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Plakatmotiv: Mission: Impossible – The Final Reckoning (2025)

Zu viel von allem, erst
im Finale ganz bei sich

Titel Mission: Impossible – The Final Reckoning
(Mission: Impossible – The Final Reckoning)
Drehbuch Bruce Geller & Erik Jendresen & Christopher McQuarrie
nach Motiven und mit Charakteren der gleichnamigen TV-Serie, geschrieben von Bruce Geller
Regie Christopher McQuarrie, UK, USA 2025
Darsteller

Tom Cruise, Hayley Atwell, Ving Rhames, Simon Pegg, Esai Morales, Pom Klementieff, Henry Czerny, Holt McCallany, Janet McTeer, Nick Offerman, Hannah Waddingham, Tramell Tillman, Angela Bassett, Shea Whigham, Greg Tarzan Davis, Charles Parnell, Mark Gatiss, Rolf Saxon u.a.

Genre Action
Filmlänge 169 Minuten
Deutschlandstart
21. Mai 2025
Inhalt

Ethan Hunt und sein Team von der Impossible Mission Force (IMF) sehen sich weiterhin einer extrem mächtigen und die Welt bedrohenden künstlichen Intelligenz (KI) gegenüber, genannt: "Entität".

Diese Entität hat nahezu den kompletten Cyberspace übernommen. Keine online gespeicherte Information, kein Foto und kein Video, ist mehr vor Manipulationen sicher. Nun ist sie drauf und dran, die Raketen und nuklearen Sprengköpfe aller Atommächte der Welt unter ihre Kontrolle zu bringen. Weil die Atomraketen der USA am besten gesichert sind, bleiben noch etwa 72 Stunden, bis sich die Entität auch diese unter den Nagel reißen wird.

Zu stoppen ist die Entität eigentlich nicht mehr. Es sei denn, man käme an deren Quellcode, mit der man sie abschalten, oder – noch besser: kontrollieren könnte. Dieser Quellcode steckt im Sonarturm der "Sewastopol", einem russischen U-Boot, das sich vor mehreren Monaten durch die verräterische KI selbst versenkt hat und nun auf dem Boden der Beringte liegt. IMF-Agent Ethan Hunt und sein Team entwickeln einen Plan, wie sie in die versunkene Sewastopol eindringen und den Quellcode sicherstellen können. Dazu muss zuvörderst die Präsidentin der Vereinigten Staaten Hunt völlig freie Hand und die Befehlsgewalt über einen Flugzeugträger und ein U-Boot der Marine zugestehen. Nicht so einfach, ist der Agent in der Vergangenheit doch immer wieder durch Alleingänge, Befehlsverweigerungen und Aktionen aufgefallen, die Menschenleben gefährdet oder gar gekostet haben.

Zudem ist Hunt nicht alleine auf der Jagd nach dem Quellcode: Auch Gabriel sucht immer noch nach der Sewastopol. Für ihn ist sie der Schlüssel, der das Tor zur Hölle auf Erden öffnet, mit dem die Welt ins Chaos gestürzt werden kann. Gabriel scheint eine Geheimwaffe in der Hinterhand zu haben, denn er und Hunt haben offenbar eine gemeinsame Vergangenheit, die den IMF-Agenten nun einholt …

Was zu sagen wäre

Mit diesem Film sollen knapp 30 Jahre "Mission: Impossible" (s.u.) zu Ende gehen – 1996 ging Tom Cruise zum ersten Mal als Ethan Hunt auf die Jagd, damals unter der Regie von Brian DePalma. Jetzt also kommt mit "The Final Reckoning" ('Die letzte Abrechnung'), der ursprünglich mal "Dead Reckoning Part Two" heißen sollte, das große Finale.

Das schwere Erbe finaler Filme

Das lässt einen aus zwei Gründen stutzen. Zum einen war das Franchise nie als linear erzählter Spannungsbogen über acht Teile konzipiert, die Unmöglichen Missionen des Ethan Hunt waren immer nach einem Film erledigt und manche Mitstreiterin unterwegs gleich mit. Und mit dem nächsten Film ging es woanders von vorne los. Zum anderen stellt sich die Frage, warum ein alles in allem erfolgreiches Franchise zugeklappt werden soll, nur weil der Star im Zentrum eine Altersgrenze erreicht hat. Der 290 Millionen Dollar teure Vorgängerfilm hat die Erwartungen mit 571 Millionen Dollar an der Kinokasse nicht so richtig erfüllt. Vielleicht sehen wir das Franchise als TV-Serie wieder, also dort, wo es ursprünglich einmal gestartet ist

Das vorliegende Finale teilt das Schicksal viele Finals, die eine Serie abschließen. Jetzt müssen rasch noch ein paar lose Fäden verknüpft und alter Löcher gestopft werden, pathetisch werden aus dem Off möglichst völkerverbindende Weisheiten geraunt und alles soll durch gut gelaunte Melancholie in schöner Erinnerung bleiben. Das geht meistens schief, weil die Geschichte, die erzählt werden soll, vergessen wird. Hier geht es auch schief.

