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Plakatmotiv: Kampf der Welten (1953)
Byron Haskin bringt den Amerikanern
den Krieg in den eigenen Vorgarten
Titel Kampf der Welten
(The War of the Worlds)
Drehbuch Barré Lyndon
nach dem gleichnamigen Roman von H.G. Wells
Regie Byron Haskin, USA 1953
Darsteller Gene Barry, Ann Robinson, Les Tremayne, Robert Cornthwaite, Sandro Giglio, Lewis Martin, Houseley Stevenson Jr., Paul Frees, William Phipps, Vernon Rich, Henry Brandon, Jack Kruschen, Cedric Hardwicke, Cliff Clark, Rudy Lee u.a.
Genre Science Fiction
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
6. Januar 1954
Inhalt

An einem warmen Sommerabend in den 1950er Jahren beobachten die Einwohner einer kalifornischen Kleinstadt, wie in der Nähe von ihnen ein meteorähnliches Objekt zu Boden stürzt. Polizei und Feuerwehr halten das glühende Objekt nach kurzer Begutachtung tatsächlich für einen Meteor, und es werden sofort Pläne geschmiedet, wie der noch glühende, walfischgroße Steinklotz gewinnbringend vermarktet werden könnte.

Nur der zufällig in der Gegend Urlaub machende Physiker Clayton Forrester zweifelt daran, dass es sich tatsächlich um einen Meteoriten handelt, da dieser einen wesentlich größeren Krater hätte erzeugen müssen. Aufgrund seiner immer noch glühenden Oberfläche verschiebt Forrester eine genauere Untersuchung des „Meteors“ auf den nächsten Tag.

In der Nacht begutachtet die Brandwache routinemäßig noch einmal den Stein. Kurz bevor man sich auf den Heimweg machen will, bemerken die drei Männer, wie sich am Stein ein Deckel öffnet. Daraus kommt ein metallisches, einer Kobraschlange ähnelndes Objekt, mit glühend rotem Auge. Als die drei Wachposten sich dem unbekannten Wesen nähern, werden sie durch Strahlen zu Asche verbrannt.

Physiker Forrester, der kurz darauf nur um Haaresbreite den Todesstrahlen entgeht, ist sich sicher, dass es sich um ein Raumschiff vom Mars handeln muss. Als rund um die Erde immer mehr derartige Objekte beobachtet werden, steht schnell fest, dass es sich um eine Invasion vom Mars handelt …

Plakatmotiv (US): War of the Worlds (1953)

Was zu sagen wäre

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind seit Ende des Sezessionskrieges nicht mehr Schauplatz eines Krieges gewesen. Die Bürger dieses Landes haben keine Vortsellung, wie sich das anfühlt, wenn ein Aggressor ihre Städte zu Klump schießt, ihr Land unbewohnbar macht. Die Bürger dieses Landes wissen, ihre Regierung hat die Atombombe. Und die halten die Bürger für ein Allheilmittel gegen jeden Aggressor – vergleichbar einer Schmerzpille. Über Weiteres müssen sie sich keine Gedanken machen.

Die Romanvorlage von H.G. Wells, die der 1898 veröffentlicht hat, spielt eigentlich in England. Die kolonial mächtigen Engländer dieser Zeit waren ähnlich wenig vertraut mit der eigenen Scholle als Schlachtfeld wie die Amerikaner zu Zeiten, als dieser Film ins Kino kommt – acht Jahre nach Ende von Weltkrieg II. Byron Haskins verlegt die Schlacht der Außerirdischen an die Westküste der USA, ins sonnige Kalifornien, dem am ehesten von Japan oder China Kriegsgefahr dohen würde. Und als die ersten Marsianer landen, begegnen ihnen die unbedarften Zivilbürger mit weißen Flaggen als Zeichen des guten Willens, ganz so, wie sich unbesiegbar wähnende Menschen fremden Kulturen nähern.

