Trevor hat einen neuen Sozialkunde-Lehrer. Eugene Simonet gibt ihm und den Mitschülern die Aufgabe, sich etwas auszudenken, was die Welt verbessern werde.
Trevor erfindet das Prinzip "Weitergeben". Jeder soll drei anderen Menschen etwas Gutes tun. Diese geben den Gefallen nicht zurück, sondern helfen ihrerseits jeweils drei anderen Menschen. So breiten sich die guten Taten nach dem Schneeballsystem immer weiter aus.
Trevors drei Probanden sind Mr. Simonet, der Sozialkundelehrer, den er mit seiner Mutter Arlene verkuppeln will, ein Drogensüchtiger, dem er eine Nacht Unterschlupf bietet und sein Mitschüler Adam, dem er bei einer Prügelei beistehen will – dieser dritte Versuch scheitert, Trevor bringt nicht den nötigen Mut auf. Auch die ersten beiden Unterfangen scheinen keine Früchte zu tragen, Trevor sieht seine Idee zur Verbesserung der Welt als gescheitert an.
In Wirklichkeit hat sich die Idee allerdings zu verbreiten begonnen, denn die Empfänger von Trevors Wohltaten haben unterdessen ihrerseits das Versprechen eingehalten, selbst etwas Aufopferungsvolles für drei ihrer Mitmenschen zu tun, bis schließlich ein Reporter auf dieses Schneeballsystem des Glücks aufmerksam wird …
Die hedonistischen 90er Jahre sind vorbei, wir schreiben das Jahr 2001, allen geht es super. Nur jenen nicht, die durch den Rost gefallen sind, dem Aufstiegsversprechen nicht folgen konnten, weil sie zwischenzeitlich zwei Jobs machen mussten, um den Sohn durchzubringen, nachdem der saufende Vater abgehauen ist. Oder sich in ihren Hobbys verkrochen haben, weil sie eine Last aus Kindertagen mit sich rumtragen, die sie niemandem anvertrauen können. „Die Welt ist scheiße!“ konstatiert der elfjährige Trevor, Sohn eines saufenden Vaters – und einer trinkenden Mutter –, ist aber überzeugt, „Wenn man aufgibt, verlieren alle“.
Mimi Leder (Deep Impact – 1998; Projekt: Peacemaker – 1997) hat für ihren neuen Film ein ansehnliches Panoptikum von Menschen, die auf der Kippe stehen, versammelt. Es gibt einen Sozialkundelehrer mit heftigen Verbrennungen im Gesicht – und mutmaßlich am ganzen Körper; ein Mann mit herablassender Attitüde, aber einer Strenge, die den jungen Trevor gleich für diesen Mann einnimmt. Seine Mutter, ständig unter Strom stehend gespielt von der wunderbaren Helen Hunt (Verschollen – 2000; Besser gehts nicht – 1997), ist die Trinkerin mit den zwei Jobs und häufig wechselnden Bettgefährten, seit der Ehemann aus dem Haus ist – Abgehauen? Rausgeworfen? Man erfährt es lange nicht. Die Geschichte spielt in Las Vegas, jener Stadt, die die glitzernde Oberfläche mit nichts darunter erfunden hat. „Die Bank gewinnt immer“, sagt man hier. Und die Menschen, die hier leben, möchte man ergänzen, sind also die Verlierer.
Dass dieser Film an seinen Klischees nicht erstickt und in seinem Meer aus rührseligen Tränen nicht ertrinkt, hat er in erster Linie Haley Joel Osment (Forrest Gump – 1994) zu verdanken. Vor zwei Jahren hat er in The Sixth Sense (1999) glaubhaft einen Jungen verkörpert, der tote Menschen sieht. Jetzt spielt er glaubhaft einen Jungen, der verzweifelt darum kämpft, nicht unter die Räder zu kommen. Man versteht zunächst nicht, was er an diesem neuen Lehrer findet, dass er sich gleich mit solchem Feuereifer auf die Aufgabe stürzt, die der der Klasse gegeben hat, aber klar: Lehrer Simonet ist der einzige Mensch weit und breit, der verbindlich ist und nicht trinkt. Trevor sieht in ihm eine Chance und glaubt ihm einfach mal. Dieser Lehrer mit den Brandnarben hat in Kevin Spacey den richtigen Schauspieler bekommen (American Beauty – 1999; Verhandlungssache – 1998; Mitternacht im Garten von Gut und Böse – 1997; L.A. Confidential – 1997; Die Jury – 1996; Sieben – 1995; Outbreak – Lautlose Killer – 1995; Die üblichen Verdächtigen – 1995; Glengarry Glen Ross – 1992); er spielt Mister Simonet gleichzeitig autoritär und linkisch, verletzlich und verletzend.
Während der junge im Laufe des Films, in dem sich für ihn kaum mal etwas zum Guten wendet, an seiner Idee zu zweifeln beginnt, hat diese längst überall im Land Früchte getragen. Ganz wie einst in It's a wonderful Life (1946) mit James Stewart profitieren viele von der guten Idee eines Jungen, der nicht ahnt, was er ausgelöst hat. "Pay it forward" atmet den Geist des großen Frank Capra, der in den 30er Jahren Filme über Menschen machte, die an das Gute im Menschen glaubten. Es waren zu Herzen gehende Filme aus einer Zeit großer wirtschaftlicher Not, in denen die Menschen zusammenrückten.
Heute, im Jahr 2001 lebt die Menschheit, zumindest die in der westlichen Hemisphäre, nicht in wirtschaftlicher Not, hat aber Kriege, Völkermorde, Korruption und den Fall des Eisernen Vorhangs erlebt. Da fällt ein solcher Film nicht so leicht auf fruchtbaren Boden. Der Alltagszynismus, den man von der Straße in den Kinosessel mitbringt, ist während des Vorprogramms voller Werbespots, in denen glückliche, dünne Menschen jede Menge Zuckerbrause trinken, Chips und Hamburger essen, noch nicht abgeklungen, da sitzt man schon diesem gutherzigen Jungen gegenüber, der die Welt ein bisschen besser macht.
Das ist schön. Das rührt an. Das geht nicht ohne Klischee. Ein Film über das Gute im Menschen, das an das Gute im Menschen appelliert. Es ist, als wäre das Weihnachtsmärchen in diesem Jahr zu Ostern gekommen.