Rückblenden, Erklärdialoge und Abschiedworte

169 Minuten dauert Film inklusive Abspann – also gut drei Stunden – und von denen sind die ersten 60 Minuten erzählerisches Brimborium. Erst erklärt die KI unverblümt, weshalb sie die Menschheit für überflüssig hält, dann erklärt Gabriel, dass das aktuelle Abenteuer mit M:I III (2006) zusammenhängt, weil die damals entwendete "Hasenpfote" der Vorläufer der heutigen Entität sei, dann erklärt die Entität Ethan Hunt, was der tun müsse, wenn er seine Freunde lebendig wiedersehen will, dann entpuppt sich ein Geheimdienstmann als der Sohn eines anderen Geheimdienstmannes aus dem ersten Mission: Impossible (1996), der mit Hunt noch eine Rechnung offen hat, später taucht noch ein CIA-Mann wieder auf, der auch schon im ersten Teil einen kurzen Kaffee-trink-Auftritt hatte. Produzent Tom Cruise und sein Regisseur Christopher McQuarrie wollen aus den zurückliegenden Einzelfilmen des Franchise in der letzten Kurve schnell noch ein Epos stricken, in dem alles mit allem zusammenhängt – in der Art eines "Mission-Impossible-Universe".

Es hagelt Rückblenden in die früheren Filme, immer wieder Erklärungen und Abschiedsgespräche und Gebrauchsanweisungs-Dialoge, wie ein Gadget einzusetzen sei, wenn es denn dereinst an seinem vorgesehen Platz zum Einsatz kommen soll. McQuarrie inszeniert hier mehrere Zeitebenen als eine, springt vor und zurück und nach links und nach rechts in der Zeit, ganz so, wie eine KI auch kein Gestern und Morgen unterscheidet, sondern immer ein Jetzt erlebt. Für die KI ist alles noch Kommende immer auch schon berechnete, kalkulierte Vergangenheit. Die reizvolle Art der Montage hält die Spannung im Kinosessel höher, als die bisher erzählte Geschichte.

Ängstliche Atommächte und eine klug agierende US-Präsidentin

Nur die Geschichte dieses achten Mission-Impossible-Films kommt nicht voran. Trotz der länglichen Einführung wird nicht so recht klar, warum die Entität eigentlich die Menschheit auslöschen will; weil aber KI im Kino schon immer die Menschheit auslöschen wollte, nehmen wir das hin. Warum Gabriel, der im vorherigen Film noch sowas wie die rechte Hand der Entität war, und jetzt aber bestrebt ist, sie zu beherrschen und zu seinem Nutzen einzusetzen, komplizierte Manöver schmiedet, um Hunt den Quellcode für die Entität besorgen zu lassen und ihm dann zu übergeben, anstatt das doch lieber selbst zu erledigen, bleibt offen. Hängen bleibt, dass die Atommächte der Welt – bzw. die Herrscher dieser Atommächte – sich gegenseitig mit so viel Misstrauen gegenüberstehen, dass sie, anstatt einfach ihre nuklearen Arsenale vom Netz zu nehmen und so vor dem Zugriff der KI zu schützen, diese aus Angst vor dem Nachbarn online lassen und fünf Minuten später an die KI verloren haben. Besonders intelligent und weitsichtig sind die Mächtigen mit den Atomwaffen nicht; bis auf Erika Sloane, einst CIA-Direktorin, jetzt erste schwarze Präsidentin der USA, die sich dann doch auf den schwer zu führenden Ethan Hunt verlässt und handelt, wie sich das für gute Amerikaner gehört.

Wenn das alles geklärt ist, geht endlich der Film los. Über den Umweg über einen Flugzeugträger und ein Atom-U-Boot gelangt Hunt an Bord des gesunkenen russischen U-Bootes. Eine Szene, auf die wir seit Mitte des vorherigen Films warten, seit wir nämlich wissen, dass da unten der wichtige MacGuffin liegt. Es folgt großer Kinospaß: Als Hunt die Luken des Bootes öffnet, dringt Wasser in die bisher abgeriegelten Räume. Dadurch gerät das U-Boot in Schieflage und beginnt, 90 Meter unter der Wasseroberfläche auf eine Klippe zuzurollen. Im Inneren kämpft sich Hunt vorwärts und bekommt es mit polternden und kullernden Torpedos zu tun, die mal ihn erschlagen können oder aber sich vor einer Luke verkannten und Hunt zu einem Umweg zwingen. Die Szene ist ein großer Spaß. Leider treiben die Autoren den Weg zur Rettung von Quellcode und Hunt dergestalt auf die Spitze, dass man eigentlich auf der Stelle schreiend aus dem Saal laufen müsste. Hier wird die Toleranz auch des gütigsten Im-Kino-muss-nicht-immer-alles-realistisch-sein-Zuschauers auf eine harte Probe gestellt.

Am Himmel über Afrika ist der wirre Film wieder ganz bei sich

Kurze Zeit später hängt der Agent am Flügel eines durch einen Canyon jagenden Doppeldeckers, auf dem er erst ordentlich durchgeschüttelt wird, dann den Piloten ausschaltet und dann auf einen anderen – auch fliegenden– Doppeldecker umsteigt. Im U-Boot in der Beringsee und auf den Flugzeugen über dem südöstlichen Afrika ist "Mission: Impossible" endlich wieder ganz bei sich, eine Serie, die sich ihren guten Ruf im Kino durch harte, schnelle Action mit möglichst wenig CGI erarbeitet hat.

"The Final Reckoning" forciert nochmal den Teamgedanken, der in dieser Impossible Mission Force immer schon stilbildend gewesen ist. Tom Cruise steht dick auf dem Plakat und er macht all die wagemutigen Stunts, aber die Welt retten hier eine flinkfingerige Taschendiebin und ein herziger Techniker, weil die, wie der Star im Mittelpunkt erklärt, dafür einfach besser geeignet sind. "Mission: Impossible – The Final Reckoning" ist ordentlich geworden, viel zu lang und in der ersten Hälfte von eher akademischen Interesse für Filmnerds. Aber in der zweiten Hälfte blüht der Film auf und bietet das, was wir von diesem Franchise erwarten: großes, buntes Over-the-Top-Kino mit sympathischen Figuren.

Wertung: 4 von 8 €uro
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