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Plakatmotiv: Schwarzer Sonntag (1977)

Ein spannender Terror-Thriller, der
sich zum Kinospektakel steigert

Titel Schwarzer Sonntag
(Black Sunday)
Drehbuch Ernest Lehman & Kenneth Ross & Ivan Moffat
nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Harris
Regie John Frankenheimer, USA 1976
Darsteller

Robert Shaw, Bruce Dern, Marthe Keller, Fritz Weaver, Steven Keats, Bekim Fehmiu, Michael V. Gazzo, William Daniels, Walter Gotell, Victor Campos, Joseph Robbie, Robert J. Wussler, Pat Summerall, Tom Brookshier, Walter Brooke, James Jeter, Clyde Kusatsu, Tom McFadden u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 143 Minuten
Deutschlandstart
8. September 1977
Inhalt

Arabische Terroristen von der Gruppe "Schwarzer September" planen einen Anschlag auf den amerikanischen Super Bowl: Sie wollen mit einem Zeppelin über das Stadion fliegen und dort eine Bombe mit 200.000 Stahlsplittern zünden.

Bei einem Einsatz entdeckt Mossad-Agent Kabakov ein Tonband, das Hinweise auf einen Terrorakt gibt, allerdings nicht, was und wo, lediglich, dass es zu Jahresbeginn passieren soll. In Washington schließt sich Kabakov mit dem FBI-Mann Corley zusammen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt …

Was zu sagen wäre

Der israelische Geheimdienst bekommt Wind von einem geplanten Terrorakt in den USA. während die Terroristen im Verborgenen alle Vorbereitungen treffen, Sprengstoff ins Land schmuggeln, die Mordmaschine zusammenbauen, rätseln die Agenten im Dunkeln, sind auf kleinste Hinweise angewiesen, die sie irgendwie weiterbringen. Vor allem in der ersten Hälfte dieses fast zweieinhalbstündigen Thrillers ähnelt seine Struktur der Dramaturgie aus Fred Zinnemanns Der Schakal (1973). Wir sehen beiden Seiten bei ihren Vorbereitungen zu. Allerdings legt Regisseur John Frankenheimer (French Connection II – 1975; "Grand Prix" – 1966; Der Mann, der zweimal lebte – 1966; Der Zug – 1964; "Sieben Tage im Mai" – 1964; Botschafter der Angst – 1962; Der Gefangene von Alcatraz – 1962) mehr Wert auf Actionszenen und lässt mehrmals seine Stuntleute von der Leine, die eine nächtliche Bootsjagd sowie eine wilde Schießerei in den Straßen von Miami Beach inszenieren. Vor allem diese Schießerei zwischen zahlreichen als sonnenhungrige Touristen eingesetzten Statisten setzt neue Maßstäbe an die Inszenierung im amerikanischen Actionkino.

Den Hintergrund dieses Thrillers liefert der Konflikt im Nahen Osten zwischen Israel und den Palästinensern. Das ist ein hochpolitisches Minenfeld und die Autoren des Films geben sich alle Mühe, keine politische Stellung zu beziehen. Plakatmotiv (US): Black Sunday (1977) Zwar handelt es sich bei den Attentätern um eine arabische Gruppe, aber den Anschlag, auf den alles zuläuft, führen ein Amerikaner und eine Schweizerin aus, die die ersten 15 Jahre ihres Lebens in Flüchtlingszelten verbrachte und nacheinander ihre Geschwister und Eltern an israelische Kugeln verlor; zur Gruppe gehören außerdem noch Japaner. Araber scheinen hier in der Unterzahl und sind auch bald aus dem Spiel geschossen. Die israelische Seite personifiziert Major Kabakov, dem Robert Shaw seine markanten Konturen leiht (Robin und Marian – 1976; Der weiße Hai – 1975; Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3 – 1974; Der Clou – 1973; Ein Mann zu jeder Jahreszeit – 1966; Die Panzerschlacht in den Ardennen – 1965; James Bond – Liebesgrüße aus Moskau – 1963) und ihn als altersmüden aber noch verbissenen Profi spielt. Dieser Kabakov ist nach 30 Jahren im Dienste des Staates Israel ausgebrannt, fragt sich, was all die Jahre, all die Morde, die er begangen hat, gebracht haben, wo sich doch rein gar nichts verändert habe. So haben im Film beide Seiten ihre Gründe, aufeinander, beziehungsweise auf den Westen loszugehen. Die Haltung diskutiert der Film ebenso wenig, wie er Aktion (Schuld) und Reaktion (Rache) im Nahostkonflikt kommentiert.

Man kann dem Film seine unpolitische Haltung, die er für ein kommerzielles Actionprodukt nutzt, vorwerfen. Muss man das auch? Dann dürfte man auch keine Western mehr drehen, ohne in jedem einzelnen Fall die Problematik der vertriebenen Ureinwohner – sprich: Indianer – zu thematisieren. Kriegsfilme würden sich in dialoglastige Debattenfilme verwandeln. In Krimis müsste stets diskutiert werden, welche Schuld die Gesellschaft daran hat, dass der Killer zum Killer wurde. Und so weiter. "Schwarzer Sonntag" ist vor allem ein Produkt kommerziell denkender Filmproduzenten. Sie legen Wert auf Spektakel, nicht auf politische Diskussionen.

Spektakel liefert der Film, der viel in und rund um das Orange Bowl Stadium in Florida gedreht wurde und für den die Firma GoodYear gegen großzügige Inszenierung von Logo und Werbesprüchen ihre drei Luftschiffe (Columbia, America, Mayflower) zur Verfügung gestellt hat, die das Attentatsvehikel doubeln. Ein echter Zeppelin, inszeniert im Himmel über Miami, wirkt auf der Cinemascope-Leinwand schon anders, als umständlich getrickste Modelle. John Frankenheimer durfte, das sieht man dem Film an, aus vollen Kassen schöpfen und liefert Spektakel bis kurz vor Schluss; die Bilder des im Stadion landenden Zeppelins mussten dann doch die Modell- und Trickkünstler beisteuern und diesen Qualitätsabfall im Bild konnte Frankenheimer nur mit einer hohen, zufällig wirkenden Schnittfrequenz bremsen. Wenn dann die Abspanntitel laufen, habe ich den Eindruck, Frankenheimer habe sich so über fehlende Spektakelbilder geärgert, dass er irgendwann aufgehört hat zu inszenieren und montiert hat, was halt an Bildern vorlag. Acht Millionen US-Dollar hat die Produktion verschlungen, was im zeitgenössischen Kino die Ausgaben-Obergrenze erreicht. Eingespielt hat der Film schließlich international rund 15,8 Millionen Dollar.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
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