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Plakatmotiv: Mission Impossible – Phantom Protokoll (2011)

Eine Mission tarnt sich
als eleganter Sixties-Bond

Titel Mission: Impossible – Phantom Protokoll
(Mission: Impossible – Ghost Protocol)
Drehbuch Josh Appelbaum & André Nemec
nach der TV-Serie, geschrieben von Bruce Geller
Regie Brad Bird, USA 2011
Darsteller

Tom Cruise, Paula Patton, Simon Pegg, Jeremy Renner, Michael Nyqvist, Vladimir Mashkov, Samuli Edelmann, Ivan Shvedoff, Anil Kapoor, Léa Seydoux, Josh Holloway, Miraj Grbic, Ilia Volok, Goran Navojec, Pavel Bezdek u.a.

Genre Action
Filmlänge 133 Minuten
Deutschlandstart
15. Dezember 2011
Website missionimpossible.com/Ghost_Protocol
Inhalt

Soeben ist die Nordost-Seite des Kreml explodiert. Übrig sind ein paar rauchende Trümmer. Als Terrorist dringend verdächtig und mit allen Mitteln gesucht: Ethan Hunt, Agent der Impossible Mission Force (IMF), einer geheimen, autark operierenden Einheit des US-Geheimdienstes. Das Blöde ist: Ethan Hunt war es nicht. Okay: Er war im Kreml. Und er wollte auch Abschusscodes von Atomraketen stehlen. Aber es war ihm jemand zuvor gekommen. Jemand, der jetzt nicht nur die Codes hat, sondern in Ethan Hunt, dem US-Agenten, auch den perfekten Sündenbock. Denn jetzt ist Moskau sauer auf Washington, der Krieg ist wieder kalt.

Einem russischen Ex-Militär kommt das sehr gelegen. Der, Hendricks heißt er, will nämlich einen „kontrollierten Atomkrieg” auslösen, um die Welt vor der Überbevölkerung zu retten. Krieg sei schließlich eine andere Art der natürlichen Auslese, also muss man Ost und West dazu bringen, jeweils eine Atomrakete auf den anderen abzufeuern, so sein Plan.

Hunt und sein Team durchschauen den Plan, aber nachdem Hunt als Terrorist gebrandmarkt ist, hat der Präsident der Vereinigten Staaten das Phantom-Protokoll ausgerufen. Das beudeutet, offiziell weiß niemand in Washington irgendetwas über eine IMF, über geheimne Untereinheiten des Geheimdienstes, oder gar darüber, dass Ethan Hunt etwa im Auftrag Washingtons unterwegs war, als er im Kreml vor leer geräumten Atomcode-Regalen stand. Damit ist sein Team auf sich allein gestellt. Keine Satellitenunterstützung. Keine Gesichtserkennungsoftware. Kein Durchbruch durch geheime Computerfirewalls. Nichts. Nur das Team; das sich in Dubai trifft, wo im höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Arab, die Übergabe der Codes stattfinden soll.

Um sich in den Deal einzuklinken, muss Ethan den Computer des Skyscrapers hacken, was aber nicht geht ohne Unterstützung aus Langley. Also muss er physisch in den Serverraum. Über die Außenwand des Hauses in zwei Meilen Höhe …

Was zu sagen wäre

Wir wollen doch jetzt bitte nicht nach Logik, innerem Zusammenhalt oder storytechnischen Mängeln in diesem Film suchen. Die vierte „Mission: Impossible“ ist eine schöne Nummernrevue auf Weltreise an schöne Plätze mit extrem schönen und/oder lustigen Menschen, die tolldreiste Sachen machen. Kein Text über diese vierte Mission, kein PR-Beitrag, der nicht viel Wert auf die Tatsache legt, dass Tom Cruise ganz ganz wirklich selbst an der Außenhülle des Hochhauses Burj Khalifa entlang geklettert ist. Plakatmotiv: Mission Impossible – Phantom Protokoll (2011) Es ist eine klassische Dicke-Hose-Szene. Sieht schon spektakulär aus, wie die Kamera sich erstmals diesem Giga-Turm nähert und ihn überfliegt (gut, das hat man auch im Trailer schon gesehen, aber es bleibt sehr hübsch). Daran an schließt sich eine kuriose Jagd durch einen Wüstensturm, die nur funktioniert, weil es Smartphones mit Ortungssystem gibt; dann aber eigentlich zu blöd ist um wahr zu sein – aber eben visuell reizvoll ist.

