stehen vor einem Quantensprung, der Wissenschaft völlig neu denken lässt.

Für einen knapp zweistündigen Film der Kategorie Sommerkino gibt das genug Stoff für Spannung und Science-Thrill her. Wenn nur das Studio derselben Ansicht gewesen wäre. Die Bosse des Studios scheinen aber nur auf die schnelle Mark am Bahnhof aus zu sein und bei der Gelegenheit ein paar Schauspieler-Gesichter ausprobieren zu wollen.

  1. Laura Linney (Dave – 1993; "Lorenzos Öl" – 1992) etwa spielt eine engagierte Kommunikationswissenschaftlerin, professionell, früher mal CIA, abgebrüht, aber wenn nachts Affen im Dschungel ihre Balzgesänge kreischen, kriegt sie doch etwas Angst und lächelt schüchtern in Richtung des charmanten Professors, dem sie eben noch vorgehalten hat, dass sie Experimente mit sprechenden Gorillas eher im Zirkus sieht.
  2. Den charmanten Professor spielt Dylan Walsh (Nobody's Fool – 1994; Die Zeit der bunten Vögel – 1990), der zusammen mit seinem Studienkameraden eine Art Dreierbeziehung mit einer jungen Gorilladame führt, die er nun zurück in den Dschungel zu ihresgleichen führen will.

Bei deren Ihresgleichen allerdings befindet sich auch jene sagenumwobene Diamantenmine, die ein zwielichtiger Bulgare finden möchte – und dass der zwielichtig ist, wissen wir, weil er von Tim Curry gespielt wird. Der spielt immer zwielichtige Typen (Shadow und der Fluch des Khan – 1994; Die drei Musketiere – 1993, Loaded Weapon 1 – 1993; Stephen King's Es – 1990; Jagd auf Roter Oktober – 1990; Legende – 1985; "Rocky Horror Picture Show" – 1975)

Es geht dann auf eine lange Expedition in den Dschungel, der sich noch ein paar hartgesottene Kerle anschließen, die sich als die wahren Auskenner in dieser wilden Gegend, in der am Bildrand mal eben der Bentley des Präsidenten in die Luft fliegt und Rebellen versuchen, einen Umsturz einzuleiten, präsentieren. Plakatmotiv: Congo (1995) Zu ihnen gehört Ernie Hudson (Machen wir's wie Cowboys – 1994; Die Hand an der Wiege – 1992), der in jungen Jahren einer der Ghostbusters war, sich jetzt aber als kerniger Safari-Guide präsentiert. Der führt die Truppe in einen Dschungel, der einer Pflanzensammlung im örtlichen Möbelhaus gleicht, zwischen deren Topfpflanzen sich geheimnisvolle "Geister"-Wilde mit unheimlichen Beschwörungstänzen sammeln. Das Monströseste, was in der ersten Stunde dieses als Creature-Feature angepriesenen Films geschieht, ist dann der Angriff zweier aufgescheuchter Flusspferde, die nächtens ihr Revier verteidigen.

Mehr passiert nicht. Den ganzen Film über nicht – nachdem zum Einstieg eine Expedition in dieser Dschungelgegend von nicht sichtbaren Kreaturen blutig beendet worden ist (was ja eigentlich ein guter Spannungsbeschaffer ist).

Später sehen wir die Kreaturen. Graue Gorillas. Die keinen Schrecken verbreiten. Die auch nicht ausschlaggebend sind im großen Finale. Denn plötzlich explodiert noch ein Vulkan. Das war schon angedeutet worden – „Ihr müsst da verschwinden!“ – aber jetzt übernimmt die fulminante Detonation des Vulkans die Dramaturgie des Films. Die grauen Gorillas, die bisher als HuHuHuuHuuu-Schatten durchs Bild sprangen, die einst trainiert wurden, um die Diamanten zu schützen, stellen sich als reine Monsterware heraus – man kann sie erschießen und gut ist. Es gibt auch keine besondere Kommunikation zwischen ihnen und der Gorilladame Amy, was man hätte vermuten können, nachdem sie bis dahin so wunderbar mit allen zu reden gelernt hatte. Amy findet stattdessen zu ihrer Familie im normalen Dschungel zurück und da fließen dann im Kinosessel ein paar Tränchen; und man ahnt schon, wie die Controller im Studio durchrechnen, ob vielleicht eine Geschichte, in der neue Glücksritter die von Lava und Erdbeben verschütteten Diamanten bergen wollen, während Peter und Karen ihre Amy wiederfinden wollen, nicht noch ein paar Gewinn-Dollars in die Kasse spülen könnten.

Nichts an diesem Film ist besonders. Das Drehbuch zu diesem Testlauf für das potenzielle Starpotenzial von Laura Linney und Dylan Walsh hat beiden gar nicht die Möglichkeit gegeben, irgendwas Beeindruckendes zu zeigen.

Dieser annoncierte "Sommerkinoknaller nach Michael Crichton" entpuppt sich als Trashmovie für einen verregneten Donnerstagabend mit Six-Pack vor dem Videorecorder.

Wertung: 3 von 10 D-Mark
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