Der 45-jährige Amerikaner Paul lebt seit einiger Zeit in Paris. Seine französische Frau Rosa hat sich gerade umgebracht. Er trifft auf Jeanne, eine 20-jährige Französin, die so vor sich hinlebt. Beim Besichtigen einer Wohnung kommt es abrupt, ohne dass sie sich miteinander bekannt machen, zu einem heftigen Geschlechtsakt zwischen ihnen. Sie verlassen wortlos die Wohnung. Als Jeanne am nächsten Tag wiederkommt, drängt Paul darauf, dass sie einander nichts von ihrem Leben erzählen und sich künftig nur in dieser Wohnung treffen sollen, um miteinander zu schlafen.
Ihre Zusammenkünfte beschränken sich auf die Wohnung. Jeanne trifft sich mit ihrem Verlobten Tom, einem Jungfilmer, der fürs Fernsehen einen Pseudo-Cinéma-vérité-Film über sie zu drehen beginnt. Zunächst empört darüber, dass er nicht um ihr Einverständnis gefragt hat, berichtet sie vor der Kamera dann doch von ihrer Familie und Kindheit. Derweil muss sich Paul mit dem Tod seiner Frau Rosa befassen. Im Hotel, das sie geführt hat, einer heruntergewirtschafteten Absteige, streitet er mit seiner Schwiegermutter; sie will ein kirchliches Begräbnis mit Priester, Blumen und Karten, doch er verbietet ihr wütend einen Priester.
Als sich Paul und Jeanne das nächste Mal begegnen, sitzen sie nackt ineinandergeschlungen, sind zärtlich und imitieren Tierlaute. Das Verbot, von ihrem Leben zu erzählen, halten sie für ihre gegenwärtigen Lebensumstände ein. Paul erzählt aber von seinen Eltern und seiner Jugend im ländlichen Amerika; Jeanne erzählt von ihren bisherigen sexuellen Erfahrungen und masturbiert. Paul entdeckt, dass einer der im Hotel einquartierten Bewohner, Marcel, der Geliebte seiner Frau Rosa gewesen ist. Paul und Marcel haben eine lange Unterhaltung, doch am Schluss meint Paul, er verstehe noch immer nicht, was Rosa in Marcel gesehen habe. Bei einem weiteren Treffen vergewaltigt Paul Jeanne und erzwingt, Butter verwendend, analen Verkehr. Sie revanchiert sich, indem sie ihm mit einem Plattenspieler einen Stromschlag verpasst.
Jeanne trifft erneut Tom, der ihr vorschlägt – natürlich vor laufender Kamera –, in einer Woche zu heiraten. Tom möchte ihre Zukunft als eine „Pop-Ehe“ ausgestalten. Von der Brautkleidanprobe läuft sie davon, zu Paul. Sie erklärt ihm, in ihm den Mann fürs Leben gefunden zu haben …
Love kills! „Soll ich Dir sagen, warum Du nichts über mich wissen willst“, fragt Jeanne. „Weil Du die Frauen hasst!“ „Was Du nicht sagst.“ „Was haben sie Dir eigentlich getan?“ „Ganz einfach: Entweder, sie behaupten, sie wüssten, wer ich bin oder sie behaupten, ich wüsste nicht, wer sie sind. Ziemlich langweilig.“ Später im Film, wenn Paul – unter Zuhilfenahme eines Päckchens Butter – Jeanne anal vergewaltigt, zwingt er sie, seine Glaubenssätze in Sachen Familie nachzusprechen: „Die heilige Familie, Kirche der guten Bürger. Die Kinder werden solange gefoltert, bis sie die erste Lüge sagen. Bis der Wille durch Gewalt gebrochen ist. Bis die Freiheit durch Egoismus gemordet ist.“ Wieder etwas später, nachdem Paul deklamiert „Ein Kleid macht aus Frauen Ehefrauen“, spottet er über das Wesen der klassischen Liebesbeziehung: „Und Du möchtest, dass dieser Mann, den Du liebst, Dich beschützt und für Dich sorgt. Und Du möchtest, dass dieser goldene strahlende Ritter Dir eine Festung baut, in der Du Dich verstecken kannst. Damit Du nie mehr vor irgend etwas Angst haben musst, Dich nie mehr einsam fühlst, nie mehr ein Gefühl der Leere hast. … Den findest Du nie!“ „Aber ich habe diesen Mann schon gefunden.“ „Na, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis er von Dir verlangt, dass Du ihm eine Festung baust aus Deinen Titten, Deinem Fötzchen, Deinem Lächeln, Deinem Haar und Deinem Duft. Ein Plätzchen, wo er es sich gemütlich machen kann, wo er sich sicher genug fühlt, sich eine Kultstätte für seinen Schwanz einzurichten!“ Während seiner Litanei steht sie da halb mit Badetuch umhüllt, lediglich ihr Dreieck entblößt.
Dieses Szenen umschreiben das Wesen dieses Films, der kein Film im klassischen Kinodenken ist. Er ist ein verfilmtes Traktat gegen Krieg, für Selbstbestimmung, für die freie Liebe. Und ein lüsterner Blick darauf, wie sich Männer das mit der freien Liebe, die seit vier Jahren propagiert wird, so vorstellen: willige Mädchen stehen auf alte Männer und lassen sich widerspruchslos auch mal vergewaltigen, wenn's seinem Lustgewinn dient, die er ihr als Erfahrungsbereicherung verkauft. Da bespricht der Regisseur des Films auch schon mal mit seinem Weltstar-Method-Acting-Hauptdarsteller heimlich, dass der die junge unerfahrene Hauptdarstellerin vor laufender Kamera tatsächlich vergewaltigen soll. Maria Schneider, 19 Jahre alt, also minderjährig, wusste nichts von der Butter, die Szene stand nicht im Drehbuch. Immerhin und nur zur Vollständigkeit: Brando hat Maria Schneider nicht wirklich vergewaltigt, dieser Aspekt wenigstens war gespielt – aber alles andere, die Erniedrigung, die Überrumpelung, die Grausamkeit eines Regisseurs, der sein Werk über Menschen stellt, die Unfairness eines Kollegen, ist echt.
