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Plakatmotiv: Meuterei auf der Bounty (1962)

Historisch zugespitzter Abenteuerfilm
mit einem überdrehten Marlon Brando

Titel Meuterei auf der Bounty
(Mutiny on the Bounty)
Drehbuch Charles Lederer
nach der Buchvorlage "Die Meuterei auf der Bounty: Schiff ohne Hafen" ("Mutiny on the Bounty") von Charles Bernard Nordhoff & James N. Hall
Regie Lewis Milestone (+ Carol Reed), USA 1962
Darsteller

Marlon Brando, Trevor Howard, Richard Harris, Hugh Griffith, Richard Haydn, Tarita, Percy Herbert, Duncan Lamont, Gordon Jackson, Chips Rafferty, Noel Purcell, Ashley Cowan, Eddie Byrne, Frank Silvera, Tim Seely u.a.

Genre Abenteuer, Drama, Historie
Filmlänge 178 Minuten
Deutschlandstart
20. Dezember 1962
Inhalt

Um die Brotfrucht aus Tahiti zu importieren, wird die Bounty unter das Kommando des Kapitäns Bligh gestellt, der bald, nachdem die Bounty den Hafen verlassen hat, eine grausame Terrorherrschaft auf seinem Schiff einführt. Geringe Vergehen seiner Mannschaft werden mit der neunschwänzigen Katze und anderen Bestrafungen geahndet.

Blighs anfänglicher Plan, Kap Hoorn zu umsegeln, scheitert aufgrund der äußerst rauen Wetterbedingungen. Anstatt, wie beabsichtigt, durch die kürzere Route Zeit einzusparen, muss die Bounty umkehren und den langen Weg um Afrika und Australien wählen. Bligh drangsaliert die Besatzung immer mehr, um die durch den Fehlschlag verlorene Zeit wieder einzuholen.

Neben dem von Anfang an aufsässigen Mills wagt es lediglich Blighs Erster Offizier, der charismatische Fletcher Christian, sich Bligh zu widersetzen.

Auf Tahiti angekommen, hat die Ruheperiode der Brotfruchtbäume bereits begonnen, weshalb ein Umpflanzen für den Transport nicht möglich ist. So verbringen die Männer glückliche Monate mit den einheimischen Frauen. Plakatmotiv: Meuterei auf der Bounty (1962) Christian hat sich in Maimiti verliebt, die Tochter des Häuptlings Hitihiti. Nach der Abfahrt der Bounty beginnen Blighs Grausamkeiten zuzunehmen.

Um die Pflanzen mit Wasser zu versorgen, kürzt Bligh der Mannschaft die Wasserration und gefährdet damit ihr Leben. Ein Seemann, der sich in seiner Verzweiflung auf Bligh stürzt wird zum Kielholen verurteilt- eine illegale Strafe- und stirbt auf entsetzliche Weise. Christian, der die Rationierung des Wassers bereits leicht kritisiert hatte, trägt die Grausamkeiten zunächst mit. Kritik eines Offiziersanwärters duldet er nicht. Am 28. April 1789 kommt es zur Meuterei: Als ein weiterer Seemann aus Verzweiflung Meerwasser trinkt, ist sein Leben in unmittelbarer Gefahr. Fletcher widersetzt sich Blighs Befehl und gibt dem Sterbenden Süßwasser. Als Bligh Fletcher tritt, schlägt er ihn nieder und meutert. Großzügig setzt Fletcher Bligh mit den wenigen ihm loyalen Anhängern in einer Barkasse aus. Anschließend kehren die Meuterer zunächst nach Tahiti zurück, einerseits um die ausgedünnte Besatzung mit Einheimischen zu komplettieren, andererseits um die ihnen verbundenen Frauen mit an Bord zu nehmen. Ihr Ziel ist eine Insel fernab der dicht befahrenen Handelsrouten

Was zu sagen wäre

Ein aufwändiger Abenteuerfilm, der die großen Fragen stellt, nach Loyalität, nach Gerechtigkeit, Befehlen und Gehorchen, Recht und Unrecht, Gut und Böse. Nur die große Frage nach wahrer Liebe klammert er aus. Der 1962 gedrehte Film erzählt von einer Schiffsbesatzung Ende der 1780er Jahre. Frauen an Bord gab es nicht. Und die Frauen auf Tahiti werden als ausnahmslos schöne, junge Menschen dargestellt, für die es nichts Schöneres gibt, als mit einem hellhäutigen Mann Zusammensein: „Egal, wie hässlich der Einzelne sein mochte“, erzählt der Gärtner aus dem Off, „für die Inselbewohner waren Menschen mit heller Haut unfassbar schön.“ Über Liebe also geht's in diesem Film nicht, entsprechende Szenen haben eher den Charakter von Eroberungen.

