1940 verkriecht sich Herman J. Mankiewicz auf einer abgelegenen Ranch in der Mojave Wüste. Der nach einem Unfall auf Krücken angewiesene, schwer alkoholkranke Autor soll dort für das Regie-Debüt des neuen Hollywood-Wunderkinds Orson Welles in nur 60 Tagen das Skript schreiben – unterstützt von der britischen Schreibkraft Rita und der deutschen Krankenschwester Freda.
In dem Film geht es um einen reichen Zeitungsmagnaten, einen Menschen wie William Randolph Hearst, den Mankiewicz 1930 kennenlernte, mit dem er sich anfreundete und schließlich nach turbulenten Jahren entzweite. So wird Citizen Kane zur ganz persönlichen Abrechnung mit Hearst und einem anti-liberalen Hollywood …
Wenn es in Filmen um Film geht, stehen selten die Drehbuchautoren im Mittelpunkt. Sie gelten den Machern in der Branche nicht so viel. Einerseits liefern sie den dringend benötigten Content, um überhaupt drehen zu können. Andererseits gelten sie als Künstler, die wenig an den Markt denken, auf dem ihre Kunst verkauft werden soll. Dazu kommt, dass Schreiben keine glamouröse Sache ist; spannend schon gar nicht. Spannender als das Schreiben als solches ist allemal die Situation, aus der heraus geschrieben wird. So war auch der letzte große Drehbuchautorenfilm Trumbo eine Geschichte über die Auswirkungen der Kommunistenhatz im Hollywood der 1950er Jahre.
Auch David Finchers Film über den Drehbuchautoren Herman J. Mankiewicz ist kein Film übers Drehbuch schreiben. Es ist ein Film, der von der manipulativen Macht des Kinos erzählt. Eine Macht, die den Zuschauer glauben lässt, dass „King Kong zehn Stockwerke groß ist und dass Mary Pickford mit 40 Jahren noch Jungfrau ist“, lässt sich auch für politische Zwecke missbrauchen. Also lässt Studioboss Louis B. Mayer einen Fake-News-Beitrag für die Wochenschau produzieren, die den demokratischen Kandidaten für die Gouverneurswahl in Kalifornien Upton Sinclair in schlechtes Licht rückt. Die USA stehen noch unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise, die als Great Depression in die Geschichte einging. Die Menschen haben keine Arbeit, können sich die 25 Cent für ein Kinoticket nicht leisten, da sind die Studios scharf auf Unterhaltung, nicht auf gefilmte Realität. Mayer drückt die Löhne seiner Mitarbeiter und hofiert den schwer reichen Verleger William Randolph Hearst, der seiner Geliebten Marion Davies eine Filmkarriere finanziert.
In diesen einflussreichen Kreisen bewegt sich Mankiewicz als geduldeter Hofnarr. Der als Journalist, Essayist und Drehbuchautor erfolgreiche, von allen „Mank“ gerufene Wortakrobat wird für seine respektlosen Sottisen und boshaften Seitenhiebe geschätzt. Bis ihn seine rasende Alkoholsucht aus der Kurve trägt. Herman J. Mankiewicz, geboren 1897 als Sohn deutschstämmiger Juden in New York, galt als brillanter Schreiber für Zeitungen, Film und Broadway, als genialer Producer der Marx Brothers. Doch im Lauf der Dreißigerjahre, deren Stil er mitprägte, hatten noch die letzten Freunde die Geduld mit ihm verloren – alkoholkrank und spielsüchtig, wie er nun einmal war. Da kommt schließlich das Angebot, dem neuen Wunderkind der Traumfabrik, Orson Welles, ein Drehbuch zu schreiben, wie ein Rettungsanker daher. Mankiewicz schreibt Citizen Kane, von dem wir heute wissen, dass dieser Film der weltweiten Filmkritiker liebstes Kind ist.
Der Film gibt sich biografisch (s.u.). Dabei ist nicht sicher, ob sich alles so getragen hat. Tatsächlich hat sich Mankiewicz über mehrere Wochen in die Mojave-Wüste zurückgezogen, um das Drehbuch zu schreiben. Tatsächlich bekamen er und Orson Welles den Oscar für das Drehbuch und glänzten beide bei der Oscar-Show durch Abwesenheit. Beide hatten sich zerstritten über die Frage, ob oder wie Mankiewicz in den Credits genannt wird. Aus diesem – vermutlich – epochalen Krach macht sich David Fincher nichts. Er inszeniert eine kurze, lautstarke Auseinandersetzung zwischen Mankiewicz und Welles, deren Kern dem Zuschauer, der nicht im Filmbusiness sein Brot verdient, verschlossen bleibt, um dann zu seinem eigentlichen Thema zurückzukehren – der Autor als notwendiges Übel; als Hofnarr.
