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Plakatmotiv:  Explorers – Ein phantastisches Abenteuer (1985)
Eine verspielte Weltraum-Odyssee
unter Einfluss wohl mancher Joints
Titel Explorers – Ein phantastisches Abenteuer
(Explorers)
Drehbuch Eric Luke
Regie Joe Dante, USA 1985
Darsteller Ethan Hawke, River Phoenix, Jason Presson, Bradley Gregg, Georg Olden, Chance Schwass, Amanda Peterson, Danny Nucci, Dana Ivey, Taliesin Jaffe, James Cromwell, Brooke Bundy, Tricia Bartholome, Eric Luke, Robert Picardo u.a.
Genre Abenteuer
Filmlänge 109 Minuten
Deutschlandstart
19. Juni 1986
Inhalt

Der Vorstadtjunge Ben ist begeistert von der Raumfahrt. Zusammen mit seinem Freund Wolfgang, dem Prototyp des jungen Nachwuchswissenschaftlers, träumt er davon, das All zu bereisen.

Eines Tages erscheint Ben im Traum der Schaltplan zu einer Computerschaltung, die Wolfgang mit seinem großen Computerwissen nachzubauen weiß. In einem ersten Testlauf erzeugt die Schaltung ein starkes Kraftfeld. Bald kommen die beiden auf die Idee, es als eine Art Taucherglocke zur Raumfahrt zu benutzen. Mithilfe ihres Kumpels Darren bauen die Jungs aus Schrott ein kleines Raumschiff, das sie, vom Kraftfeld umgeben, mit Sauerstoff, und den Computer, der das Kraftfeld erzeugt, mit Strom versorgen kann.

Plakatmotiv (FR):  Explorers (1985)Sie bekommen von einer fremden Intelligenz – die auch den Traum verursachte – den Weg zu einem außerirdischen Raumschiff signalisiert. Nach der Landung im Hangar treffen sie auf zwei friedfertige Außerirdische, Wak und Neek. Sie sind zwar durch von der Erde empfangenes Fernsehen der irdischen Sprache mächtig, doch halten sie die Fernsehfiktion für das reale Leben und sind stark beeinflusst von allerlei Klischees.

Bald wird die Runde durch die Ankunft eines weiteren Raumschiffes gestört, an dessen Bord ein riesiger Außerirdischer …

Was zu sagen wäre

Soll niemand sagen, wenn wir dereinst die Aufnahme in die Föderation der Paneten beantragen, wir wären nicht gewarnt gewesen darüber, dass die Universumsgemeinschaft uns jetzt nicht gar so toll findet. Sie hat schließlich seit langem unsere Signale abgefangen und analysiert. Sie weiß alles über uns aus den TV-Shows, die wir rund um die Uhr in den Äther und den Weltenraum jagen. Denen zufolge sind wir – in den Augen der Anderen – grenzdebile Gebrauchtwagenhändler, die sich über Schwächere lustig machen und alles Fremde, das uns begegnet, ausrotten. Aus dieser Perspektive heraus kann man verstehen, warum Klaatu in „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ (1951) von Robert Wise die Erdenmenschen dringend warnt, einen anderen – friedlicheren, vernünftigen – Weg einzuschlagen.

Joe Dante („Das Tier“ – 1981; Piranhas – 1978) ist der Bilderfledderer unter Hollywoods neuen Regisseuren. Schon in Gremlins (1984) veralberte er den American Way ob Suburb-Life in einer eher episodenhaften Erzählung, die er mit Bildern und Zitaten aus Klassikern des Science-Fiction-Kinos der 50er Jahre aufpeppte. Das macht er hier auch wieder. Munter fleddert er die Bilderwelten aus Star Wars – Episode VI (1983), Tron (1982) oder Superman (1978) und würzt sie mit Zitaten und Szenen aus Klassikern der B-Movies wie Joseph Newmans „Metaluna IV antwortet nicht“ (1955) oder Byron Haskins H.G.-Wells-Verfilmung Kampf der Welten (1953). Und er rahmt seine Fledderei ein in der im Kino gerade sehr angesagten Jungs-entdecken-und-retten-die-große-weite-Welt-Saga („Manhattan Project“ – 1986; The Goonies – 1985; E.T. – 1982).

