IMDB

Plakatmotiv: Um Kopf und Kragen (1978)

Das Leben des virilen Stuntman als
Metapher auf das Leben als solches

Titel Um Kopf und Kragen
(Hooper)
Drehbuch Thomas Rickman & Bill Kerby & Walt Green & Walter S. Herndon
Regie Hal Needham, USA 1978
Darsteller
Burt Reynolds, Jan-Michael Vincent, Sally Field, Brian Keith, John Marley, Robert Klein, James Best, Adam West, Alfie Wise, Terry Bradshaw, Norman Grabowski, George Furth, Jim Burk, Don 'Red' Barry, Princess O'Mahoney, Robert Tessier, Richard Tyler, Tara Buckman u.a.
Genre Action, Komödie
Filmlänge 99 Minuten
Deutschlandstart
26. Oktober 1978
Inhalt

Sonny Hooper ist die Nummer Eins unter den Stuntmen. Nach unzähligen Knochenbrüchen denkt er daran, den Job bald an den Nagel zu hängen. Sein letzter waghalsiger Coup soll ihm 50.000 Dollar bringen: der Sprung in einem raketenbetriebenen Auto über eine gesprengte Brücke.

Da taucht Konkurrenz auf in Gestalt des ehrgeizigen Nachwuchs-Stuntman Ski. Noch einmal will der alte Hase Hooper es allen zeigen …

Was zu sagen wäre

Wenn Du ein Pferd wärst, würden sie Dich erschießen!“, sagt der Arzt zum Stuntman. Aber der kann nicht aufhören. Dieser Job ist der einzige, den er kann: sich aus dem dritten Stockwerk werfen oder sich mit einem Auto bei Höchstgeschwindigkeit überschlagen. "Stuntman" – das ist in diesem Film das Äquivalent zum Abenteurer. Einer muss die Scheiße halt machen.

Das klingt so toll, dabei sind die Kerle – und paar Frauen, die diesen Stuntjob schon auch machen – gierigen Produzenten ausgeliefert. Da werden Filme gedreht, bei denen das explosive Finale wichtiger ist, als der Film an sich: „Das ist das Ende, das ich haben will. Der ganze Film hängt davon ab“, tönt der Regisseur. „Sparen Sie, wo Sie wollen, aber ich will diesen Stunt haben.“ Der kann dann Menschenleben kosten, aber das ist eingepreist; in der perversen Logik des PR-Managements sind tote Stuntmen ein Verkaufsargument. Männer (und Frauen), die diesen Beruf ausüben, sind also nicht viel wert, jederzeit austauschbar: Da kommt 'ne ganz neue Garde Stuntmen nach. Durchtrainierte. Jünger. Viel zäher als wir. Die fressen keine Pillen, trinken niemals was. Die setzen sich auch keinen Schuss. Taschenrechner benutzen die. Wenn wir nicht aufpassen, haben sie uns morgen auf die Straße gesetzt.

Auf dem Regiestuhl sitzt Hal Needham, selbst Stuntman mit jahrelanger Berufserfahrung. Sein Hauptdarsteller ist Burt Reynolds, auch ehemaliger Stuntman und mit seinen zurückliegenden Filmen irgendwie in den Status eines Action-Superstars aufgestiegen (Ein ausgekochtes Schlitzohr – 1977; Mein Name ist Gator – 1976; Der Tiger hetzt die Meute – 1973; Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten – 1972; Beim Sterben ist jeder der Erste – 1972). Warum das so ist, macht eine Szene deutlich, in der er aus dem Bett steigt, das er mit seiner Freundin teilt und vor dem Spiegel seine altersbedingten Speckröllchen inspiziert. Dann bläst er Bubbles mit seinem Kaugummi, die sehr aussehen wie Hoden, die schnell schrumpfen in des alternden Stuntman Mund. Reynolds kann mehr, als grimmig gucken und Leute verprügeln, er hat Sinn für die Zwischentöne. Vor dem Spiegel wird aus dem harten Kerl plötzlich ein ebenso austauschbares Subjekt, wie es Frauen immer schon waren im Hollywood-Geschäft. Plakatmotiv (US): Hooper (1978) Dieser virile Kerl mit dem markanten Schnäuzer ist sich seiner Verwundbarkeit sehr bewusst; er weiß, wenn er nicht mehr kann, nicht mehr den strammen Körper zur Verfügung stellen kann, melden sich fünf andere, die eben das tun.

Die Story, die der Film erzählt, ist denkbar simpel: Die Stuntprofis Needham und Reynolds nehmen das Hollywood-Geschäft auf die Schippe, indem sie die Perspektive der Underdogs – Stuntleute – einnehmen: Da ist ein Regisseur, der sich als Gott geriert, ein Aufnahmeleiter, der versucht, mehr zu sein als ein jederzeit zu ersetzender Hausmeister und ein Executive Producer der alten Schule, der wertschätzt, was seine Stuntleute können.

Was die können, diese Stuntleute, ist wie eine Familie aufzutreten. Letztlich sind sie aufeinander angewiesen. Was im Western früher die Postkutschenverteidiger waren, sind im aktuellen Kino jene, die diese Männer – die Kerle – doubeln. Wenn da ein neuer dazukommt, wird der nicht weggebissen, sondern integriert. In Hoopers Stunt-Truppe taucht Ski auf, ein Typ, der können will, was Cooper immer schon konnte. Ski wird zum Nachfolger des alternden Cooper, den wir kennenlernen während des Titelvorspanns. Da zieht er sich nach und nach seine Schutzkleidung aus Leder über den Körper, der von Narben übersäht ist – von Anfang an ist klar: Cooper ist durch. Ähnlich der Hauptfigur in einem Krimi will auch Cooper sein letztes großes Ding präsentieren, mit dem er sich dann in den Ruhestand verabschiedet.

"Hooper" ist ein fröhlicher Film. Weil Needham und Reynolds das Leben ihrer Helden als zwar schmerzhafte, aber doch lohnenswerte Party inszenieren. "Hooper" ist ein melancholischer Film. Weil diese nah an der Wirklichkeit inszenierte Stuntleute-Geschichte eben immer die Abhängigkeit von kalten Produzenten und zynischen Regieassistenten bedeutet.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
IMDB