Ein Ballett mit Autos, Action und Atomkoffer

Erstaunlicher ist eigentlich was anderes: Der Kreml liegt nach 20 Minuten in Schutt und Asche. Und gemäß dem Hollywood-Motto „Beginne mit einer Expolosion und ziehe dann das Tempo an“, darf man zum Ende ja was Gewaltiges erwarten. Kommt aber nicht. Wenn man mal die Kletterei am Hochhaus außen vor lässt, bleiben dem weltweiten Immobilienmarkt weitere Erschütterungen erspart … weitestgehend erspart. Und dieses Understatement macht den Film sympathisch. Dieses und der letzte, entscheidende Kampf um einen Atomkontroll-Koffer (herrlich, sowas gibt es auch wieder) in einem Parkhaus … unter Autos über Hebebühnen und zehn Stockwerke – ein wunderbares Ballett, das in seinem Hin-und-Her-und-Rauf-und-Runter an die Eiswürfel-verstecken-Diamanten-Eröffnung aus Steven Spielbergs Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984) erinnert.

Regisseur ist Brad Bird und der hatte mit realen Menschen in realen Gefahrensituationen bisher nichts am Hut. Brad Bird hat die Filme Die Unglaublichen und Ratatouille gemacht - Trickfilme über ausgemusterte Superhelden und Gourmet-Ratten. Mister Bird ist also eher nicht auf Star-Gesichter und Star-Action fixiert, eher an Erzählfluss, der möglichst nur in Bildern und Bewegung funktioniert – gut, das geht hier nicht immer, allein die Erklärung, was der Bösewicht eigentlich will und warum, zieht sich etwas dröge dahin, dass man kaum folgen mag … aber dann doch übersteht.

Immer in Bewegung – Egal wie

Von seinen Trickfilmen ist es Bird gewöhnt, alles in Bewegung zu halten. Und von seinen Unglaublichen hat er gelernt, ausgemusterte Superhelden back to business zu bringen – im vorliegenden Fall tut er das mit Tom Cruise. Und so dreht er seine impossible mission: Immer in Bewegung. Und in bestem James-Bond-of-the-60ies-Style. Wann hatte man zuletzt erlebt, dass der Oberschurke die alte Atomdrohung wieder auspackt und Russland und die USA in einen Atomkrieg irritieren will? So gänzlich analog? Und ohne digitales 3D-Geklingel.

Ich glaube, zuletzt hat den Welteroberungsplan 1974 Karl Stromberg probiert, der böse Reeder mit Meeresboden-Eroberungsplänen in James Bond – Der Spion, der mich liebte. Und wer hätte gedacht, dass Executive Producer Tom Cruise andere Sterne neben sich strahlen lässt? Er lässt! Und wie! Klar, er wird im kommenden Jahr 50 Jahre alt, das wäre ein Grund. Aber er tobt ja trotzdem noch in luftiger Höhe – siehe Dubai. Offenbar haben alle Macher eingesehen, dass Teamarbeit en vogue ist, die Zeiten der alten Einzelkämpfer von Stallone über Willis bis Schwarzenegger vorbei sind.

Eine Special-Szene für jeden

Und so bekommen alle mehrere gute Szenen. Simon Pegg macht als Technikfreak die britischen Witzchen, Jeremy Renner ist geheimnisvoll mit mürbender Vergangeheit, Paula Patton (Déjà vu – 2006) gibt den Hingucker für Menschen, die mehr von Frauen erwarten, als nur extrem gut auszusehen. Ein sehr smarter, cooler Character, die vielleicht ein– zweimal zu oft mit Fehlern hadert, die halt so passieren bei solchen Missionen.
Einzig Oberschurke Hendricks kommt mit seiner Atomdrohung ganz farblos daher. Michael Nyqvist muss vielleicht bei der Auswahl seiner Hollywood-Rollen aufpassen, dass er nicht eine ebenso kurze wie einseitige Karriere im Filmbusiness haben wird. Seit er den engagierten Reporter in der schwedischen Millennium-Trilogie gegeben hat, hat sich die Industry in sein Gesicht verliebt. In dem Teenie-Thriller Atemlos (2011) gibt er den wortkargen, finster dreinblickenden Killer. Im vorliegenden Thriller gibt er den wortkargen, finster dreinblickenden Killer … bisschen wenig, insgesamt. Beherrscht er die englische Sprache noch nicht?

Insgesamt kommt die vierte „Mission: Impossible“ als (vergleichsweise) bescheidene Wiederauferstehung der Serie daher, die sehr über ihre Figuren, weniger über Spektakel-Wumms funktioniert. Eine eher analoge Angelegenheit. Immerhin: Mit Beginn des Abspanns macht sich Mr. Hunt – wenn er den Auftrag annimmt – daran, Hacker zu jagen, die in ein weltweites Security-Netz eingedrungen sind und jetzt Zugriff haben auf allerlei Geheimes. Das kann ja digital werden in Teil 5 …

Wertung: 4 von 7 €uro
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