Der Bankangestellte Arthur Hamilton erhält mysteriöse Anrufe seines Freundes Charlie Evans von dessen Tod Arthur bis zu diesem Zeitpunkt fest ausgegangen war. Charlie bittet ihn, an einen bestimmten Ort zu kommen und sich dort unter dem Namen Wilson vorzustellen.
Arthur geht auf die Bitte ein und gerät so an eine geheimnisvolle Organisation, die ihm ein unglaubliches Angebot unterbreitet. Arthur erhält die Chance, seinem tristen Leben zu entfliehen und neu anzufangen. Nach kurzem Zögern nimmt Arthur an und wird durch eine kosmetische Operation zu Tony Wilson, einem erfolgreichen Maler.
Doch nach und nach kommen Arthur bzw. Tony Zweifel an seiner Entscheidung …
In der Schlüsselszene sitzt Arthur in Gestalt des Malers Tony Wilson seiner ehemaligen Frau gegenüber, die jetzt Witwe ist. Der Maler, der im früheren Leben ihr Gatte war, bittet sie um einige Informationen über den Verstorbenen, um diesen anhand einer Skizze, die er angeblich mal von ihm angefertigt habe, zu portraitieren. Und da fließt es aus der Witwe heraus wie ein Wasserfall, was für ein verschlossener, eigenbrötlerischer Typ das war, mit dem sie da jahrelang zusammengelebt und Kinder gezeugt hat: „Mir war lange gar nicht klar, dass Arthur innerlich längst tot war.“
Denn im Grunde war der Bankangestellte in seinem gefesselten Leben zufrieden. Eben weil er gefesselt war. Weil er tat, was andere ihm sagten. kaum ist er frei, fällt er ins Nichts. Umso brutaler wirkt die Szene, in der seine (verwitwete) Ehefrau ihm unerkannterweise klar macht, wie bodenlos langweilig die Ehe mit ihm gewesen sei. „Mein Leben lang bin ich Dingen nachgejagt, von denen man mir sagte, dass sie begehrenswert seien. aber das waren sie überhaupt nicht.“ Rock Hudson (Giganten – 1956; In den Wind geschrieben – 1956; Meuterei am Schlangenfluss – 1952; Winchester 73 – 1950) spielt diesen Playboy-Maler Tony und es gibt nur eine Szene, in der er diesen Tony mal lachen lässt. Sonst verleiht Hudson dem Maler eine Aura der Verlorenheit, mit der einsam durch sein Strandhaus streift und nicht weiß, wohin mit sich.
Die Situation, in der er strahlt, ist ein Weinfest im Süden Kaliforniens, in dessen Verlauf sich alle ausziehen und Trauben im Fass treten, während sie ein Glas nach dem anderen trinken. Da trifft die aufgehende Sommer-of-Love-Generation auf den im Hier und Jetzt verhafteten Bankangestellten.
John Frankenheimer (Der Zug – 1964; "Sieben Tage im Mai" – 1964; Botschafter der Angst – 1962; Der Gefangene von Alcatraz – 1962) hat mit "Second" ein philosophisches Essay gefilmt: Wer bin ich und warum? Du kannst vielleicht Dein Äußeres wechseln. Aber Dein Ich nimmst Du immer mit. Wer sein Leben an äußeren Zwängen ausgerichtet hat, wird diese überall mit hinnehmen. Und deshalb ist das gruselige Ende des Films auch nur folgerichtig.
Großen Anteil am Grusel des John Frankenheimer hat dessen Kameramann James Wong Howe ("Der Wildeste unter Tausend" – 1963; Fahrkarte nach Marseille – 1944; Oklahoma Kid – 1939). Er stellt seine Kamera zusammen mit den Schauspielern auf eine rollende Plattform, sodass wir nur deren Schulter und Hinterkopf sehen sind erzeugt damit bei einer simplen, hundertmal gefilmten Verfolgung einen großartig surrealen Effekt. Er läuft mit der Kamera dem Protagonisten auf Kniehöhe durch ein Bahnhofsgebäude hinterher und erzeugt ungeheure Dynamik in Situationen, die so alltäglich sind, dass der Zuschauer sich wundert, wieso das gefilmt t wird – noch dazu, wenn es der Auftakt zu einem Thriller ist. Während inhaltlich noch gar nichts passiert, suggeriert uns James Wong Howes Kameraführung schon, dass mit der Welt, in die wir hier blicken, etwas absolut nicht in Ordnung ist.
Und dieses Gefühl wird den Zuschauer über die gesamte Zeit des Films nicht loslassen.