Hauptsächlich lebt der Film vom schäbigen Chic einer Pariser Altbauwohnung, von Marion Brandos Manierismen (Der Pate – 1972; Queimada – Insel des Schreckens – 1969; Spiegelbild im Goldenen Auge – 1967; "Die Gräfin von Hongkong" – 1967; Ein Mann wird gejagt – 1966; Morituri – 1965; Meuterei auf der Bounty – 1962; Der Besessene – 1961; Sayonara – 1957; Die Faust im Nacken – 1954; Der Wilde – 1953; Julius Caesar – 1953; Viva Zapata – 1952; "Endstation Sehnsucht" – 1951) und von der Altherren-Fantasie, dass 20-jährige Frauen (Maria Schneider) auf nichts mehr warten, als von Männern gefickt zu werden, die 28 Jahre älter sind als sie selbst (Marlon Brando). Jeanne beklagt sich, dass Paul ihr nicht zuhört und umschreibt damit ganz gut die Wahrheit hinter solcher Freie-Liebe-Beziehungen: Kalter Sex ersetzt keine Beziehung, in der Liebe und Vertrauen mit der Zeit wachsen und erst Fundament werden müssen; Sex ist kein Fundament. Schon gar nicht, wenn er in einer Art Paralleluniversum stattfindet, das die gemeinsame Wohnung darstellt. Das Zimmer, in dem auf dem Boden die Matratze liegt, erinnert in seiner runden Form und den warmen Farbtönen an eine gemütliches Zelt im heimeligen Wald, eine Art Kinderspielplatz. Nebenan steht ein eigenartiges, von weißen Tüchern bedecktes Gebilde, vielleicht ein Kunstwerk? Man weiß es nicht. Es bleibt über lange Zeit ein Rätsel. Die Concierge des Hauses interessiert sich – ganz gegen das Wesen einer Pariser Concierge – nicht für die Identität der Menschen, die kommen und gehen. Paul verbietet jede Anbindung an die Wirklichkeit da draußen, verbietet, dass die beiden Sexpartner Namen, die sozialen Ausweise ihrer Identität, verraten. Damit hält er auch Kultur, Zivilisation, Vorschriften und die repressiven Tabus der Alten außen vor – um sie durch seine eigenen zu ersetzen.
Das Leben in der Wohnung wirkt sehr geregelt, klar, geordnet. Außerhalb der Wohnung herrscht das wahre Leben, das Gefühlschaos. Er mit seiner suizidalen Gattin und der aufdringlichen Schwiegermutter und dem Liebhaber seiner Frau; sie mit dem Freund Tom, dem Regisseur, der ihr Leben dramaturgisch nacherzählen will: „Wir können nicht mehr spielen wie Kinder. Wir sind erwachsen.“ „Erwachsen? Das ist ja furchtbar!“ Dieser sich das Leben durch seine Kamera zurechtlegende Tom macht durch seine naiv-aufdringliche Art deutlich, was Jeanne an dem alternden Amerikaner fasziniert. Der sucht augenscheinlich nicht mehr, ist souverän, weiß, was er will. Anders als der dauerd den rechten Frame suchende Jungregisseur, der sie ins rechte Licht zu setzen versucht, nimmt der Alte sie – lang und schmerzhaft. Denn auch der ist auf der Flucht vor seinem Leben draußen vor der Tür – vor dem Suizid seiner Frau, vor seiner aufdringlichen Schwiegermutter, vor dem Liebhaber seiner Frau, von dem er bis zum Ende nicht versteht, was sie an dem gefunden haben könnte. Da bumst es sich mit Jeanne, der scheinbar so unkomplizierten Studentin doch einfacher. Beider Fluchten scheitern. natürlich tun sie das.
Paul und Jeanne sind unfähig, eine echte Partnerschaft einzugehen und scheitern folglich bei ihrem Fluchtversuch. Nach jeder Begegnung sind sie wieder so einsam, wie zuvor – was auch daran liegen mag, dass der Altersunterschied groß ist. Denn auch das ist Ausdruck dieser seit ein paar Jahren propagierten Freien Liebe: Es ist die Propaganda der Männer, die sich vorstellen, dass Frauen sich von ihren bürgerlichen Zwängen befreien und sich von jedermann ficken lassen sollen im Geiste der großen völkerverbindenden Liebe; und anschließend mögen sie dann bitte mal einen Kaffee aufsetzen. Sex ohne Zärtlichkeit, als Machtmittel eingesetzt. Der Film bebildert das schön. In dem Moment, wo sie ihm den Laufpass gibt, wird er zum hechelnden Hündchen, das sie auf der Stelle heiraten will, will, dass sie ihm eine Festung baut aus ihren Titten, ihrem Fötzchen, ihrem Lächeln, ihrem Haar und ihrem Duft.
Als die Wohnung nicht mehr ist, die Realität wieder übernimmt, kommt es zum Tango, der diesen Übergang visualisiert. Da albern Paul und Jeanne auf einer tanzfläche herum zwischen lauter Tangotänzern, die an einem Tanzwettbewerb teilnehmen. Die sind ziemlich sauer, dass sie in ihrer Konzentration auf die strengen Regeln des Wettbewebs um diesen hocherotischen Tanz von albernen Liebenden gestört werden, die sich an keine Regeln halten. Das geht auch hier, im verspielten Tanz, nicht lange gut.