Fincher (Gone Girl – 2014; Verblendung – 2011; The Social Network – 2010; Der seltsame Fall des Benjamin Button – 2008; "Zodiac: Die Spur des Killers" – 2007; Panic Room – 2002; Fight Club – 1999; The Game – 1997; Sieben – 1995; Alien 3 – 1992) erzählt das auf zwei Zeitebenen. Auf der ersten schreibt Mank, der einst gefeierte und heute verlassene Autor, das Buch und kämpft mit seiner Alkoholsucht. Auf der zweiten Ebene erleben wir das Hollywood der frühen 30er Jahre, aus denen Mankiewicz, der gefeierte Hofnarr, seine Inspirationen holt. Der einzige Spannungsbogen speist sich aus der Frage, wie es kam, das Mankiewicz aus dem illustren Zirkel der Schönen und Reichen ausgeschlossen wurde. Alles andere weiß man, auch wenn man nicht im Filmbusiness sein Brot verdient. Das Drehbuch wurde geschrieben. William Randolph Hearst wollte alle Kopien kaufen, um den Film für immer aus dem Verkehr zu ziehen. Der Film wurde im zweiten Anlauf zum Klassiker. Das heißt: Viel Spannung ist da nicht; zumindest, wenn man sein Brot nicht im Filmbusiness verdient. Fincher verwendet viel Energie darauf, seinen Film zeitgenössisch – also: alt – aussehen zu lassen (s.u.), das gibt dem Film den Charme eines Nerd-Projekts, das ein vergessenes Genie feiert. Leben aber tut der Film von präzisen Dialogen und guten Schauspielern.
Gary Oldman ist als Mankiewicz ein aufrechter Streiter für die Wahrheit, ein Don Quichot im Kampf gegen die Lüge, ein Trinker vor dem Herrn. Oldman spielt den Titelheld mit bissigem Humor und Lust am Heldentum im Alter (Hunter Killer – 2018; Die dunkelste Stunde – 2017; Den Sternen so nah – 2017; Das Jerico-Projekt – 2016; Planet der Affen: Revolution – 2014; RoboCop – 2014; Paranoia – Riskantes Spiel – 2013; Dame, König, As, Spion – 2011; Batman Begins – 2005; Harry Potter und der Gefangene von Askaban – 2004; Hannibal – 2001; Rufmord – Jenseits der Moral – 2000; Lost in Space – 1998; Air Force One – 1997; Das fünfte Element – 1997; Léon – Der Profi – 1994; True Romance – 1993; Bram Stoker‘s Dracula – 1992; JFK - Tatort Dallas – 1991; Im Vorhof der Hölle – 1990).
Jack Fincher, Journalist und Vater des Regisseurs, verfasste das Drehbuch zu Mank bereits um das Jahr 1992 herum. In seiner ersten Version orientierte es sich stark an dem 1971 im New Yorker erschienenen Essay "Raising Kane" von Pauline Kael. Darin vertrat die Filmkritikerin die Meinung, dass Mankiewicz der Hauptautor von Citizen Kane gewesen sein müsse. Später kam der Handlungsstrang, der von Upton Sinclairs gescheiterter Kandidatur erzählt, hinzu.
Das Buch sollte ursprünglich bereits in den 1990er-Jahren im Auftrag von Polygram verfilmt werden, für die Hauptrollen waren zeitweise Kevin Spacey und Jodie Foster im Gespräch. Das Studio zog sich jedoch zurück, unter anderem weil Fincher darauf bestand, den Film als Reverenz an Citizen Kane in Schwarzweiß zu drehen. Erst mit Netflix fand sich, lange nach Jack Finchers Tod 2003, ein Geldgeber für das Projekt.
Mank soll wie ein zeitgenössischer Film aussehen. Um dies zu erreichen, drehte Fincher den Film zwar digital in hoher Auflösung. Anschließend wurden die Aufnahmen jedoch bearbeitet, um dem Material das weichere Aussehen von Film zu geben. Hierbei gingen nach Finchers Schätzung rund zwei Drittel der Auflösung verloren. Zudem wurden kleine Kratzer sowie Überblendungszeichen hinzugefügt. Diese kleinen Stellen in der oberen rechten Bildecke signalisierten früher den Filmvorführern, wann die Filmrolle gewechselt werden musste. Fincher hatte solche "Cue Marks" bereits in seinem Film Fight Club populär gemacht.
Die Filmmusik komponierten Trent Reznor und Atticus Ross, mit denen Fincher auch bei Gone Girl zusammenarbeitete. Da Fincher dem Film den Look und Sound eines alten, längst vergessenen Films verleihen wollte, verwendeten Reznor und Ross nur Instrumente aus den 1940er Jahren, um den Soundtrack entsprechend der Kulisse des Films zu komponieren. Das Sounddesign verantwortete Ren Klyce. Wie das Filmmaterial, sollte auch der Ton wie aus der Zeit, in der er spielt, klingen. Das Ergebnis ist der knisternde Sound alter Filme, so Scott Feinberg. Fincher erklärte, sie hätten diesen Effekt als „Patina“ bezeichnet.