Diese vermeintlichen Masters of the Universe werden hier rasch zurecht gestutzt. Und zwei Jahre nach Robert Wises „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ entfesseln die Spezial-Effekt-Künstler des ”War of the Worlds“ eine Zerstörungskraft, die ihresgleichen nicht findet im bisherigen US-Kino. Es ist eine politische Botschaft, die der Film bei aller naiven SFX-Gläubigkeit aussendet. Er zeigt US-Bürgern etwas, das sie nicht kennen – und das sind n icht die Marsianer. Die sind nur der MacGuffin, der Auslöser für die Schicksale, die in der Folge zu erzählen sind.

Im Prolog fasst der Film die Schrecknisse des Ersten und des Zweiten Wiltkrieges zusammen, zeigt Kriegsschiffe, Flugzeuge, die Bomben werfen – auf europäische Städte – und er beklagt da, dass die Menschheit nicht in der Lage sei, miteinander klar zu kommen. Bis ein Feind von Außen kommt; heißt: Die Gesellschaft braucht einen Feind von Außen, um im Inneren zusammenwachen zu können. Das tut sie hier. Und auch nicht.

Die beklemmensten Szenen hat der Film, wenn die außerirdische Übermacht gewonnen hat und die Menschen ihr Heil in der Flucht und ausschließlich bei sich selbst suchen. Wenn sie also keine Rücksicht mehr nehmen, weil ihnen ihr Leben wichtiger ist, als das des Nebenmannes. Da zeigt Byron Haskin: Des Menschen Wolf ist der Mensch. Der macht noch im Urvertrauen auf seine Unbesiegbarkeit fröhlich Picknick im Lichte des Feuerpilzes der A-Bombe und trampelt Minuten später Kinder, Frauen und andere Schwächere platt, um durchzukommen – was natürlich eine völlig irrationale Handlungsweise ist angesichts der Tatsache, dass da eine fremde Macht gerade die ganze Menschheit auszurotten gedenkt.

Die Fluchtwege, die H.G. Wells in seinem Roman noch anbot – eine Gesellschaft, die sich in Höhlen unter dem Erdboden erhalten und vermehren und auf einen Gegenschlag vorbereiten  könnte – finden bei Byron Haskin kein Echo. Er setzt, weil er nur 85 Minuten Zeit für seine Erzählung hat, auf die Kirche und den christlichen Glauben. Eine Zeit lang feiert der Film noch den Intellekt des Wissenschaftlers, der drauf und dran ist, eine Lösung zur Rettung der Menschheit zu finden, nachdem die Militärs mit ihren Panzern und Kanonen lediglich Sachschaden verursacht, also versagt haben. Aber die Wissenschaft ist es dann auch nicht, zu denen die Menschen flüchten, die eben noch der Detonation einer Atombombe beim Picknick zugeschaut haben. Die Menschen rennen in die Kirche.

Kein Vertreter der Menschheit hat die Menschen am Ende gerettet; das war schon bei H.G. Wells so. Die kleinsten Lebensformen, Bakterien, haben die Invasoren niedergestreckt. So weit, so gut. In Byron Haskins Film sind es die kleinsten Lebensformen, „die Gott erschaffen hat“, die die Invasoren vernichten. Das ist ein wenig ärgerlich angesichts der Tatsache, dass H. G. Wells selbst als Religionskritiker und Atheist gilt.

Während der Film über die Leinwand donnert aber überwiegt die Grandiosität der Gezeigten. Dieser „Kampf der Welten“ ist ein optiwsches Spektakel. Der Film war mit zwei Millionen US-Dollar sehr teuer. Davon gingen aber 1,4 Millionen allein in die aufwendigen Spezialeffekte. Für Drehbuch, Regie, Schauspiel, Dramaturgie waren noch 600.000 Dollar übrig. Auch dieses Verhältnis merkt man dem Film an – kann es dem Spektakel im Kinosessel, dass den US-Bürgern die Schrecknisse des Krieges näher bringt, als jeder Wochenschaubericht, aber nicht so recht übel nehmen.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
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