Lewis Milestone (der die Regie von Carol Reed übernommen hatte, der mit den Sonderwünschen und Allüren Marlon Brandos nicht zurechtgekommen war) nimmt sich in seiner Erzählung einige Freiheiten von der historisch verbürgten Meuterei, spitzt zu, um die Motive, die zur Meuterei führten, für den Zuschauer im Kinosessel verständlicher zu machen. Trevor Howard spielt den Kapitän Bligh als sadistischen Menschenschinder, der glaubt, Angst sei der einzige Beweggrund für einen Seemann, selbst noch bei Schnee und Eis in die Wannen zu steigen, um Segelkommandos auszuführen. Bei geringsten Vergehen lässt er die Männer mit der neunschwänzigen Katze auspeitschen, einen sogar verbotenerweise kielholen. Howard spielt diesen Mann so überzeugend, dass sein Bligh für mich seither (ich habe den Film erstmals 1975 gesehen) die Blaupause für einen grausamen Schurken ist. Nur sagen historische Quellen dass der echte Bligh wohl auch nicht härter war, als die Kapitäne auf anderen britischen Seglern zu jener Zeit. Und auf allen anderen Schiffen wurde nicht gemeutert. Die historische Wahrheit, warum es zur Meuterei kam – Weil Blighs Ehrgeiz ihn die verlorenen fünf Monate aufholen lassen wollte, was ihn zu übertriebener Härte trieb? Weil die Mannschaft rauflustig zusammengestellt war? Weil die lange Zeit auf Tahiti die harten Seemänner verweichlicht hatte? – bleibt im Unklaren. Plakatmotiv: Meuterei auf der Bounty (1962) Aber sie spielt für einen Spielfilm auch nicht so eine übergeordnete Rolle. Bligh und sein Erster Offizier Fletcher Christian kannten sich, anders als Milestone Film behauptet, schon lange, hatten bereits zwei Fahrten miteinander gehabt; sie waren befreundet. Hätte das MGM-Studio all diese Wahrheiten umgesetzt, hätte es diesen Film nicht machen können; die klaren Gegenpole hätten gefehlt, ohne die diese Geschichte ein historisch psychologisches Kammerspiel hätte werden müssen mit Bligh, dem perfektionistischen, leicht aufbrausenden Schiffsführer, und Christian, dem gebildeten, aber dünnhäutigen Offizier.

Auf der Fahrt von Tahiti nach Jamaika gehen die ersten Brotfruchtpflanzen ein – zu wenig Wasser. Bligh trifft eine harte Entscheidung. Da ohne überlebende Brotfrüchte die ganze, monatelange Exkursion umsonst gewesen wäre, rationiert er das Wasser für die Crew, die künftig in die Wanten klettern muss, um sich einen Kelch Wasser genehmigen zu dürfen. Die Rationierung ist im Kinosessel nachvollziehbar, die Maßnahmen gegen die Mannschaft schon schwerer. Wie hart also darf der Kommandant an Bord regieren? Wann wird Loyalität schal? Wann wird Widerstand zur Pflicht? Fragen, die sich nicht nur an Bord eines Schiffes stellen, das macht sie so universell. Für Fletcher Christian, der der Seefahrt mit wenig mehr als Gleichgültigkeit gegenübersteht, halt aus gutem Hause kommt und daher als Offizier die Ehre der Familie hochhalten muss, stellt sich die Frage lange nicht auf diese Weise. Anfangs meint er noch, dem Kapitän, einem Mann, der sich aus kleinen Verhältnissen mühsam nach oben gearbeitet hat, mit Verhaltensregeln aushelfen zu müssen. Er ist zynisch genug, um zu verstehen, dass die Macht des Kapitäns weit reicht und man also besser den Kopf einzieht. Als die Meuterei gelaufen ist, wird er seines Lebens nicht mehr froh, er hadert mit sich, weil er das einzige Leben, das er kannte, das des begüterten englischen Nobelmannes, verloren hat ebenso wie sein Vaterland und seine Ehre. Am liebsten würde er sich der Gerichtsbarkeit stellen und sich aufhängen lassen. Marlon Brando (Der Besessene – 1961; Die Faust im Nacken – 1954; Julius Caesar – 1953; Viva Zapata – 1952; "Endstation Sehnsucht" – 1951) spielt den Anführer der Meuterer mit Verve, Eitelkeit und immer einen Tic drüber. Mehr Bescheidenheit hätte dem Charakter gut zu Gesicht gestanden.

Ist die Filmmeuterei gerechtfertigt? Auf alle Fälle. Und die Männer, die den sadistischen Kapitän vom Schiff jagen, zahlen einen hohen Preis dafür. Meuterei ist strafbar. Das Prinzip "Befehl und Gehorsam" an Bord eines Großseglers gilt unbedingt. Also verlieren als Meuterer ihr Vaterland, gelten als vogelfrei, Fletcher Christian verliert am filmende sogar sein Leben. Damit ist der Moral genüge getan. Zwar haben sie einen Sadisten entfernt – zurecht, wie wir im Kinosessel erleben. Aber sie haben das Gesetz gebrochen, wie uns das Militärgericht später erläutert, das Kapitän Bligh keine juristischen Verfehlungen nachweisen kann, aber dann doch noch erwähnt, dass Blighs Ernennung zum Kapitän eine Fehlentscheidung gewesen sei.

Unabhängig von Fragen nach der Realität des Gezeigten nach Recht und Unrecht und von Eitelkeiten des Hauptdarstellers ist "Mutiny on the Bounty" ein großartiger Abenteuerfilm mit exotischen Schauplätzen, Segelschiffen auf sturmumtoster See und großen Bildern. Ein Klassiker unter den großen Abenteuerfilmen.

Wertung: 6 von 7 D-Mark
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