Der Film beginnt schon mit einem Jungen, Ben, der über Haskins Kampf der Welten eingeschlafen ist und nun träumt, er fliege über das MCP von Tron. Da ist gleich klar: „Explorers“ feiert das phantastische Kino, weil es zwar billig aussah, aber immer schon Recht hatte. „Wo gehst Du jetzt hin?“, fragt da ein Mensch in „Metaluna IV antwortet nicht“ und Exeter, der humanoide Alien antwortet: „Unser Universum ist so groß, voller Wunder. Ich werde es erforschen (explore). Vielleicht finde ich noch eine Metaluna. Mit ähnlichen Bewohnern.“ Und dann kommt der entscheidende Satz in jenem Film für diesen Film: „Ich bin abenteuerlustiger, als Du gedacht hast.“ Dante verplempert augenscheinlich wertvolle Filmzeit mit diesen Bildern, die TV-Bildschirme mit B-Movies zeigen; aber die erzählen die Marschrichtung. „Abenteuerlustig“ sind die Jungs in „Explorers“ auch. Und ziellos, weil sie in der Schule unter ihresgleichen keine Freunde finden. Vielleicht liegt das an der Survival-of-the-Fittest-Ideologie dieses Films, der als the Fittest die Kraft von Geist und Vorstellungsvermögen preist.

Videocover (US):  Explorers (1985)Die Hauptfigur, Ben, kann von allen am wenigstens. aber er hat einen Traum. Um den umzusetzen, braucht er Handwerker, Arbeitsbienen. Die findet er in Wolfgang, Spross einer leicht durchgeknallten, aus Deutschland eingewanderten Techno-Familie und in dem Motorschrauber Jason, dessen Vater als arbeitsloser Trinker in einer Bruchbude lebt. Beide beherrschen Goldenes Handwerk. Beide aber würden ohne die Vision des Sproß' aus der All American Family, der dann auch prompt Ben („Sohn“) heißt, aus der Versenkung gar nicht erst auftauchen. Die Ideologie dahinter ist klar: Wenn Du ein Handwerk beherrschst, bist du gar nichts. Die fehlt die Vision, der Traum. Nur ein Träumer kriegt Gar Nichts auf die Reihe, ist tauglich, die Fähigkeiten der Handwerker zielgerichtet zu bündeln. Kurz: Besser Träumer als klassischer Handwerker.

Dantes Film reiht sich ein in die Kette jener Geschichte über verlachte Außenseiter, die etwas schaffen, was all die sich an die Regeln haltenden Spießer nicht schaffen, weil die von den Schulhofbullys beherrscht werden. Am Ende, so die Philosophie solcher Filme, siegt die Fantasie.

Und dann heben die Benn, Wolfgang und Jason ab und treffen auf echte Aliens. In diesen letzten 40 Minuten des Films wird uns brutal klar, dass Dante irgendwie und überhaupt nichts zu erzählen hat. Seine Intention scheint, dem von TV-Bildern verseuchten Publikum zu sagen: „Schaut nicht mehr hin! Geht raus! Fernsehen macht krank.“. Aber dann fehlt ihm die Geschichte drumrum. Die Außerirdischen sind ein Affront. Für die Jüngsten funktionieren sie – irgendwie: Sie sind bunt, schwabbelig, großäugig, friedfertig und sehen aus wie die Gremlins ohne Terror-Lust. Der Film ist freigegeben ab 12. In dem alter wird es mit der Akzeptanz der Alien-Geschwister Wak und Neek schon schwierig. Es findet da auch keine Handlung mehr statt, was sich sehr schön in den leeren Gesichtern der drei juvenilen Hauptdarsteller spiegelt, die bisher ordentlich mitgespielt haben und im Weltraum dann zwischen diesen beiden Gummifiguren und deren seltsamem Humor plötzlich nicht mehr wissen, was sie sagen und wie sie gucken sollen; Joe Dante scheint den Faden da auch schon verloren zu haben.

Am Ende quält sich der Film noch die Romanze zwischen Ben und Lori zurecht, die die ganze Zeit nebenbei eine Rolle gespielt hat, allerdings ohne dass es zwischen Boy und Girl auch nur einen Dialog gegeben hätte. Romantik ist Dantes Sujet nicht. Sie kriegen sich einfach. Das freut alle.

Das freut alle?

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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