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Plakatmotiv: Natürlich blond 2 (2003)

Ideologischer Kitsch
charmant verpackt

Titel Natürlich blond 2
(Legally Blonde 2: Red, White & Blonde)
Drehbuch Amanda Brown & Eve Ahlert & Dennis Drake & Kate Kondell
Regie Charles Herman-Wurmfeld, USA 2003
Darsteller

Reese Witherspoon, Sally Field, Regina King, Jennifer Coolidge, Bruce McGill, Dana Ivey, Mary Lynn Rajskub, Jessica Cauffiel, Alanna Ubach, J. Barton, Stanley Anderson, Bruce Thomas, Bob Newhart, Luke Wilson, Ruth Williamson, Jack McGee, Amir Talai, Zia Harris, Sam Pancake, Octavia L. Spencer, James Urbaniak, Jan Devereaux, Lauren Cohen, Melissa Wyler, Robert Peters, David Doty, Clement E. Blake u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 95 Minuten
Deutschlandstart
24. Juli 2003
Inhalt

Elles Hochzeit mit Emmett steht an, und sie hat sich in den Kopf gesetzt, dazu unbedingt die leibliche Mutter ihres Chihuahuas Brutus einzuladen. Da die aber in einer Tierversuchsanstalt gelandet ist, und man das Tier dort selbstverständlich nicht herausrücken will, gibt es nur einen Weg: Tierversuche müssen verboten werden!

Nichts leichter als das: Ab nach Washington D.C. und dort ein entsprechendes Gesetz durchboxen …

Was zu sagen wäre

Schau, schau: Die Frau, die im erste Film nichts Wichtigeres zu tun fand, als ihren vermeintlichen Traummann zu angeln, riskiert jetzt ihren Hochzeitstermin, um ihrem kleinen Hund die Mutter zu retten. Kurzentschlossen reist sie, ohne ihren Bräutigam, ins Haifischbecken nach Washington. Eine Art Mrs. Smith geht nach Washington – damals James Stewart, heute Reese Witherspoon ("Sweet Home Alabama – Liebe auf Umwegen" – 2002; Little Nicky – 2000; American Psycho – 2000; "Best Laid Plans" – 1999; Election – 1999; Eiskalte Engel – 1999; Pleasantville – 1998; Im Zwielicht – 1998).

Fortsetzungen müssen das Bekannte reproduzieren und auf die Spitze treiben. Vor zwei Jahren kam die pinke Blondine aus dem sonnigen Bel Air an die kalte Ostküste in steife Juristenkreise. Jetzt geht sie an der Ostküste vom in mittlerweile Farmen Farben fotografierten Boston ins dubiose Washington, in die Stadt, die nach Umfragen eine hohe Zahl von Amerikanern als Sündenpfuhl voller Niedertracht und Korruption betrachten. Als eine solche wird die Stadt denn auch präsentiert. Die Kamera erfasst die Stadt von oben zunächst in ihrer ganzen Pracht mit Mall, Washington Monument, Capitol und Weißem Haus – bunt angestrahlt bei Nacht, eine elegante, beinahe verspielte Hülle, unter deren Oberfläche es gewaltig stinkt. Dort hinein tritt nun Elle Woods mit ihren manikürten Füßchen in ihren schicken Schühchen, die Frau, die jetzt noch ein bisschen mehr als vor zwei Jahren das "Glaub an Dich selbst" verkörpert – und in scheinbar noch mehr Fremdschäm-Näpfchen tritt, als damals in Boston.

Binnen weniger Tage bewegt sie sich im Haifischbecken wie ein Fisch im Wasser, unterstützt durch eine vermeintliche Gönnerin, der Sally Field den Charme einer eisenharten Matrone auf dem Schlachtfeld gibt (Forrest Gump – 1994; Mrs. Doubtfire: Das stachelige Kindermädchen – 1993; "Lieblingsfeinde – Eine Seifenoper" – 1991; "Nicht ohne meine Tochter" – 1991; Magnolien aus Stahl – 1989Die Sensationsreporterin – 1981; Das ausgekochte Schlitzohr ist wieder auf Achse – 1980; "Norma Rae – Eine Frau steht ihren Mann – 1979; Um Kopf und Kragen – 1978; Ein ausgekochtes Schlitzohr – 1977; Mister Universum – 1976). Elle hat bald prominente Gegenspieler und große Unterstützer in unerwarteten Lagern. Denn Elle geht nicht den „Washington Weg“, sie geht den „Elle Woods Weg“, und das ist der der Freundlichkeit und Aufrichtigkeit. Oft ist der naive Kitsch, mit dem das Märchen erzählt wird, im Kinosessel ganz schön mühsam zu ertragen, wenn etwa der eben noch hartgesottene republikanische Senator und Freund der Waffenlobby sowie sein Rottweiler von Elle und ihrem Hündchen um den kleinen Finger, bzw., die Pfote gewickelt werden, weil sich herausstellt, dass beide Hunde homosexuell sind – und prompt dieser hartgesottene Senator drei Szenen später bei einer Anhörung vor aller Welt fröhlich verkündet, nicht nur, dass er überhaupt einen Hund habe, sondern auch, dass der schwul sei und er ihn ganz doll lieb habe, und er also fortan zu den größten Unterstützern der kleinen pinken Blonden zählt; oder die grimme Ausschussvorsitzende zur liebsten, kreischenden Freundin wird, als sie feststellt, dass sie aus derselben studentischen Verbindung, "Delta Nu", stammt, wie Elle. Das ist die Reproduktion bekannter Verhaltensweisen aus dem Originalfilm auf die Spitze getrieben: Blondinen sind die besseren Menschen, weil sie das Leben in seiner ganzen Kosmetik verstehen.

Dass ich nicht wie eine Blondine kreischend aus dem Kinosaal rennen, liegt am erfrischenden Auftreten von Reese Witherspoon, die sich souverän jede blonde Blöße gibt. Sie nutzt den Ruf des naiven Blondchens, um ihre Gegenspieler zu überrumpeln – die David-gegen-Goliath-Erzählung: Während die Washingtonians sich zu Scheinriesen aufplustern und unentwegt erklären, welchen Einfluss sie haben (Washington Weg), denkt Elle über sowas gar nicht nach, freut sich mit ihren Kostüm- und Make-Up-Freundinnen lieber über ein spezielles Lipgloss und erklärt anschließend vor beiden Kammern des Parlaments die Lage der Nation anhand ihrer Erfahrungen bei einem Friseurbesuch (Elle Woods Weg). Das bewegt dann Senatoren und Abgeordnete, die einer nach der anderen in zustimmendes Kopfnicken verfallen, als hätten sie jetzt erst wieder verstanden, dass sie in Washington sitzen, nicht um die Interessen spendenfreudiger Großindustrieller zu vertreten, sondern um das Individuum dabei zu unterstützen, das Land of the Free zu bauen.

Blondinen gegen Goliath hat auf der vergleichsweise niedrigen Ebene eines Mordprozesses in Teil 1 gut funktioniert. Auf der höchstpolitischen Ebene in Washington ist das Quatsch. Das ist verlogener Kitsch.

Im richtigen Moment aber kann einen das aus einer kleinen Alltagsdepression helfen.

Wertung: 2 von 6 €uro
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