Die attraktive Catharine Petersen heiratet reiche Männer – und kurz nach der Eheschließung sind sie sanft entschlafen. Welch ein Zufall, dass sie der trauernden Witwe immer ein kleines Vermögen hinterlassen. Sechs solchen mysteriösen Todesfällen will die FBI-Agentin Alexandra Barnes auf den Grund gehen. Ihre Ermittlungen beginnen in Seattle, wo Catharine einen reichen Kunstsammler beerdigt hat, und führen sie weiter nach Hawaii.
Dort gelingt es der Agentin, Catharine persönlich kennenzulernen. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine intensive Freundschaft und es scheint, als würde auch Alexandra in die Fänge der unheilvollen Catharine geraten. Diese ist gerade dabei, ihr nächstes Opfer in die Falle zu locken: Paul Nuytten, einen reichen Hotelbesitzer. Alexandra Barnes warnt Paul vergeblich vor seiner neuen Gattin. Er verweist auf die Vereinbarung, dass sein Vermögen im Falle seines Todes an ein Institut für Krebsforschung gehen soll.
Der gutgläubige Paul weiß freilich nicht, dass es in seinem Bundesstaat die gesetzliche Möglichkeit gibt, testamentarisch verfügte Spenden an gemeinnützige Einrichtungen im Nachhinein umzulenken. Als Paul tot aufgefunden wird, gelingt es Catharine, den Verdacht auf Alexandra zu lenken, die des Mordes angeklagt wird und ins Gefängnis muss …
Die Zeit der harten Männer geht vorbei kann man wohl nicht gleich behaupten, nur weil zunehmend Frauen in die Hauptrollen großer Kinofilme vorstoßen – Sigourney Weaver kickt 1979 das Alien ins All, Kathleen Turner verführt William Hurt, der für sie dann in Eine heißkalte Frau 1981 gleich deren Mann umbringt. Und jetzt geht Theresa Russell auf Männerfang (Eureka – 1983; "Stunde der Bewährung" – 1978; Der letzte Tycoon – 1976).
Das Kino wird auch in den laufenden 80ern von Kerlen bevölkert, die nicht lang fackeln – aber auch nur von solchen. Rocky, Rambo, Terminator, aber wenn es ans normal bürgerliche Leben geht, zeigen sich die Männer zunehmend hilflos. Oder notgeil. In "Die schwarze Witwe" angelt sich eine attraktive Endzwanzigerin immer wieder reiche, einflussreiche Männer, die kurz nach der Hochzeit bedauerlich versterben. Keiner von diesen älteren Herren wundert sich ernsthaft, dass eine so viel jüngere Frau tatsächlich sie attraktiv findet (und nicht etwa ihr Geld). Allerdings ist die Frau auch keine Amateurin auf ihrem speziellen Gebiet des Broterwerbs.
Bob Rafelson (Wenn der Postmann zweimal klingelt – 1981; Mister Universum – 1976) inszeniert uns eine raffinierte Gestaltwandlerin, die sich in immer neuer Aufmachung und erst nach akribischer Planung an ihre Opfer heranschleicht, und führt uns im Kinosessel damit in eine Welt, in der immer die Sonne scheint, es aber sehr kalt ist. Im Genre des Thrillers gibt Theresa Russell als blondes Monster eine großartige Ehemännermörderin.
Hier kommt Debra Winger ins Spiel (Staatsanwälte küsst man nicht – 1986; "Mike's Murder" – 1984; Zeit der Zärtlichkeit – 1983; "Ein Offizier und Gentleman" – 1982; E.T. – Der Außerirdische – 1982; Urban Cowboy – 1980), dunkle Lockenpracht, leichter Silberblick in blau und im vorliegende Film die engagierte Polizistin Alex beim FBI ohne nennenswertes Privatleben. Das kümmert ihren Chef, der sie gerne unter der Haube sähe: „Du warst doch mal mit Alex bei einem Spiel der Redskins. Wie war's denn?“ fragt der Chef einen Kollegen und der denkt länger nach und antwortet: „Die Skins haben verloren.“ Alex geht diese patriarchale Bemutterung auf die Nerven, sie will kein bürgerliches Leben mit Mann und Kind; das wird im Film deutlich betont, weil Frauen, wie sie Debra Winger hier glaubhaft verkörpert – clever, aufmerksam, entschlossen, trickreich, durchsetzungsfähig – sind im Hollywoodkino, siehe oben, noch so selten, dass man sie dem männlichen Zuschauer im Kinosaal erklären muss.
Sechs Jahre macht sie diesen Job und wartet immer noch auf den großen Coup und irgendwas triggert sie an diesen zeitlich nicht weit auseinander liegenden Fällen der plötzlich verstorbenen Ehemänner. Das ist die Schwachstelle im Drehbuch, das deshalb nonchalant über diesen krachenden Zufall, dass eine vierbeschäftigte Agentin zwei geografisch weit auseinanderliegen "natürliche Todesfälle" anzweifelt, hinweg sieht und als gegeben ansieht.
Gut so.
Denn nun kann sich Bob Rafelson besser auf das Duell zweier ausgebuffter Frauen konzentrieren, die einander umkreisen und belauern, auf beste Freundin machen und hinter dem Rücken Pläne gegeneinander schmieden. Zwischen den beiden entwickelt sich eine beinahe erotische Spannung, die die Regie allerdings dann doch nicht vertieft. Aber wo geht sowas besser, als auf der Sonneninsel Hawaii, wo sich die Schwarze Witwe einen reichen Hotelmagnaten ausgeguckt hat, den Sami Frey als attraktives, charmantes, ahnungsloses Opfer spielt (Das Auge – 1983; Cesar und Rosalie – 1972; Musketier mit Hieb und Stich – 1971).
Rafelson macht aus dem Kampf der Frauen ein stetes Belauern, mal folgen in enger Großaufnahme die Augen der einen der anderen, mal die Augen der anderen der einen. Da wird ein harmloser kleiner Tauchgang zu einem kleinen Nägelbeißmoment. Beide spielen die heimlichen Sehnsüchte der anderen gegeneinander aus– denn auch die coole Polizistin ist gegen den Charme gut aussehender Hotelbesitzer letztlich nicht gefeit.
"Black Widow" ist ein böser Thriller, der schöne Menschen an schönen Schauplätzen böse Dinge tun lässt. Noch etwas mehr klaustrophobisches Noir statt der gleißenden Sonnenstrände hätte dem Film aber nicht geschadet.